Melania Ramirez (r.) und ihre Partnerin Chris hatten den Angriff selbst publik gemacht (Bild: privat)
Wegen des Angriffs auf ein lesbisches Paar in einem Londoner Bus müssen sich drei Jugendliche seit Donnerstag in Großbritannien vor Gericht verantworten. Die drei Jungen im Alter von 15, 16 und 17 Jahren gaben am ersten Prozesstag vor einem Jugendgericht im Londoner Stadtteil Highbury zu, ein lesbisches Paar Ende Mai in einem Nachtbus belästigt und bedroht zu haben. Entsprechende Anklagepunkte hatten sie in einer vorherigen Anhörung noch bestritten. Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt.
Nach ihrer brutalen Attacke auf das Paar war im Juli zunächst gegen vier Jugendliche ein Ermittlungsverfahren wegen eines "schweren Hassverbrechens" eingeleitet worden. Die Anklage gegen einen 17-Jährigen wurde schließlich mangels Beweisen fallen gelassen.
Der Angriff hatte sich am 30. Mai im Londoner Viertel Camden Town im Norden der Stadt ereignet und nach einer Schilderung der Tat in sozialen Netzwerken durch die Opfer weltweite Schlagzeilen gemacht (queer.de berichtete). Die 28-jährige angegriffene Melania Ramirez, die damals den Nachnamen Geymonat trug, gab an, die Jungen hätten sie und ihre Freundin Christine Hannigan im Oberdeck des Busses in den frühen Morgenstunden bedrängt.
Sie hätten aggressiv über Sex-Stellungen und lesbische Paare gesprochen und die Frauen aufgefordert, sich zu küssen, damit sie zusehen könnten. Als die beiden Frauen sich weigerten, hätten die Jungen sie mit Münzen beworfen und sie so heftig geschlagen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Streit um Bewertung als Hassverbrechen
Bei Facebook veröffentlichte Ramirez damals ein Foto ihrer blutigen Gesichter. Vor Gericht wurden am Donnerstag Aufnahmen von Überwachungskameras gezeigt, die die Schilderungen zu der gut neunminütigen Prozedur bestätigten.
Die beiden Frauen müssen am Freitag aussagen, nachdem der Anwalt des 17-Jährigen angab, das Verhalten seines Mandanten basiere nicht auf Homophobie. Auch der Angeklagte wird dazu gehört werden. Richterin Susan Williams hatte zuvor nach der Sichtung des Kameramaterials betont, sie tue sich schwer mit der Einschätzung als Hassverbrechen. Es sei aber offensichtlich, dass sich die Angeklagten für die Frauen wegen ihrer Gleichgeschlechtlichkeit interessierten, und sie bewerte das zunächst als strafverschärfendes Merkmal.
Der 16-Jährige bekannte sich zusätzlich zu der Belästigung zum Diebstahl der Handtasche Hannigans und der Nutzung von Diebesgut, dem Smartphone von Ramirez, schuldig. Der 15-Jährige gab zu, ihre gestohlene Bankkarte verwendet zu haben. Die Urteile zu allen drei Jugendlichen sollen kurz vor Weihnachten gesprochen werden.
Der Angriff hatte zu einer großen öffentlichen Solidarität mit dem lesbischen Paar geführt. Die damalige britische Premierministerin Theresa May verurteilte die Tat etwa als "widerliche Attacke": "Niemand sollte jemals verbergen müssen, wer er ist oder wen er liebt, und wir müssen zusammenarbeiten, um die unakzeptable Gewalt gegen die LGBT-Community zu beseitigen", so die Konservative. Londons sozialdemokratischer Bürgermeister Sadiq Khan ergänzte: "Hassverbrechen gegen die LGBT+-Community werden in London nicht toleriert." (afp/cw)
Judge Williams, nachdem ich die Aufnahmen gesehen habe, kann ich darin nichts sehen, was Ihre Auffassung auch nur im Ansatz bestätigen würde. ES IST EIN HASSVERBRECHEN! Die Jugendlichen haben es gezielt auf die beiden Frauen abgesehen, weil sie Lesben sind.
Haben Sie etwa Sympathie für die Täter?