Im erzkonservativen Sender Fox News Channel verbreitet Franklin Graham gerne die These, dass Gott persönlich US-Präsident Donald Trump den Wahlsieg geschenkt habe (Bild: Screenshot Fox News Channel)
Der evangelikale US-Pfarrer Franklin Graham hat am Samstag seine Anhänger auf Facebook aufgerufen, dafür zu beten, dass die Schnellrestaurant-Kette Chick-fil-A der "LGBTQ-Agenda" entgegentrete und nicht "nach links abdriftet". Der 67-Jährige sprach sich für einen "Bete-für-Chick-fil-A-Tag" aus.
Hintergrund ist eine Ankündigung des Restaurants mit mehr als 2.000 Filialen in den USA vom vergangenen Monat, sich künftig bei Firmenspenden auf die Themenbereiche Bildung, Obdachlosigkeit und Hunger zu konzentrieren (queer.de berichtete). Zuvor war das von evangelikalen Christen gegründete Unternehmen immer wieder in die Kritik geraten, weil es auch LGBTI-feindlichen christlichen Organisationen und sogar Homo-"Heilern" große Summen Geld überwies (queer.de berichtete). Nach einer aggressiven Gegenreaktion von LGBTI-feindlichen Politikern und Aktivisten wie dem texanischen Senator Ted Cruz relativierte die Führungsebene von Chick-fil-A ihre Pläne, nannte aber keine weiteren Details.
Graham erklärte in dem langen Facebook-Eintrag, dass wohl einiges an der Kritik an Chick-fil-A richtig gewesen sei. "Für christliche Schulen, Unternehmen und Organisationen gibt es immer die Gefahr, nach links abzudriften. Ich hoffe sehr, dass Chick-fil-A das nicht zulässt." Er lobte, dass Chick-fil-A gegen den Strom schwimme und nicht "vor der LGBTQ-Agenda kapituliert wie die Mehrheit der amerikanischen Konzerne". Der Pastor gab folgende Handlungsanweisungen an seine Anhänger: "Ich würde Christen überall aufrufen, für [Vorstandschef] Dan Cathy, seinen Brudder Bubba und seine Familie zu beten, während sie viele wichtige Entscheidungen zu treffen haben." Er bete dafür, dass "Gott sie leitet und lenkt", so dass sie sich über das Schnellrestaurant weiterhin für "biblische Werte" einsetzen könnten. Graham beendete seinen Eintrag mit der Frage: "Werden Sie mich beim Beten unterstützen?"

Graham stammt aus einer homophoben Dynastie
Bereits wiederholt hatte Franklin Graham gegen queere Menschen polemisiert. So warb er immer wieder für Homo-"Heilung" und lobte unter anderem das russische Gesetz gegen Homo-"Propaganda". 2015 rief er zum Boykott LGBTI-freundlicher Unternehmen auf und erklärte ein Jahr später, dass Homosexuelle "Feinde" der Christen seien. Graham ist der Sohn des Anfang 2018 verstorbenen Erweckungspredigers Billy Graham. Auch der prominente Vater war äußerst homophob: Er bezeichnete zu Lebzeiten gleichgeschlechtliche Liebe als "unheilvolle Form der Perversion", die zu einem Verfall der Zivilisation führen werde.
Immer wieder macht Franklin Graham auch Politik: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bezeichnete er etwa pauschal den Islam als "böse" und unterstützte die amerikanische Invasion des Iraks. 2010 behauptete er, Barack Obama sei als Muslim geboren worden. Im Januar 2017 trat er bei der Amtseinführung Donald Trumps auf. Auch in den aktuellen Präsidentschaftswahlkampf hat er sich bereits eingeschaltet: Graham forderte den offen schwulen Kandidaten Pete Buttigieg auf, für seine Homosexualität Buße zu tun (queer.de berichtete). Für Präsident Trump ist Graham als Unterstützer äußerst wichtig, da er nur wegen des starken Ergebnisses unter weißen evangelikalen Wählern die Präsidentschaftswahl 2016 gewinnen konnte. (dk)