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#Dudenistschwul
Podcaster werfen Duden Homophobie vor
Das deutsche Standardwörterbuch enthält auch eine homophobe Definition für das Wort "schwul". Drei Podcastern geht das zu weit – sie haben daher den Hashtag #dudenistschwul ins Leben gerufen. Die "Duden"-Redaktion verteidigt aber ihren Eintrag.

Instagram / Schwanz und ehrlich) Mirko Plengemeyer (li,), Michael Overdick (re., hinten) und Lars Tönsfeuerborn (vorne) beschweren sich in ihrem Podcast "Schwanz und ehrlich" über den Duden (Bild:
- 10. Januar 2020, 10:34h 3 Min.
In sozialen Netzwerken ist eine Debatte über Homophobie und das Wörterbuch Duden ausgebrochen. Anlass war, dass sich Mirko Plengemeyer, Lars Tönsfeuerborn und Michael Overdick in der Silvesterausgabe ihres Podcasts "Schwanz und ehrlich" (ab Minute 24) darüber beschwert hatten, dass im Duden das Wort "schwul" in einer von drei Definitionen als negativer Ausdruck beschrieben wird. Als Beispiel wird auch in der Online-Ausgabe des Wörterbuchs "die Klassenfahrt war voll schwul" genannt. Dabei wird auch erwähnt, dass eine derartige Nutzung des Wortes "sehr oft als diskriminierend empfunden" werde.
Twitter / Sandro_JulianBUCHSTÄBLICH Diskriminierung. #Dudenistschwul pic.twitter.com/2cRmGL1Tu6
Sandro J. Stegmaier (@Sandro_Julian) January 2, 2020
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Für die Podcaster ein Unding: "Wir sollten jetzt auf jeden Fall unsere ganze Familie aufrufen dazu, dass wir alle dem Duden klarmachen, dass das definitiv nicht auf diese Art und Weise dort reingehört", erklärte im Podcast Tönsfeuerborn, der auch als Kandidat der schwulen Datingshow "Prince Charming" bekannt wurde.
Homophobie in der Sprache wird immer wieder als Problem insbesondere an deutschen Schulen thematisiert (queer.de berichtete). Die Nutzung des Begriffs als Schimpfwort führe etwa dazu, dass junge Schwule und Lesben unter Druck gesetzt werden würden und dadurch oft psychische Probleme entwickelten.
Kritisiert wird auch häufig, dass populäre Promis immer wieder den Begriff entsprechend nutzten. Als Beispiel nannten die Podcaster etwa einen Facebook-Eintrag des heterosexuellen DJs und Laiendarstellers Jan Leyk, der durch die RTLzwei-Serie "Berlin – Tag & Nacht" bekannt geworden war. Dieser schrieb kurz vor dem Jahreswechsel auf Facebook: "2020 wird schwer rumgeschwult, soviel steht fest."
Ich hab hier so geil kitschige Bilder in der Pipeline! ? 2020 wird schwer rumgeschwult, soviel steht fest…? Jetzt…
Gepostet von Jan Leyk am Sonntag, 29. Dezember 2019
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"Abbildung von Sprache im Duden unausgeglichen"
Gegenüber der "Bild"-Zeitung bekräftigten die Podcaster ihre Ablehnung des Duden-Eintrags: "Wir bemängeln, dass die Abbildung von Sprache im Duden unausgeglichen ist. Bei einigen Worten werden Beispiele gegeben, bei anderen eben nicht", so Tönsfeuerborn. Suche man nach Beleidigungen wie "Schwuchtel", "Transe" oder "Fotze", finde man "keine Beispiele zur diffamierenden Nutzung der Worte". Außerdem solle der Duden deutlich machen, dass "schwul" als Schimpfwort nicht nur als diskriminierend empfunden werde, sondern schlicht diskriminierend sei.
In sozialen Medien wird der Duden aber auch verteidigt. Ein 26-jähriger Schwuler aus Köln schrieb etwa auf Twitter, dass das Wörterbuch Sprachgebrauch nur abbilde, aber nicht legitimiere: "Jugendliche nutzen 'schwul' nicht als Beleidigung, weil es im Duden steht, sondern es steht im Duden, weil Jugendliche es nutzen. Und der Duden weist sogar auf die Diskriminierung hin."
Duden verteidigt sich
Die Duden-Redaktion verteidigte sich am Freitag gegenüber "Bild": Der aktuelle Duden sei ein "Spiegel der Gesellschaft", erklärte Pressesprecherin Nicole Weiffen: "Beim Eintrag 'schwul' stellen wir die verschiedenen Wortbedeutungen dar und geben dazu Gebrauchshinweise. Daraus wird sehr deutlich, dass wir nicht sagen, dass 'Schwulsein' etwas Negatives ist, sondern wir beschreiben, dass das Adjektiv 'schwul' auch als ein diskriminierender Begriff in der Jugendsprache eingesetzt wurde und wird. Dass wir das nicht gut finden, machen wir durch den Hinweiskasten deutlich." Man könne diese Wortbedeutung aber "nicht unter den Tisch kehren, nur weil sie uns nicht gefällt".
Weiffen ergänzte: "Wir selbst finden auch nicht alle Wortbedeutungen im Duden politisch korrekt. Dass sie im Duden stehen, macht sie nicht richtig." (dk)

Auf jeden Fall ein großes Dankeschön an die Jungs, die das entdeckt und in die Öffentlichkeit gebracht haben.
Finde es ebenfalls schwer gestört, zu erwähnen, dass der Begriff auch diskriminierend eingesetzt werden kann, um dann im Anschluss gleich eine Gebrauchsanweisung mitzugeben.