Symbolbild: Hat sich der Vermieter mit rosa Fensterrahmen an moderniserungsunwilligen schwulen Mietern gerächt? (Bild: A_Peach / flickr)
Ein schwules Mieter-Paar aus Hannover warf seiner Wohnungsbaugenossenschaft homophobes Mobbing vor und zog vor Gericht. Der Grund: Bei Modernisierungsarbeiten in dem Mehrfamilienhaus waren die Fensterrahmen der beiden Männer als einzige rosa gestrichen worden. Bei allen anderen Mietern wurden die Fenster ausgetauscht, das schwule Paar hatte dieser Modernisierung jedoch nicht zugestimmt.
Wegen Diskriminierung verklagte es die Wohnungsgenossenschaft Gartenheim auf 1.500 Euro Schmerzensgeld. Beim Gütetermin am Donnerstag vor dem Amtsgericht Hannover wies Vermieter-Anwalt Frank Bentes laut "Bild"-Zeitung die Vorwürfe zurück und behauptete, die Farbe "diente nur Markierungszwecken".
Die streitenden Parteien einigten sich schließlich auf einen Vergleich: Das schwule Paar erhält von der Wohnungsbaugenossenschaft 1.000 Euro unter anderem für die "subjektiv empfundene" Diskriminierung. Die beiden Männer kündigten allerdings an, sich nun nach einer neuen Wohnung umzusehen.
Der Vermieter ist in Hannover kein unbeschriebenes Blatt
Gegen die Wohnungsgenossenschaft Gartenheim gab es bereits vor einigen Jahren schwere Rassismus-Vorwürfe. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2015 hatte der geschäftsführende Vorstand Günter Haese mit rechtsradikalen Parolen gegen Flüchtlinge gehetzt. Unter anderem behauptete er in einem vierseitigen Traktat, die "für uns vertraute gute alte deutsche Toilette" sei "in weiten Kreisen der restlichen Weltbevölkerung eher rätselhaft, unpraktisch bis unbrauchbar".
Bei einer "zahlenmäßigen Explosion von einströmenden Menschen in unser Wohnungssystem" werde sich die Bundesrepublik "in naher Zukunft als niedergetrampelte, ausgestorbene Nation im Geschichtsbuch wiederfinden", zeichnete Haese darüber hinaus ein Schreckensszenario. Deutschland sei ohnehin seit dem Zweiten Weltkrieg ein "besetztes Land" und in weiten Teilen "fremdgesteuert".
Hannovers damaliger Oberbürgerneister Stefan Schostok (SPD) hatte die "menschenverachtenden Parolen" scharf kritisiert. Der Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft (VdW) Heiner Pott konstatierte beim Gartenheim-Chef "ein Weltbild, das bei der NSDAP gängig war". (cw)