Doppelte Premiere auf dem "Traumschiff": In der 85. Folge "Antigua", die am zweiten Weihnachtsfeiertag um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird (und bereits jetzt in der ZDF-Mediathek angeschaut werden kann), übernimmt zum einen Florian Silbereisen als Kapitän Max Parger das Kommando auf der Brücke. Zum anderen kommt es zur ersten Verlobung eines homosexuellen Paares und zum ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in der seit 1981 produzierten Fernsehserie.
In der schwulen Storyline geht es um eine Serie von Überraschungen: Passagier Sebastian Felber (Leander Lichti) möchte seinen Lebensgefährten Thomas Severin (Jan Kittmann) auf der Kreuzfahrt in die Karibik einen Heiratsantrag machen. Dazu hat er heimlich Thomas' älteste und beste Freundin Judith Kerner (Katharina Heyer) eingeladen, die mit ihrem 14-jährigen Sohn Tobias an Bord kommt. Das Problem ist nur, dass Thomas der Vater von Tobias ist, was Judith bis heute geheim gehalten hat. Zu allem Überfluss reagiert der Teenager auch noch ziemlich homophob.
Komplizierte Dreiecks-Geschichte: Sebastian (Leander Lichti, r.), sein Lebenspartner Thomas (Jan Kittmann) und dessen gute Freundin Judith (Katharina Heyer) treffen sich an Bord (Bild: ZDF / Dirk Bartlin)
Die Einheimischen haben "komisch geguckt"
Thomas sagt dennoch, soviel sei verraten, "ja", und die Verlobung wird auf Antigua mit einem Kuss besiegelt. Genau diese Szene hatte den beiden heterosexuellen Schauspielern nach eigenen Angaben etwas Angst gemacht. Denn Homosexualität ist auf der Insel der Kleinen Antillen strafbar. So wird Analverkehr mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet, für alle anderen sexuellen Handlungen zwischen Männern und zwischen Frauen drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.
"Vor dem Abflug bekamen wir von der Produktion einen Leitfaden", erklärte Leander Lichti dazu in einem "Bild"-Interview. "Darin stand, dass sogar öffentliche Zuneigungsbekundungen zwischen Männern unerwünscht sind. Wir haben deshalb nur in der Heiratsantrags-Szene einen Kuss gedreht."
Der Verlobungs-Knutscher sei nach drei Takes bereits abgedreht gewesen, berichtete Lichti im Gespräch mit dem Boulevardblatt weiter. Dennoch: "Wir haben vor Einheimischen gedreht – die haben komisch geguckt. Da war ich mir etwas unsicher, ob uns eine Strafe drohen könnte."
Auf die Frage, warum die TV-Zuschauer*innen fast 40 Jahre auf den ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in der TV-Serie warten mussten, meinte der Schauspieler: "Bei so einem Fernseh-Dinosaurier wie dem 'Traumschiff' kommen gesellschaftliche Veränderungen wahrscheinlich einfach etwas später an." (cw)
Aber musste man sich dafür gerade so ein Land aussuchen, wo Homosexualität strafbar ist? Da wird nicht nur ein falsches Bild vermittelt, sondern am Ende könnten vielleicht sogar noch schwule und lesbische Paare meinen, dort Flitterwochen verbringen zu können.
Damit bringt das Traumschiff uninformierte Zuschauer vielleicht sogar in Gefahr.
Ich finde ja generell, dass man Länder, wo Menschen nur wegen ihrer Liebe Gefahr droht, nicht auch noch bewerben sollte und als Urlaubs-Paradies darstellen sollte. Aber dann auch noch für LGBTI-Themenstränge gerade solche Drehorte zu wählen, finde ich nicht nur inhaltlich heikel, sondern geradezu gefährlich.