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Australien

Offen schwuler Dragqueen-Gegner nimmt sich das Leben

Eine Protestaktion gegen Dragqueens sorgte am Wochenende für Empörung. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass der konservative Aktivist gestorben ist.


Standbild aus einem Video, das Diskussionen zwischen den Dragqueens und den Aktivisten der Liberalen zeigt, die Männer im Fummel für kindergefährdend halten

  • 13. Januar 2020, 13:49h 6 3 Min.

Der offen schwule Chef der konservativen Studentengruppe der Uni Brisbane ist wenige Stunden nach einer von ihm initiierten Protestaktion gegen ein Dragqueen-Event tot aufgefunden worden. Laut australischen Medienberichten soll sich der 21-jährige Wilson Gavin das Leben genommen haben. Gavin war Präsident des "University of Queensland's Liberal National Club" (UQLNC), einem Unterstützerverein der regierenden "Liberal Party" von Premierminister Scott Morrison.

Die UQLNC hatte am Sonntagnachmittag gegen die "Drag Queen Story Time" protestiert, also gegen eine Veranstaltung, bei der Dragqueens in einer Stadtbibliothek Kindern Geschichten vorlesen. Derartige Reihen mussten in den USA bereits wegen Protesten von Homo-Hassern eingestellt werden (queer.de berichtete).

Auf Videos ist zu sehen, wie Gavin und seine Parteifreunde zum Ende der Veranstaltung in die Bibliothek eindrangen und laut "Dragqueens sind nichts für Kinder" skandierten. "Sie sind einfach reingekommen und haben den Kindern Angst gemacht", so beschrieben die Veranstalter, die Organisation "Rainbow Families Queensland", die Aktion. Einige der Eltern hätten wegen der Aktivisten fluchtartig die Veranstaltung verlassen, um ihre Kinder zu schützen.

/ slpng_giants_oz | Video von der Protestaktion

Die konservativen Aktivisten sahen sich dagegen als Retter der Kinder an. Vor dem Selbstmord schrieben sie auf Facebook: "Heute hat die UQLNC liberale Werte verteidigt." Man wolle der "zerstörerischen Gender-Ideologie" Einhalt gebieten.

Die Aktion wurde von LGBTI-Aktivisten scharf kritisiert – der Hashtag #IStandWithQueens trendete bei Twitter.

Konservative machen LGBTI-Aktivisten für Tod verantwortlich

Nach dem Bekanntwerden des Selbstmordes am Montagvormittag machten einige konservative Aktivisten #IStandWithQueens für den Tod des jungen Aktivisten verantwortlich. Sie warfen LGBTI-Aktivisten vor, mit ihrer Kritik an der Protestaktion Gavin in den Selbstmord getrieben zu haben. "Rainbow Families" zeigte sich am Montagnachmittag "tief betrübt" über den Tod des jungen Mannes und wies auf höhere Selbstmordraten unter LGBTQ hin.

Content warning: discussion of suicide. Rainbow Families Qld were informed earlier today that the leader of…

Gepostet von Rainbow Families Queensland am Sonntag, 12. Januar 2020
Facebook / Rainbow Families Queensland
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Gavin hatte sich zwar als schwul geoutet, trat aber öffentlich – wie die größten Teile seiner Partei – gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben ein. So kämpfte er 2017 für ein "Nein" bei der Volksabstimmung über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Am Ende stimmten jedoch mehr als 60 Prozent der Australier für die Ehe für alle (queer.de berichtete). (dk)

Hilfsangebote bei Suizidgedanken

Eine generelle Notfall-Seelsorge für Menschen mit Suizidgedanken ist unter der kostenlosen Nummer 0800 111 0 111 zu erreichen (für Kinder und Jugendliche gibt es auch die kostenlose "Nummer gegen Kummer" unter 116 111).

Für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schwierigkeiten rund um ihr Coming-out haben, gibt es zahlreiche LGBT-Jugendgruppen und -zentren, die ebenso Beratung bieten wie Kontaktmöglichkeiten zu Gleichgesinnten. Auch mehrere Webseiten, etwa dbna (Du bist nicht allein) oder die des bundesweiten Jugendnetzwerks Lambda, richten sich gezielt an junge Schwule und Lesben.
-w-

#1 Patrick SAnonym
  • 13.01.2020, 15:11h
  • Ich verstehe nicht, wie man schwul sein und gegen seine eigenen Menschenrechte kämpfen kann.
    Vermutlich und das meine ich völlig wertfrei, ist er an sein seinem eigenen Selbsthass zerbrochen.
    Einfach traurig sowas. Wir sind evolutionär alle sowieso nur einen Wimpernschlag lang auf der Erde, da würde ich auf keine Sekunde freiwillig verzichten wollen.
    Dass den Konservativen nicht der Gedanke kommt, dass sie widerum mit ihren eigenen Kämpfen gegen LGBT selbst Menschen in den Selbstmord treiben könnten und den Freitod ihres Kollegen stattdessen unreflektiert für ihre Politik ausschlachten ist ekelerregend.
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#2 DieterBremen
  • 13.01.2020, 15:34hBremen
  • Wieviel Selbsthass muss der junge Mann empfunden haben? Klingt nach einem traurigen Lebensweg.
  • Direktlink »
#3 matsAnonym
  • 13.01.2020, 17:07h
  • "Einige der Eltern hätten wegen der Aktivisten fluchtartig die Veranstaltung verlassen, um ihre Kinder zu schützen."

    Damit ist eigentlich alles gesagt über diese Aktion.
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