12 Kommentare
- 27.11.2019, 15:21h
- Diese Novelle hat ein Negativbild von schwulen Männern geprägt wie kaum ein zweites literarisches Werk. Da haben wir den ältlichen Mann, der besessen ist von der sexuellen Attraktion eines Jungen an der Grenze zwischen Pädos und Ephebos und der weil er davon nicht lassen kann an einer schaurigen Seuche stirbt. Kein katholischer oder evangelikaler Fanatiker hätte sich das besser ausdenken gekonnt.
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- 27.11.2019, 16:00h
- Wenn du dir den Mann auf dem Boot anschaust, der krampfhaft jünger wirken will, um junge Männer ins Bett zu bekommen, dann ist damit ein Typus beschrieben, den man auch heute noch oft in der Community findet.
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- 27.11.2019, 17:37h
- "Schauerlich angemutet sah Aschenbach ihm und seiner Gemeinschaft mit den Freunden zu." Nichts schlimmer als eine alte Tunte, die immer noch auf junge Tunte macht, ja. Auch diese Figur dient schon gleich zu Anfang der Verächtlichmachung schwuler Männer.
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- 27.11.2019, 20:24h
- Moment mal, verstehe ich Deinen Kommentar jetzt richtig? Ältere Männer dürfen Jugendliche Männer ab 15 nicht mehr attraktiv finden? Ich war damals recht angetan von diesem Film. Gebe ich unumwunden zu. Noch heute mit 68 würde ich junge Männer vorziehen. Tue es aber nicht. Schon aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen nicht. Hier gleich mit Pädophil daherzukommen, ist echt reichlich übertrieben. Aber so ist eben auch die Community, wehe man steht auf jüngeres Gemüse, dann ist man gleich der Kinderschänder. Ich kann sehr gut nachvollziehen, weshalb sogenannte Boyliebhaber mit der Schwulen Subkultur rein gar nichts zu tun haben wollen.
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- 27.11.2019, 21:41h
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Seh ich anders.
Der Mann hat einen schönen ruhigen Tod im Angesicht der männlichen Schönheit.
Deren Wert wird durch den Text nach 2000 Jahren Christentum wiederentdeckt. Die griechischen Sagen, die im Text vorkommen, waren für mich als jugendlichem Leser ein gutes Gegengift gegen die Bibel. Sie haben mein schwules Selbstbewusstsein gestärkt.
Dass Jugend unwiederbringlich ist, erfahren auch Heteros, die gerade heutzutage sich genauso unfreiwillig komisch verhüngen wollen wie Aschenbach. - |
- 28.11.2019, 13:49h
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Das hab ich nicht gesagt. Mir ging es darum, dass Thomas Mann hier genau jenes Bild vom ältlichen Schwulen, der Jungs hinterhersteigt, geschaffen hat, das bis auf den heutigen Tag von Christen zur homofeindlichen Stimmungsmache missbraucht wird.
Nebenbei: Zwischen meinem Mann und mir liegen 20 Jahre, und mit 20 hatte ich kurze Zeit auch schon einen doppelt so alten Freund. Das macht mich hoffentlich unverdächtig. - |
- 28.11.2019, 14:01h
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Man sollte nicht nur die letzten Sätze vom scheinbar ruhigen Tod lesen, sondern seine Aufmerksamkeit auf die vorangehende Symptomatik lenken: "Sein Kopf brannte, sein Körper war mit klebrigem Schweiß bedeckt,sein Genick zitterte, ein nicht mehr erträglicher Durst peinigte ihn (...)." - "Er hatte mit (...) Schwindelanfällen zu kämpfen, die von einer heftig aufsteigenden Angst begleitet waren, einem Gefühl der Ausweg- und Aussichtslosigkeit (...)."
Gar so schön stellt sich Thomas Mann den Tod im Angesicht von Jugend und Schönheit denn doch nicht vor. - |
- 28.11.2019, 15:11h
- Danke für diese Antwort. War wohl hier ein deutliches Missverständnis. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie einige aus der Schwulen Szene in Westberlin damals auf mich reagiert hatten, als ich diese etwas prickelnde Rolle im Film Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof zu übernahm. Darin spielte ich den Freund und Liebhaber des Detlef. Den Rolf. Kommt im Film gar nicht so zum tragen. Ums kurz zu machen, als der Film rauskam, wurde ich als Boyliebhaber kritisiert. Letzteres hatte mich tief verletzt, da dies nicht zutraf. Da obendrein enge Bekannte von mir das Gerücht verbreiteten, ich würde ja nur auf Jungs stehen. Und ja, ich fühle mich eher zu jüngeren Männern hingezogen, als zu Gleichaltrigen.
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- 28.11.2019, 22:07hHannover
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""Mir ging es darum, dass Thomas Mann hier genau jenes Bild vom ältlichen Schwulen, der Jungs hinterhersteigt, geschaffen hat,""..
Der homosexuelle Thomas Mann hat hier nichts "erfunden", sondern mE nur sich selbst beschrieben..
Vielleicht war das Ganze gar zur "Abschreckung" an seine beiden Queeren Kinder gedacht.. - |
- 28.11.2019, 22:37h
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Na ja:
"Sein Haupt war an der Lehne des Stuhles langsam der
Bewegung des draußen Schreitenden gefolgt; nun hob es sich, gleichsam
dem Blicke entgegen, und sank auf die Brust, so daß seine Augen von
unten sahen, indes sein Antlitz den schlaffen, innig versunkenen
Ausdruck tiefen Schlummers zeigte. Ihm war aber, als ob der bleiche
und liebliche Psychagog dort draußen ihm lächle, ihm winke; als ob er,
die Hand aus der Hüfte lösend, hinausdeute, voranschwebe ins
Verheißungsvoll-Ungeheure. Und wie so oft machte er sich auf, ihm zu
folgen."
Das ist ein antiker Todesengel, der mir schön genug ist. - |