Itaberli Lozano wurde von seiner homophoben Mutter vor seinem 18. Lebensjahr brutal ermordet
Ein Geschworenengericht in der südbrasilianischen Großstadt Ribeirão Preto hat laut lokalen Medienerichten vergangene Woche eine Frau schuldig gesprochen, die offenbar aus Homosexuellenhass ihren schwulen Sohn erstochen hatte. Tatiana Ferreira Lozano Pereira muss demnach für 25 Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Zwei Berufskiller, die sie engagiert hatte, wurden zu je 21 Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
Der Fall um den 17-jährigen Itaberli (alternative Schreibweise: Itaberlly) Lozano hatte vergangenes Jahr weltweit Entsetzen ausgelöst (queer.de berichtete). Laut der Staatsanwaltschaft zog der Teenager 2016 zu seiner Großmutter, weil ihn seine Mutter nach seinem Coming-out als schwuler Mann nur Hass entgegengebracht habe. Am Tag seines Todes habe die Mutter dann vorgegeben, sich mit ihrem Sohn versöhnen zu wollen. In Wirklichkeit habe sie aber zwei damals 18- und 19 Jahre alte Killer angeheuert, um ihren Sohn zu töten. Die beiden sollen ihr Opfer verprügelt und laut einer Aussage sogar versucht haben, ihn zu erhängen. Laut anderer Aussagen hätten sich die jungen Männer am Ende geweigert, den 17-Jährigen zu töten. Daraufhin habe die Mutter selbst ein Messer genommen und ihren Sohn getötet mit mehreren Stichen getötet. Danach habe sie die Leiche Mit Hilfe ihres Ehemanns in einem Zuckerrohrfeld verbrannt.
Angeklagte stellt sich als Opfer dar
Itaberli und seine Mutter in einem Bild, das vor dem Coming-out in sozialen Medien veröffentlicht worden war
Die Angeklagte versuchte sich dagegen als Opfer darzustellen: Ihr Sohn habe Drogen genommen und oft Männer nach Hause gebracht. Als sie dagegen protestiert habe, habe er gedroht, sie zu töten. Deshalb habe sie die beiden jungen Männer als Bodyguards angeheuert. Die Jury glaubte ihr aber diese Darstellung nicht – auch weil andere Familienmitglieder den Sohn als sehr zurückhaltend bezeichneten. Sein Onkel erklärte etwa: "Er hatte einen Job, war immer sehr freundlich und hatte nie Streit angefangen. Die einzige Person, mit der er Probleme hatte, war seine Mutter. Sie hat nie akzeptiert, dass er ein Homosexueller war."
Laut brasilianischen Medienberichten wird erwartet, dass alle drei wegen des Mordes verurteilte Personen Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen wollen.
LGBTI-Aktivisten schlagen schon seit Jahren Alarm, dass Brasilien homo- und transphobe Gewalt nicht in den Griff bekommt. Schaut man auf die Gesetzgebung, erscheint das Land zwar als sehr fortschrittlich, da es beispielsweise bereits 2013 – vier Jahre vor Deutschland – die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hat. Allerdings beklagen LGBTI-Aktivisten seit Jahren, dass die Macho-Kultur zu vielen Morden an Homo- und Transsexuellen führe. Die LGBTI-Organisation Grupo Gay da Bahia zählte allein 2018 insgesamt 420 Morde, die aus Homo- oder Transphobie verübt worden sein sollen. Laut Transgender Europe gibt es in keinem anderen Land der Welt so viele Morde an Transpersonen wie in Brasilien.
Die Lage hat sich laut Aktivisten in diesem Jahr noch einmal verschärft, weil der 209 Millionen Menschen zählende Staat seit Januar mit Jair Bolsonaro einen rechtsextremen Präsidenten hat, der sexuelle und geschlechtliche Minderheiten verachtet. Unter anderem hatte er erklärt, es wäre ihm lieber, sein Sohn wäre tot als schwul (queer.de berichtete). (dk)
Unfassbar, zu was ein Mensch in der Lage ist.
Gut, dass sie verurteilt wurde.