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Premiere in Wien

Warum wir als "queeres Paar" beim Opernball tanzen

Beim Wiener Opernball gibt es in diesem Jahr erstmals ein gleichgeschlechtliches Debütantenpaar. Jetzt erklären die beiden Frauen aus Baden-Württemberg, warum sie sich beworben haben.


"Der Einzug des Jungdamen- und Jungherrenkomitees ist Jahr für Jahr einer der Höhepunkte des Opernballes und gleichzeitig die Eröffnung einer rauschenden Ballnacht", heißt es auf der Homepage der Wiener Staatsoper (Bild: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)
  • Von Claudia Bell, dpa
    12. Januar 2020, 13:01h 22 3 Min.

Erstmals in der Geschichte des Wiener Opernballs tanzen in diesem Jahr zwei Frauen als Debütantenpaar den Eröffnungswalzer mit. Die 21 Jahre alte Sophie Grau aus Fellbach (Rems-Murr-Kreis) und die 22-jährige Iris Klopfer aus Ludwigsburg hatten sich fristgerecht um eine Teilnahme beworben und wurden von den Organisatoren der traditionsreichen Veranstaltung am 20. Februar akzeptiert (queer.de berichtete).

"Ich fand und finde es absolut richtig, das Frauen-Paar ins Komitee aufzunehmen, schließlich erfüllen sie das wichtigste Kriterium, und das ist, den Linkswalzer zu beherrschen", sagte die Opernball-Organisatorin Maria Großbauer am Freitag in Wien. Im Übrigen bleibe der traditionelle Schwarz-Weiß-Effekt beim Tanzen weiterhin bestehen, da eine der beiden einen schwarzen Frack und die andere ein bodenlanges, weißes Kleid trage. "Ich freue mich", sagte die Ball-Chefin.

Ein Zeichen für Chancengleichheit

Die Idee für die Bewerbung um eine Teilnahme war den beiden Frauen im vergangenen Sommer gekommen, erzählen die beiden. Die angehende Musikstudentin Sophie und die Medizinstudentin Iris lieben Musik und sind leidenschaftliche Tänzerinnen. Vor allem Iris Klopfer geht gerne in großer Robe auf Bälle. Der Wiener Opernball sei etwas ganz Besonderes und übe eine großartige Anziehungskraft aus. "In dieser ikonischen Kulisse zu tanzen, muss einfach wunderbar sein", dachten sie sich – und füllten den Anmeldebogen auf der Internetseite des Opernballs aus.

Gut eine Woche werden die beiden im Februar in Wien verbringen, denn bevor der Ball offiziell eröffnet wird, stehen noch einige Proben auf dem Programm. 120 Euro kostet die Eintrittskarte zum Ball.

Mit ihrer Teilnahme in Wien möchten die jungen Frauen, die viele Homosexuelle in ihrem Freundeskreis haben, für eine Chancengleichheit von gleichgeschlechtlichen Paaren bei konservativen Veranstaltungen werben. Zwar sind sie kein Liebespaar, bezeichnen sich aber als "queeres" Paar. "Für mich ist es leicht, denn ich fühle mich zu 100 Prozent als Frau wohl. Mit unserer Teilnahme möchte ich Sophie aber beim Aufbrechen der Geschlechternormen unterstützen", sagt Iris Klopfer.

Gegen strenge Geschlechterrollen beim Tanz

Eine Öffnung der Perspektive ist auch Sophie Grau wichtig. Sie führe gerne auf dem Parkett, tausche je nach Tanz aber auch gerne die Rollen. "Mich hat schon immer gestört, dass die Führung beim Tanz so streng mit dem männlichen Geschlecht zusammenhängt", sagt sie. Dass sie von anderen Debütanten oder Ballgästen möglicherweise Unverständnis ernten oder unpassende Kommentare zu hören bekommen könnten, ist beiden gleichgültig. Vor allem möchten sie keinesfalls den Eindruck erwecken, dass sie sich in Wien für etwas Besonderes hielten.

Dass sie neben dem Beherrschen des Linkswalzers ebenso wie alle anderen rund 150 Debütantenpaare noch weitere Voraussetzungen für eine Teilnahme erfüllen müssen, wie etwa das Tragen einer fest vorgegebenen Tiara oder das Verbergen von Tattoos, ist für die beiden kein Problem. Im Gegenteil: "Diese Uniformität hat etwas ganz Tolles. Wir finden diese streng vorgegebene Kleiderordnung für diesen Ball absolut berechtigt und freuen uns riesig, dabei sein zu können", sagen beide. Als Erinnerung dürfen beide noch ganz besondere Dinge mit nach Hause nehmen: die Tiara von Iris und die Manschettenknöpfe für Sophie, die von der Ball-Organisation gestellt werden.

#1 PiepmatzAnonym
  • 12.01.2020, 14:01h
  • "Vor allem möchten sie keinesfalls den Eindruck erwecken, dass sie sich in Wien für etwas Besonderes hielten"

    "Diese Uniformität hat etwas ganz Tolles. Wir finden diese streng vorgegebene Kleiderordnung für diesen Ball absolut berechtigt"

    Meine Skepsis, ob diese Frauen eine wirklich befreiende Botschaft vermitteln würden, bestätigt sich. Das Signal "wir dürfen mitmachen, weil wir die heteronormativen Grundregeln bestätigen und nicht in Frage stellen" ist das genaue Gegenteil einer emanzipatorischen Botschaft. Assimilation ist nun mal das Gegenteil von Assimilation. Diese Umterwerfungsgesten hier haben mit "Queerness" nicht das Geringste zu tun.
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#2 stephan
  • 12.01.2020, 14:14h
  • suum cuique

    Wer Freude daran hat, soll sein Recht zur Teilnahme gerne durchsetzen ... mich interessiert die Veranstaltung nicht weiter. Die Heteronormierung durch die Bekleidungsvorschrift stört mich allerdings erheblich. Weder mein Mann noch ich würden - außer im Karneval - gerne mit weißem Kleid auftreten!
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#3 PiepmatzAnonym
  • 12.01.2020, 14:32h
  • Antwort auf #1 von Piepmatz
  • "Assimilation ist nun mal das Gegenteil von Assimilation."

    Sollte natürlich heißen: "von Emanzipation". Notiz an mich selbst: Nicht gleich nach dem Aufwachen im Internet herumspuken.
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