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Brasilien
1,3 Millionen unterschreiben Petition gegen schwulen Netflix-Jesus
Eine brasilianische Weihnachtskomödie erzürnt konservative Christen, da Jesus darin als schwuler Mann darstellt wird.

Jesus (Gregório Duvivier, li.) und Orlando (Fábio Porchat) erleben Abenteuer, die so nicht in der Bibel zu finden sind… (Bild: Netflix Brasil)
- 13. Dezember 2019, 15:09h 2 Min.
Jesus und sein neuer Freund Orlando besuchen Maria und Josefs Haus, in dem eine Gruppe von Freunden eine Überraschungsparty für den gerade 30 Jahre alt gewordenen Gottessohn schmeißt. Das ist die Handlung einer seit Anfang Dezember weltweit auf Netflix erhältlichen 46-minütigen slapstikartigen Weihnachtskomödie, die von der in Brasilien beliebten Comedytruppe Porta dos Fundos (zu Deutsch: Hintertür) produziert wurde.
Der portugieschsprachige Film mit dem internationalen Titel "The First Temptation of Christ" ("A Primeira Tentação de Cristo") hat zu einer großen Protestwelle in Brasilien geführt, weil Jesus darin als schwuler Mann dargestellt wird. Der Titel ist eine Parodie auf den Martin-Scorsese-Film "Die letzte Versuchung Christi" aus dem Jahr 1988, die damals ebenfalls zu wütenden Protesten von konservativen Christen geführt hatte (obwohl die "Versuchung" damals eine Frau war).
Bis Freitagnachmittag haben mehr als 1,33 Millionen Menschen eine Petition auf change.org unterzeichnet, in der Netflix aufgefordert wird, die Komödie aus der Plattform zu entfernen. Als Grund wird angegeben, dass die Komödie bewusst Christen beleidige.
Auch der Sohn des rechtsextremen und LGBTI-feindlichen Präsidenten Jair Bolsonaro forderte ein Verbot: "Wir sind für freie Meinungsäußerung, aber ist es wert, den Glauben von 86 Prozent der Bevölkerung anzugreifen?", fragte Eduardo Bolsonaro auf Twitter.
Im deutschen Netflix kann die Komödie im portugiesischen Original mit deutschen Untertiteln gestreamt werden (Link). Um den Film zu anzuschauen, ist ein Netflix-(Probe-)Abonnement notwendig.
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Der brasilianischen Regierung sind LGBTI-Inhalte im Fernsehen ein Dorn im Auge. Präsident Bolsonaro hatte im August die staatliche Förderung für Fernsehprojekte ausgesetzt, damit keine homo- oder transsexuellen Inhalte mehr gefördert werden (queer.de berichtete). Ein Bundesgericht erklärte diese Anordnung jedoch wenige Wochen später für verfassungswidrig. Die Regierung dürfe die Gelder nicht einfach streichen, da dies öffentlichen Schaden verursachen könne, erklärte Richterin Laura Bastos Carvalho. Es sei Aufgabe der Justiz, Redefreiheit und Gleichbehandlung notfalls vor Eingriffen der Exekutive zu schützen (queer.de berichtete). (dk)

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