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Amateurpornografie
Uni Bielefeld sucht Leute, die sich beim Sex filmen
Mit dem Forschungsprojekt "Die Praxen der Amateurpornografie" gehen Forscher*innen der Universität Bielefeld der Frage nach, wie und warum Menschen eigene Sex-Tapes produzieren und online stellen.

Nach Vermutungen der Redaktion filmen sich schwule Paare häufiger beim Sex als lesbische und heterosexuelle Pärchen (Bild: Next Door)
- 5. Januar 2020, 15:46h 2 Min.
Die Universität Bielefeld sucht für eine Studie über Amateurpornografie Menschen, die sich schon einmal beim Sex gefilmt und ihr Video online gestellt haben. Die Studie "Die Praxen der Amateurpornographie" wird unter Leitung von Dr. Sven Lewandoswki von der Fakultät für Soziologie durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 390.000 Euro gefördert.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die wissenschaftliche Untersuchung, wie und warum private Sexvideos entstehen. "Dafür werden volljährige Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeglicher sexueller Orientierung aus allen Region Deutschlands und in allen möglichen Beziehungskonstellationen gesucht", heißt es in einem Aufruf auf der Uni-Homepage. Für die Studie sollen die Sex-Tape-Produzent*innen ausführlich interviewt und ihre Videos vor dem Hintergrund der zunehmenden Kommerzialisierung und Medialisierung des Sexuellen analysiert werden.
Uni garantiert Anonymität und Vertraulichkeit
Die Studie, die noch bis 2022 läuft, verfolgt keinerlei kommerzielle Zwecke und sichert den Teilnehmer*innen Anonymität und volle Vertraulichkeit zu. Ohne Zustimmung aller Beteiligten würden keine Daten genutzt, verspricht Lewandowski.
Von Interesse seien ausschließlich Filme, die nicht primär finanziell motiviert seien, heißt es in der Projektbeschreibung. "Da echte Amateure im Mittelpunkt der Studie stehen, suchen wir keine Personen, die mit ihren Videos Geld verdienen wollen, eine professionelle Pornokarriere anstreben oder sexuelle Dienstleistungen anbieten." Wichtigste Voraussetzung: Die Clips sollten "authentisch sein, also selbstgemacht und sie beim gemeinsamen Sex zeigen".
Der Reiz der Selbstinszenierung
Lewandowski verspricht sich durch die Studie neue Erkenntnisse, "die die Sexualwissenschaft bisher noch nicht gesehen hat". Amateurpornografie biete die Chance, die Alltagssexualität von "Ottonormalverbrauchern und Ottonormalverbraucherinnen" in ihrem privaten Umfeld zu untersuchen, erklärte der Soziologe gegenüber dem "Nordkurier". Bislang sei diese besondere Möglichkeit der Videoanalyse in der Sexualforschung noch nicht systematisch genutzt worden. "Wir betreten damit Neuland."
Bei der Frage, was Menschen antreibt, ihre Sexvideos online zu stellen, vermutet Lewandowski unter anderem Selbstinszenierung und sexuelle Motivationen: "Sie finden es womöglich erregend, dass andere ihnen dabei zusehen. Generell machen Amateurpornografen und -pornografinnen aber nichts anderes als jene, die ihr Leben auf Facebook oder Youtube veröffentlichen. Sie sind also Teil einer Welle, sich selbst darzustellen." (cw)

Danke, ich verzichte.