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LGBT+ Diversity Index
SAP ist das LGBTI-freundlichste Dax-Unternehmen
Das baden-württembergische Softwareunternehmen liegt an der Spitze des ersten "LGBT+ Diversity Index". Ganz hinten reiht sich der bayerische Zahlungsdienstleister Wirecard ein.

Marc Smith / flickr) SAP beschäftigt rund 100.000 Menschen und hat einen Jahresumsatz von 25 Milliarden Euro (Bild:
- 12. Dezember 2019, 13:49h - 3 Min.
SAP-Personalschef Cawa Younosi hat am Mittwoch den erstmals vergebenen Preis als LGBTI-freundlichstes Dax-Unternehmen in Berlin entgegengenommen. Das Unternehmen mit Sitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) konnte sich im erstmals erstellten "LGBT+ Diversity Index" den ersten Platz sichern – als einzige Firma schaffte der Software-Entwickler 100 Prozent. Platz zwei belegte der Münchner Versicherungskonzern Allianz vor dem Technologiekonzern Siemens. Insgesamt sind im Dax die 30 größten deutschen Unternehmen aufgeführt.
Gratulation an SAP für den ersten Platz des DAX 30 LGBT+ Diversity Indexes 2019. Heute Nachmittag haben wir dem…
Gepostet von Uhlala Group am Mittwoch, 11. Dezember 2019
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Der Diversity-Index wurde von der Uhlala GmbH erstellt, die unter anderem die queere Karrieremesse Sticks & Stones organisiert. Er setzt sich aus zehn Fragekategorien zum LGBTI- und Diversity-Engagement der Unternehmen zusammen. Für das Ranking wurden die Unternehmen zu verschiedenen Gesichtspunkten befragt: interne und externe Kommunikation zu LGBTI-Themen, Teilnahme an speziellen LGBTI-Events, ihrem LGBTI-Netzwerk, Schulungen und Sensibilisierung von Angestellten, inklusive Sprache und Verankerung des Antidiskriminierungsschutz in den Unternehmensrichtlinien. SAP konnte in allen Bereichen die volle Punktzahl erreichen.
Insgesamt acht der 30 Unternehmen weigerten sich, den Fragekatalog zu beantworten – darunter auch bekannte große Firmen wie der Bonner Telekommunikationsriese Deutsche Telekom und der Münchner Autobauer BMW. All diese Unternehmen lagen in der Liste ganz hinten. Mit nur fünf Prozentpunkten an letzter Stelle liegt Wirecard, ein Zahlungsdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Aschheim bei München. Wirecard ist erst im September 2018 in den Dax aufgestiegen. Uhlala konnte zwar einen Antidiskriminierungsschutz in den Konzernrichtlinien entdecken, aber ansonsten gibt es offenbar keine Maßnahmen, um queere Menschen im Unternehmen willkommen zu heißen.
Innovative Unternehmen sind LGBTI-freundlicher
"Wir waren überrascht, welche unterschiedlichen Prioritäten die DAX-30-Unternehmen Maßnahmen für LGBT+-Mitarbeitenden einräumen", erklärte Uhlala-Chef Stuart B. Cameron. "Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels stellt sich die Frage, inwiefern Arbeitgeber, die sich nicht für eine offene Unternehmenskultur gegenüber LGBT+ einsetzen, auch in Zukunft innovationsfähig bleiben können." Die Top-Fünf des Indexes (SAP, Allianz, Siemens, Bayer und Daimler) sind zugleich auch in den Top-50 der weltweit innovativsten Unternehmen nach dem Innovationsindex 2019 der Boston Consulting Group. Diese Unternehmen haben laut Uhlala die Bedeutung des Themas erkannt.

Auch der Untersuchung geht hervor, dass 22 der 30 Dax-Unternehmen sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität als festen Bestandteil ihres Diversity-Managements betrachten. LGBTI-Netzwerke sind in 23 der 30 Unternehmen vorzufinden, wovon 20 finanziell von den Firmen unterstützt werden. Bei Mitarbeiterschulungen und der Nutzung einer inklusiven Sprache besteht noch Nachholbedarf für Unternehmen: weniger als die Hälfte der Dax-30 führen diese Maßnahmen durch. Trans Menschen werden bei der Implementierung von Maßnahmen bisher von vielen Dax-Unternehmen nicht berücksichtigt: Bei lediglich 13 der 30 Unternehmen ist die Nutzung eines im Rahmen einer Transition neu gewählten Vornamens offiziell im Unternehmen vor der Personenstandsänderung möglich. SAP hat als einziges Unternehmen des Aktienindexes an mehr als die Hälfte seiner Standorte eine geschlechtsneutrale Toilette eingerichtet.
Umfragen zeigen immer wieder, dass in Deutschland queere Arbeitnehmer noch immer wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert werden. So kam eine Umfrage im Sommer diesen Jahres zum Ergebnis, dass jede vierte LGBTI-Mitarbeiter Erfahrungen mit Benachteiligungen hat (queer.de berichtete). (dk)
