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Todesursache unklar
Haiti: Prominenter schwuler Aktivist tot aufgefunden
Charlot Jeudy wurde als Chef einer bekannten LGBTI-Organisation jahrelang bedroht. Nun ist er unter mysteriösen Umständen gestorben.

The American Jewish World Service / wikipedia) Charlot Jeudy ist im Alter von nur 34 Jahren gestorben (Bild:
- 26. November 2019, 11:19h 2 Min.
Der Vorsitzende der haitianischen LGBTI-Organisation "Kouraj" (Mut) ist tot. Charlot Jeudy wurde am Montag leblos in seiner Wohnung in der Hauptstadt Port-au-Prince aufgefunden. Das erklärte eine "Kouraj"-Aktivistin gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Die Polizei will sich bislang nicht zur Todesursache äußern. Jeudy wurde nur 34 Jahre alt.
Jeudy war in Haiti ein bekanntes Gesicht und warb in Talkshows oder anderen öffentlichen Foren immer wieder für die Anerkennung von LGBTI-Rechten. Gegen ihn hatte es im bitterarmen karibischen Staat mit elf Millionen Einwohnern in den letzten immer wieder Gewaltdrohungen, darunter auch Todesdrohungen, gegeben. Deswegen musste er etwa vor drei Jahren ein geplantes LGBTI-Festival absagen.
"Auch wenn die Todesursache bislang noch nicht feststeht, befürchten wir, dass er mit dem Anti-LGBTI-Gewaltschub in Haiti zusammenhängt", erklärte Jessica Stern von der internationalen LGBTI-Organisation OutRight Action International. Sie rief die Polizei dazu auf, transparente Ermittlungen durchzuführen.
Homophobie gehört in Haiti zum guten Ton
Homosexualität ist in Haiti zwar seit 1791 legal. Allerdings herrscht im Land wie in großen Teilen der Karibik eine größtenteils religiös begründete homo- und transphobe Atmosphäre. Vier von fünf Haitianern sind Mitglieder der katholischen Kirche, die Schwule und Lesben als unmoralisch beschimpft. Homosexuelle Paare werden im Land nicht anerkannt, es gibt außerdem keinerlei Antidiskriminierungsgesetze, die sexuelle und geschlechtliche Minderheiten schützen.
Auch aus der Politik kommen immer wieder LGBTI-feindliche Initiativen: So beschloss der Senat 2017 einen Gesetzentwurf, der die "öffentliche Unterstützung" für Homosexualität verbietet (queer.de berichtete). Diese haitianische Version eines Homo-"Propangada"-Gesetzes ist aber noch nicht in Kraft getreten, da sich die andere Parlamentskammer, die Chambre des députés, noch nicht damit beschäftigt hat.
Senator Carl Murat Cantave, der Autor des Gesetzes, machte Homosexuelle für die wiederholten Erdbeben und Wirbelstürme im Land verantwortlich. "Sündiges Sexualverhalten" sei laut der Bibel der Grund für Naturkatastrophen, so seine Argumentation. (dk)

Und wenn man dann bedenkt, dass dort noch Leute Urlaub machen...