Ein Konzert des wegen antisemitischer und homophober Songtexte umstrittenen Rappers Kollegah an diesem Samstag in München ist abgesagt worden. "Die Schwere der berechtigten Vorwürfe gegenüber dem Künstler sowie letztendlich sein Umgang damit" mache die Absage nötig, teilte das Kulturzentrum Backstage, wo Kollegah auftreten sollte, auf seiner Homepage mit.
Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) hatte das geplante Konzert zuvor deutlich kritisiert. Aus seiner Sicht hat Kollegah sich nie ausreichend von Antisemitismus-Vorwürfen gegen ihn distanziert. "Der sendet Signale", sagte Spaenle. "Man könnte das geistige Brandstiftung nennen."
Das Backstage betonte, dass Antisemitismus und Homophobie seiner eindeutigen Haltung widersprächen. "Dabei war für uns immer Voraussetzung gegenüber dem Veranstalter und dem Künstler, dass dieses Konzert – wenn überhaupt – nur stattfinden kann, wenn bei diesem eine ehrliche, kritische Auseinandersetzung stattfindet und der Künstler sich im Vorfeld eindeutig und glaubwürdig anders darstellt. Dies hat der Künstler nicht gemacht."
"Homosexuellenfeindliche Äußerungen sozialethisch nicht vertretbar"
LGBTI-Aktivisten hatten mehrfach homophobe Äußerungen auf Kollegah-Alben kritisiert. Auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte sich bereits 2014 besorgt über die Homophobie im Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 2" von Kollegah und Farid Bang geäußert und es auf den Index gestellt. Für die Behörde seien "die extrem homosexuellenfeindlichen Äußerungen (…) sozialethisch nicht mehr vertretbar". In der öffentlichen Debatte sorgten insbesondere antisemitische Äußerungen ("Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen") für Aufregung. Auch in Interviews gab sich Kollegah judenfeindlich – etwa mit Äußerungen, in denen er Israels Umgang mit Palästinensern mit dem Umgang von Nazi-Deutschland mit Juden gleichstellte.
Bereits am 9. November, dem Jahrestag der Reichsprogromnacht, war ein Konzert Kollegahs in der badischen Kreisstadt Rastatt abgesagt worden. Bei einem Konzert in Köln gab es wenige Tage später vor der Veranstaltungshalle Proteste (
queer.de berichtete). Der 35-jährige Rapper machte sich daraufhin über die "Emanzen-Demonstranten" lustig (
queer.de berichtete).
Für das Kollegah-Konzert am vergangenen Donnerstag in Nürnberg hatte das Jugendamt Auflagen erlassen. Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren durften demnach nur mit erwachsener Begleitung rein, Jüngere hatten gar keinen Zutritt. Kritik an dem Konzert hatte unter anderem die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg geübt. (dpa/dk)