Sabine Leutheusser-Schnarrenberger war von 1992 bis 1996 sowie von 2009 bis 2013 Bundesjustizministerin. Sie ist seit November 2018 Antisemitismus-Beauftragte in Nordrhein-Westfalen (Bild: Benjamin Janecke / wikipedia)
Die Antisemitismus-Beauftragte des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, fordert eine freiwillige Selbstkontrolle für Musik-Texte. "Die gibt es zwar bei Filmen und Computerspielen, im Fall der Musik aber nicht", sagte sie der "Bild"-Zeitung. "Ich denke allerdings, dass wir so etwas unbedingt brauchen."
Insbesondere in Rap-Texten werde häufig Hetze verbreitet. "Ich halte diese Szene und vor allem den Gangsta-Rap für sehr gefährlich. Denn die oft antisemitischen oder homophoben Songs erreichen meist junge Menschen von 12 bis 18 Jahren", sagte die frühere Bundesjustizministerin der FDP der Zeitung. "So sickern antisemitische Gedanken aus den Kopfhörern und Musik-Boxen immer weiter in die Gesellschaft ein."
Leutheusser-Schnarrenberger sprach sich für eine Studie aus, um die Wirkung des Antisemitismus im Rap auf junge Menschen zu erforschen. "Und dann brauchen wir unbedingt Formen der Selbstkontrolle – auch in der Musik."
Rapper wie Kollegah oder Bushido verbreiten Homophobie
Zuletzt hatten unter anderem die Deutschrapper Kollegah und Farid Bang wiederholt mit antisemitischen und homosexuellenfeindlichen Texten für Aufregung gesorgt. Ihr viel kritisierter Auftritt beim "Echo" 2018 sorgte dafür, dass der Musikpreis nach rund drei Jahrzehnten abgeschafft wurde (queer.de berichtete). In Köln fand deshalb vor gut zwei Wochen eine Demonstration vor einer Veranstaltungshalle statt, in der Kollegah ein Konzert gab. Der Rapper machte sich daraufhin über "Emanzen-Demonstranten" lustig (queer.de berichtete).
Bislang gibt es bei Musiktexten lediglich die Möglichkeit, eine Indizierung bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zu erreichen. Dies führt dazu, dass entsprechende Lieder oder Alben nicht mehr beworben und nicht mehr an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen. Allerdings ist diese Indizierung im Zeitalter von Internet-Downloads aus dem Ausland kaum mehr durchzusetzen. Es wird kritisiert, dass viele junge Menschen erst durch die entsprechende Indizierung von dem Album erfahren und es dann erst recht populär wird. Ende Oktober sorgte für Schlagzeilen, als ein Gericht die Indizierung eines Bushido-Albums aus dem Jahr 2015 ("Du Schwuchtel wirst hier ausradiert") aufrecht erhielt (queer.de berichtete). (dpa/dk)
Eigentlich sagt einem das doch das eigene Gewissen. Wenn man eines hat.
Aber wenn das der Musikindustrie bisher egal war, wird es denen ohne genaue Vorgaben auch in Zukunft egal sein.