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Mecklenburg-Vorpommern
Homophobe Attacke in Neubrandenburg: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Gewaltbereite Rechtsextremisten hatten im Frühjahr offenbar aus Homophobie einen schwulen Aktivisten in der mecklenburgischen Großstadt attackiert. Nach neun Monaten soll der Hauptbeschuldigte nun vor Gericht gestellt werden.

Mr. Pommeroy~dewiki / wikipedia) Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg geht gegen einen rechtsextremen mutmaßlichen Gewalttäter vor, der aus Homo-Hass einen schwulen Aktivisten attackiert haben soll (Bild:
- 19. Dezember 2019, 15:02h 2 Min.
Die Staatsanwaltschaft Neubrandburg hat gegenüber dem "Nordkurier" bestätigt, dass sie Anklage gegen einen 31-jährigen Beschuldigten erhoben habe, der aus Homophobie Marcel Spittel, den Vorsitzenden der lokalen LGBTI-Gruppe queerNB, attackiert haben soll. Der Tatvorwurf laute auf versuchte gefährliche Körperverletzung. Der Verdächtige soll laut Staatsanwaltschaft der rechtsextremen Szene angehören und bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten sein.
Nun müsse das Amtsgericht entscheiden, ob dem mutmaßlichen Rechtsextremisten der Prozess gemacht werde. Derzeit liege noch kein Termin für die Eröffnung eines Hauptverfahrens vor.
Vorfall nach Demo gegen Thor-Steinar-Laden
Der Fall hatte sich am 23. März in der drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns ereignet: Spittel hatte sich mit einer Regenbogenfahne an einem Protestmarsch gegen eine Laden der Marke Thor Steinar, die unter deutschen Rechtsextremisten beliebt ist, beteiligt. Nach der Demo mit zirka 200 Teilnehmern sei er von zwei Männern verfolgt worden, die ihn bedroht und mit einer Bierflasche beworfen haben sollen (queer.de berichtete). Nur mit Not habe er sich in seine Wohnung retten können. Die Behörden konnten später anhand von Videoaufnahmen die beiden Tatverdächtigen identifizieren.
Der Fall hatte auch Irritationen ausgelöst, weil die Neubrandburger Polizei zunächst mitteilte, dass die Demonstration "ohne besondere Vorkommnisse und Störungen" verlaufen sei, und dem Aktivisten zuvor bei seinem Notruf unter der Nummer 110 nur gesagt worden sei, dass man ihm nicht helfen könne, weil kein freier Wagen zur Verfügung gestanden hätte. Daraufhin wandte er sich an die Bundespolizei, die den Fall aufnahm und dann an die lokalen Behörden weiterleitete. Später entschuldigte sich die Neubrandenburger Polizei beim Aktivisten. Der Leiter des zuständigen Einsatzdezernats sagte, die Polizei müsse in solchen Fällen immer helfen – Grund für das Fehlverhalten sei eine Stresssituation des Beamten am Telefon gewesen. (cw)
