Diese Nachricht fand das Opfer an ihrer Wohnungstür (Bild: dgti)
In der Kreisstadt Heide in Schleswig-Holstein bedroht ein unbekannter Täter eine trans Frau mit dem Leben. Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) entdeckte Frau H. am Mittwoch einen beschrifteten Pappdeckel an ihrer Wohnungstür: "Du Transensau (Nutte m. Penis) verpiss Dich", stand darauf. "Dies ist kein Puff. Raus sonst Friedhof." Die Worte Penis und Friedhof drückte der Absender der Hassbotschaft mit Zeichnungen aus.
Erst vor vier Wochen hatte ein ähnlicher Fall im rheinland-pfälzischen Oppenheim für Entsetzen, aber auch eine Welle der Solidarität gesorgt. Auch dort wurde das Opfer mit einem an der Haustür angebrachten Zettel bedroht (queer.de berichtete). Unter der Überschrift "Für ein schwuchtelfreies Oppenheim!" hieß es: "Wer immer diese Transe sieht: Bespuckt ES. Schlagt ES. Früher wärst Du vergast worden, aber auch heute kriegen wir Dich noch." Die 46-Jährige solle aus der Stadt verschwinden, so der anonyme Verfasser: "Du krankes, perverses Schwein, verpiss Dich aus Oppenheim." Illustriert wurde der Drohbrief mit einem Foto der trans Frau, das der Unbekannte offensichtlich von ihrem Facebookprofil kopiert hatte.
dgti: Täter scheinen sich sicher zu fühlen
"Es sind keine Einzelfälle mehr", stellte die dgti in ihrer Pressemitteilung fest – und beklagte einen fehlenden Nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie: "Geht man gegen trans* (transsexuell, transident, transgender) Menschen vor, kann man sich als Täter, rechter Poltergeist der Politik oder Verursacher der Zustände scheinbar sicher fühlen. Anders ist der Anstieg der Hasskriminalität gegen LSBTI um mehr als 50% innerhalb eines Jahres nicht zu erklären."
Frau H. aus Heide werde "selbstverständlich" Anzeige erstatten, so die dgti. "Aber wie in Oppenheim muss das Opfer dieser Hasstaten den Polizisten in der Peripherie erstmal ihren Job erklären und ihnen nahebringen, dass dies eine trans*feindliche Straftat ist, die als solche zu erfassen ist."
Es handele sich bei solchen Vorfällen nicht um dumme Streiche, betonte die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität. "Wer so etwas tut, will verletzen und nimmt die Konsequenzen u.U. sogar einen Selbstmord in Kauf. Es ist kein Kavaliersdelikt, die so getroffenen Menschen leiden psychisch darunter." Die Strafe für die Täter, sollten sie gefasst werden, müsse daher "am oberen Ende des Möglichen" liegen. (cw)
"Deutschland. Ein Land, in dem wir gut und gerne leben."