Julie Berman wurde 51 Jahre alt (Bild: Pride Toronto)
Ein Mord an einer Trans-Aktivistin erschüttert Kanada. Nach einem Notruf wurde die 51-jährige Julie Berman am vergangenen Sonntag von Polizeibeamten mit schweren Kopfverletzungen in einem Apartment in Toronto aufgefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo sie für tot erklärt wurde.
Als mutmaßlicher Täter wurde der 29-jährige Bewohner des Apartments festgenommen. Gegen ihn wird zunächst wegen Mord zweiten Grades ("second degree murder") ermittelt, was mit dem deutschen Totschlag vergleichbar ist und etwa nicht von Vorsätzlichkeit ausgeht. Nähere Angaben zur Tat und zu einem möglichen Motiv machten die Behörden und Bekannte Bermans zunächst laut Medienberichten nicht.
Berman, die als Friseurin arbeitete, engagierte sich seit über drei Jahrzehnten in der Trans-Organisation "The 519". Am Transgender Day of Remembrance hielt sie vor zwei Jahren eine vielbeachtete Rede über die Zunahme transfeindlicher Gewalt und den Mord an einer ihrer Freundinnen. "Es ist wirklich herzzerreißend. Genau das, worüber sie damals lautstark warnte, ist ihr nun selbst passiert", sagte Davina Hader, eine Freundin des Opfers und Mitglied von "The 519", gegenüber dem Lokalblatt "The Globe and Mail".
Laut der Zeitung kamen in den letzten Jahren in Toronto drei trans Frauen durch mutmaßlich transfeindliche Gewalt ums Leben. Weltweit wurden 2019 über 330 Mordfälle an trans Menschen registriert.
"Julie war immer bei unseren Community-Veranstaltungen zu sehen, hielt am Trans Day of Remembrance Reden und sprach über ihre persönlichen Erfahrungen mit Transphobie", sagte eine Aktivistin gegenüber der Zeitung "The Star". "Ich hätte nie gedacht, dass sie auf diese tragische Weise verschwunden sein würde." (cw)
Dort, wo Gewalt gegen Transmenschen verdeckt zur "Staatsdoktrin" wird, wo faschistoide "Männlichkeitsbilder" immer noch tonangebend sind, ist die Gewalt größer. Dort, wo eine tolerante Gesellschaft herrscht, geringer.