Der zentralafrikanische Atlantik-Anrainerstaat Gabun hat gleichgeschlechtlichen Sex verboten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, hat das Parlament des zwei Millionen Einwohner zählenden mehrheitlich christlichen Landes bereits im Juni ein entsprechendes Gesetz beschlossen, was allerdings in den Medien praktisch unbeachtet blieb.
Ein Beamter habe am Wochenende gegenüber Reuters bestätigt, dass das Homo-Verbot umgesetzt sei. Schwulen und Lesben drohten demnach bis zu sechs Monate Gefängnis sowie eine Geldstrafe von bis zu fünf Millionen CFA-Franc (7.600 Euro).
Aktivist Davis Mac-Iyalla erklärte, dass bereits zwei Männer wegen Homosexualität verhaftet worden seien. Sie seien wieder auf freiem Fuß, nachdem sie den Polizisten Bestechungsgeld gezahlt hätten. "Das Verbot hat die LGBTI-Community noch mehr in den Untergrund getrieben und dazu geführt, dass es zu mehr Schikanierung kommt", so Mac-Iyalla. "Die korrupte Polizei nutzt das, um Menschen zu verhaften, und dann muss man sich mit Bestechung die Freiheit erkaufen."
Verfolgerstaaten auf 70 gestiegen
Laut der LGBTI-Organisation ILGA stieg mit dem Verbot in Gabun die Zahl der Länder, die Homosexuelle kriminalisieren, wieder auf 70 an. Sie war im Juni auf 69 gefallen, nachdem das Homo-Verbot in Botswana aufgehoben wurde (queer.de berichtete). Afrika ist dabei der homophobste Kontinent: 34 der 54 Länder lassen Homosexuelle verfolgen.
Gabun wurde 1970 von Frankreich unabhängig. Anders als in britischen Kolonien, in denen lange Haftstrafen auf Homosexualität verankert wurden, gab es in französischen Kolonien in der Regel keine Bestrafung für Homosexualität. Allerdings war in Gabun das Schutzalter für männliche Homosexuelle jahrzehntelang höher als das für Heterosexuelle. Zudem berichten LGBTI-Aktivisten vor Ort von struktureller Diskriminierung von Schwulen und Lesben und teilweise religiös begründeter Homosexuellenfeindlichkeit.
In einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes heißt es über Gabun: "Offen vorgetragene Bekenntnisse zur Homosexualität werden von großen Teilen der Bevölkerung […] nicht verstanden und als Verstoß gegen die guten Sitten gewertet." (dk)