Mit ihrem ersten Tweet in sechs Wochen hat die 54-jährige britische Star-Schriftstellerin Joanne K. Rowling eine Entrüstungslawine losgetreten: Die Erfinderin der siebenteiligen "Harry Potter"-Buchserie hatte am Donnerstag in dem sozialen Netzwerk die 45-jährige Ökonomin Maya Forstater verteidigt, die wegen transphober Äußerungen von der britisch-amerikanischen Ideenschmiede "Center for Global Development" gefeuert worden war. Rowling hat 14,6 Millionen Fans auf Twitter.
Wörtlich schrieb Rowling: "Zieh dich an, wie du willst. Nenn dich, wie du willst. Schlaf mit welchem willigen Erwachsenen du willst. Lebe das beste Leben in Frieden und Sicherheit. Aber Frauen von ihrem Job zu feuern, weil sie behaupten, dass Geschlechter Wirklichkeit sind?" Dazu verbreitete sie den Hashtag #IstandWithMaya (Ich bin auf Mayas Seite), der zuvor bereits von Rechtspopulisten wie dem amerikanischen Kommentator Ben Shapiro genutzt worden war.

Der Hintergrund: Forstater hatte in mehreren Tweets Transfrauen abgesprochen, "echte" Frauen zu sein, selbst wenn sie vom Staat als Frauen anerkannt werden. Einmal schrieb sie etwa: "Ich bin so überrascht, dass intelligente Menschen, die ich bewundere, die in anderen Bereichen absolut pro-Wissenschaft sind und sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen, sich verrenken, um nicht zugeben zu müssen, dass Männer sich nicht einfach in Frauen verwandeln können."
Forstater klagte erfolglos gegen Entlassung
Die Ideenschmiede feuerte sie daraufhin im Frühjahr diesen Jahres. Forstater klagte gegen ihre Entlassung, weil ihr Recht auf freie Meinungsäußerung verletzt worden sei. Ein Arbeitsgericht wies die Klage am Donnerstag jedoch ab. Richter James Tayler verwies dabei auf den "schrecklichen Schmerz", den die Äußerungen bei Transpersonen verursachten. Ihr Arbeitgeber habe das Recht gehabt, sie zu entlassen, da sie eine Minderheit in ihrer Würde verletzt habe.
LGBTI-Aktivisten kritisierten die Äußerungen von Forstater und Rowling scharf. Die größte queere Organisation der USA, die Human Rights Campaign, schrieb etwa auf Twitter in Richtung der "Harry Potter"-Autorin: "Transfrauen sind Frauen. Transmänner sind Männer. Nichtbinäre Menschen sind nichtbinär."
Rowling hat sich bislang nicht weiter zu ihrem Tweet geäußert. Sie hatte bereits letztes Jahr mit für Aufregung gesorgt, als sie einen transphoben Tweet mit einem "Gefällt mir" versehen hatte. Ihre Sprecher erklärten aber später, das sei ein Irrtum gewesen. Dagegen engagierte sich die Autorin wiederholt für Homosexuellenrechte. 2007 bestätigte sie etwa, dass der "Harry Potter"-Schulrektor Albus Dumbledore schwul sei (queer.de berichtete). (dk)