Teilnehmer beim CSD in Salt Lake City – die Hauptstadt von Utah ist auch das Zentrum der weltweit aktiven Mormonenkirche (Bild: Delta News Hub / flickr)
Utah wird voraussichtlich als 19. US-Bundesstaat sogenannte Konversionstherapien mit dem Ziel, Homo- oder Transsexualität zu "heilen", verbieten. Eine entsprechende Regelung soll im Januar 2020 in Kraft treten, kündigte der republikanische Gouverneur Gary Herbert an. Die neue Vorschrift wird von LGBTI-Aktivisten, Politikern und sogar von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonenkirche) unterstützt.
Die Zustimmung der Mormonen war wichtig, da die Kirche in Utah einen erheblichen politischen Einfluss hat. Die meisten Abgeordneten des Senats und des Repräsentantenhauses in Salt Lake City und knapp zwei Drittel der Bevölkerung des 3,1 Millionen Einwohner zählenden Staates gehören der viertgrößten christlichen Glaubensgemeinschaft der USA an.
Das Okay der Mormonen kommt überraschend, da die Kirche in der Vergangenheit besonders durch ihre Homophobie aufgefallen ist. Insbesondere die Ehe für alle ist den Kirchenoberen ein Dorn im Auge – sie wurde noch vergangenes Jahr als satanisch diffamiert (queer.de berichtete). Zuletzt gab man sich allerdings etwas milder und wertete gleichgeschlechtliche Ehen unter Mormonen nicht mehr als Abfall vom Glauben, sondern "nur" noch als "ernstes Vergehen" (queer.de berichtete).
Die neue Regelung verbietet lizenzierten Therapeuten, minderjährige Schwule, Lesben, Bisexuelle oder Transpersonen zu "heilen". Nach einer kurzen Phase der öffentlichen Konsultation könne das Verbot am 22. Januar in Kraft treten.
Mormonen zufrieden mit "Klarstellungen"
Im vergangenen Monat hatte die Mormonenkirche das Verbot noch abgelehnt, weil es die Religionsfreiheit einschränke (queer.de berichtete). Daraufhin wurde der Entwurf dahingehend verändert, dass Geistliche oder kirchliche Lebensberater nicht unter das Verbot fallen. Auch Eltern oder Großeltern, die lizenzierte Therapeuten sind, dürfen ihre leiblichen Kinder oder Enkel weiterhin "heilen". Kirchensprecher Marty Stephens betonte jedoch am Dienstag: "Wir lehnen Konversionstherapien ab und unsere Therapeuten praktizieren so etwas nicht. Wir sind jedoch dankbar für die Klarstellungen im Entwurf."
Trotz der Einschränkungen begrüßten auch LGBTI-Aktivisten die Regelung. Troy Williams von der Organisation "Equality Utah" bedankte sich bei Gouverneur Herbert für dessen Einsatz für ein Verbot, das "mit Sicherheit Leben retten wird", so Williams.
LGBTI-Aktivisten und Opfer der "Homo-Heilung" hatten im September in einer Anhörung für ein Verbot der Praxis geworben. Gouverneur Herbert zeigte sich damals beeindruckt – und sagte: "Die Geschichten von Jugendlichen, die diese sogenannten Therapien durchmachen mussten, sind herzzerreißend."
Experten warnen schon seit Jahren davor, dass Menschen durch "Konversionstherapien" in die Depression oder gar den Suizid getrieben werden. Der Weltärztebund erklärte deshalb 2013, dass "Homo-Heilung" die Menschenrechte verletze und nicht zu rechtfertigen sei (queer.de berichtete). In Deutschland wird derzeit über einen Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) debattiert, der "Homo-Heilung" teilweise verbieten soll (queer.de berichtete). Allerdings halten LGBTI-Aktivisten den Entwurf für bei weitem nicht ausreichend (queer.de berichtete). (dk)
Nur, weil Mormonen IHRE Religionsfreiheit eingeschränkt sahen, die Diskriminierung von Homosexuellen und Transsexuellen weiterhin erlaubt, wurde dieser "Kompromiss" gesucht.
Warum sind Mormonen umgeschwenkt? Sind sie gar nicht, sie versuchen damit nur, nicht zu negative Publicity zu bekommen. Im Kirchenaltag ist es weiterhin erlaubt, uns zu diskriminieren, ja, an der Kircheneigenen Brigham Young Universität gab es bis in die Achtziger hinein, Aversions- und Elektroschocktherapien.
Im "Church Handbook of Instructions", dem Leitfaden für mormonische Führungskräfte (Bischof, Pfahlpräsident und höher, steht zum Beispiel, dass jemand, der homosexuell oder transsexuell ist, exkommuniziert werden darf. Als in Kalifornien die "Homo-Ehe" legal werden sollte, haben Mormonen mit anderen Fundis eine Proposition mit Lügen und Unterstellungen gestartet, und haben die Ehe erst einmal gestoppt, bis der Supreme Court der USA und Kaliforniens dem einen Riegel vorschoben.
Darum: Traut keinen Mormonen und auch sonst keinen Fundis. Die fressen Kreide, wenn es nötig ist, oder stecken ihre eiserne Faust in einen Samthandschuh.