Hartmut Ziebs wollte den Feuerwehrverband ins 21. Jahrhundert führen – doch seine Kollegen sind offenbar noch nicht so weit (Bild: DFV / Katrin Neuhauser)
Hartmut Ziebs hat am Samstag nach monatelangen Querelen seinen Rücktritt als Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands e.V. (DFV) bekannt gegeben. Der 60-Jährige aus dem nordrhein-westfälischen Schwelm erklärte, er habe den Verband für die Zukunft "fit machen wollen", habe aber offenbar "die Gefühle und den Widerstand unterschätzt, die bei solchen Transformations-Prozessen geweckt werden".
Als Beispiel nannte er seine Teilnahme am CSD Köln im Juli diesen Jahres. Er war auf dem Motivwagen des "Netzwerks Vielfalt" des NRW-Feuerwehrverbands mitgefahren. Danach habe er als Rückmeldung aus den Verbänden erfahren, "dass dies als unnötige Provokation gewertet wurde". Weiter schrieb Ziebs: "Das passt in das Bild, dass mir hinter vorgehaltener Hand jetzt auch immer wieder gesagt wurde, ich sei zu progressiv in der Amtsführung gewesen und habe zu wenig darauf geachtet, auch den strukturkonservativen Teil der Feuerwehren mitzunehmen."
Ziebs sieht "rechtsnationale Tendenzen" als Gefahr an
Kritik hatte ihm auch seine Ablehnung von Rechtsextremismus eingebracht. Anfang September sagte er etwa in der "Lausitzer Rundschau": "Die teilweise rechtsnationalen Tendenzen bei der AfD sind eine Gefahr für die Demokratie. Es wäre dramatisch, wenn die Feuerwehr da reinrutscht." Daraufhin forderten ihn fünf von sieben Vizepräsidenten zum Rücktritt auf. Eine Abstimmung im Präsidialamt verlor er mit 20 zu fünf Stimmen.
Da er sich wegen Anfeindungen auch Sorgen um das Wohlergehen seiner Familie mache, werfe er nun das Handtuch, erklärte Ziebs am Wochenende. Er bedauerte, dass der Feuerwehrverband jetzt in der "schlimmsten Krise seiner Geschichte" stecke.
Präsidialamt: "Wir dulden kein radikales Gedankengut"
Der Präsidialrat des Verbandes wies die Vorwürfe ihres noch bis Ende Dezember amtierenden Chefs empört zurück – und beschuldigte ihn, die Unwahrheit gesagt zu haben: "Die Feuerwehrverbände decken keine rechtsnationalen Tendenzen. Wir dulden kein radikales Gedankengut, sondern stehen für alle Werte einer freiheitlichen Demokratie ein."
Vor wenigen Wochen hatte das allerdings noch anders geklungen: Vizepräsident Frank Hachemer hatte Ziebs etwa ausdrücklich wegen seinen Aussagen zum Rechtsextremismus kritisiert und erklärt, er habe seine parteipolitische Neutralität verletzt. "Es ist die Frage, ob dies die Art von Kommunikation ist, die wir uns als Landesverbände von unserem DFV wünschen", so der aus Rheinland-Pfalz stammende Funktionär damals.
Sein eigener NRW-Landesverband stellte sich auch nach dem Rücktritt hinter Ziebs: "Wer die Gefahr von rechtsnational denkenden Menschen in der Feuerwehr leugnet, ist nicht in der Realität", erklärte NRW-Vizechef Bernd Schneider. Die Feuerwehrwelt wisse jetzt, dass sie aufpassen müsse. "Das kann sich Herr Ziebs auf die Fahnen schreiben."
Wohin die Akzeptanz von Rechtsextremismus und Homophobie in der Feuerwehr führen kann, zeigt sich in Polen: Dort wurde im Sommer der Fall eines Feuerwehrmannes bekannt, der öffentlich erklärte, dass er keine Homosexuellen aus dem Feuer retten werde (queer.de berichtete). Nach Berichterstattung in polnischen Medien wurde der Mann schließlich aus dem Dienst ausgeschlossen. (dk)
Wohl eher "schon wieder". Wenn ich mir die gesamte gesellschaftliche Entwicklung z. B. in Deutschland ansehe, habe ich den Eindruck "it gets worse". "Better" ist längst Vergangenheit.