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Schwule Traditionsbar
Stuttgart: "Eagle" öffnet wieder – ohne Darkroom
An den Auflagen der Gaststättenbehörde hat sich bislang nichts geändert. Dennoch empfängt das "Eagle" ab Freitag wieder Gäste. Betreiber Rolf Steinacker will "die Aufregung erst mal beenden".

Auch der Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (re.) stattete dem "Eagle" Anfang Januar einen Solidaritätsbesuch ab (Bild: Stefan Kaufmann / facebook)
- 14. Januar 2020, 05:22h 3 Min.
Ab Freitag um 21 Uhr ist das Stuttgarter "Eagle" wieder geöffnet. Dies kündigte die schwule Traditionsbar auf Facebook an, obwohl die Auflagen der städtischen Gaststättenbehörde bislang nicht zurückgenommen wurden. Anfang des Jahres hatten die Betreiber noch in einem öffentlichen Hilferuf erklärt, dass ein Weiterbetrieb so nicht möglich sei.
"Wir wollen die Wogen etwas glätten und die Aufregung erst mal beenden", begründete Inhaber Rolf Steinacker den Sinneswandel gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten" – und verzichtet deshalb auf den Betrieb des bisherigen Darkrooms. In den nächsten Wochen werde sich zeigen, ob man das Lokal in etwas veränderter Form wirtschaftlich sinnvoll weiterführen könne.
Stadt sah "Gefahren für die Sittlichkeit'
Das Lokal an der Mozartstraße war 1989 eröffnet worden und wechselte zum 1. Januar 2020 die Betreiber. Anfang des Jahres gab das "Eagle" in sozialen Netzwerken bekannt, dass man "nach monatelanger Prüfung" eine neue Gaststättenerlaubnis erhalten habe, die "mit einer langen Liste von Auflagen" den weiteren Betrieb unmöglich mache: Untersagt worden sei unter anderem das Abspielen von Musik, der Aufenthalt teilweise entkleideter Personen in den Betriebsräumen, die Gewährung der Möglichkeit zum Dating sowie der Betrieb eines Darkrooms (queer.de berichtete).
?Kennen Sie das EAGLE?? Wenn Sie ein homosexueller Mann sind und schon mal in Stuttgart waren, sagen Sie sicherlich ja…
Gepostet von EAGLE Stuttgart am Freitag, 3. Januar 2020
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Das drohende Aus sorgte in sozialen Netzwerken ebenso für Empörung wie die Aussage der Bar, die Stadt führe aus, "die seit 30 Jahren im Eagle verkehrenden Gäste seien eine potentielle Gefahr für die Sittlichkeit und eine mögliche Belästigung der Nachbarschaft", weswegen ein weiterer Betrieb als Szenebar dem öffentlichen Interesse widerspreche. Die Bar liegt in einem Wohngebiet. Rechtlich war sie die letzten Jahre offiziell als Billardcenter angemeldet, führte aber auch für den Darkroom Vergnügungssteuer ab. Durch den Betreiberwechsel kam es zu einer Überprüfung des Status Quo.
Nachdem sich u.a. der CSD Stuttgart, der Grünen-Politiker Volker Beck und der Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann für das "Eagle" stark machten und in einer Online-Petition inzwischen knapp 5.000 Unterzeichner die Rettung forderten, gab sich die Stadt gesprächsbereit und versprach, "mit den Betreibern schnellstmöglich nach einer Lösung suchen", da man wisse, wie wichtig das "Eagle" als Treffpunkt für die Szene sei (queer.de berichtete).
Konkrete Ergebnisse gibt es bislang nicht. Für die Formulierung der Gaststättenbehörde, wonach von der Gaststätte "Gefahren für die Sittlichkeit" ausgehen könnten, hat sich der grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn allerdings bei den Betreibern entschuldigt (queer.de berichtete). Stuttgart sei eine "weltoffene Stadt, in der auch Homosexuelle Treffpunkte finden". Er räumte ein: "Die Terminologie des Schreibens hat weh getan." (cw)












