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Wien
Erzbischof kritisiert "homoerotische Provokation" im Stephansdom
Der frühere vatikanische Diplomat Carlo Maria Viganò hat seine Glaubensbrüder in Österreich scharf kritisiert, weil im Stephansdom bei einem Benefiz-Abend an die Aids-Opfer erinnert wurde.

Kardinal Schönborn zeigte sich von Künstlerinnen und Künstlern wie Dorretta Carter begeistert – dafür wird er jetzt gescholten (Bild: Screenshot ORF)
- 3. Dezember 2019, 15:52h 2 Min.
Im Wiener Stephansdom ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag anlässlich des Welt-Aids-Tages wieder ein Benefiz-Abend mit vielen Stars durchgeführt worden. "Die Lange Nacht der Solidarität" findet seit 2017 statt und soll sowohl an die Opfer von HIV/Aids erinnern als auch Geld für Aids-Projekte sammeln (queer.de berichtete). Dieses Jahr war erneut Christoph Kardinal Schönborn, der Erzbischof von Wien, anwesend. Die Einnahmen der Veranstaltung kamen diesmal einem Aids-Hospiz in Afrika zugute.
Doch nicht alle sind begeistert: Scharfe Kritik an der Veranstaltung kommt jetzt vom italienischen Erzbischof Carlo Maria Viganò, dem ehemaligen vatikanischen Botschafter in den USA. Der 78-Jährige erklärte in einem auf der kanadischen Website "Life Site News" veröffentlichten Offenen Brief an den katholischen Aktivisten Alexander Tschugguel, das Benefiz-Konzert sei eine "homoerotische und blasphemische Provokation" gewesen. Tschugguel, ein Aktivist der LGBTI-feindlichen "Demo für alle", hatte während der Benefiz-Veranstaltung vor dem Dom mit Gleichgesinnten eine Demonstration abgehalten.

Roman Catholic Archdiocese of Boston / flickr) Erzbischof Carlo Maria Viganò hält eine katholische Aids-Benefizveranstaltung für undenkbar (
Viganò: LGBTI müssen von Jesus gerettet werden
"Homo-Aktivisten, Transvestiten und Transsexuelle treten im Stephansdom auf, obwohl sie von der katholischen Kirche die Verkündigung der befreienden Wahrheit Christi und das Geschenk seiner rettenden Liebe erfahren sollten, die er allen anbietet, die von aus der Tiefe ihrer Wunden und Reue ihr Bedürfnis nach Rettung kundtun", so Viganò wörtlich.
Die Veranstaltung wurde von Gery Keszler, dem langjährigen Chef des Wiener Charity-Events "Life Ball", organisiert. Auftritte hatten unter anderem Eurovision-Gewinnerin Conchita Wurst, Eurovision-Teilnehmer Cesar Sampson, Andreas Schager, Lidia Baich Martin Haselböck, Sunnyi Melles, Chris Lohner, Dorretta Carter sowie die Blechbläser der Bruckner Universität Wien und der Dommusik St. Stephan.
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Viganò gilt als einer der homophobsten Würdenträger der katholischen Kirche. Er hatte Homosexualität unter anderem als "Plage" bezeichnet und Schwulen die Schuld für den Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche gegeben. Kardinal Schönborn gilt zwar als liberaler, macht aber ab und zu auch Stimmung gegen Homosexuelle, etwa im Streit um die Ehe für alle (queer.de berichtete). (dk)

Links zum Thema:
» Bericht in "Wien Heute", den ORF-Lokalnachrichten
Sagt mehr über ihn und seine Organisation aus als über andere...