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Heimkino
Zwei Lesben im Kampf gegen Armut und Knast
Der TEDDY Readers' Award-Gewinner von 2018 endlich auf DVD: Im Melodram "Die Erbinnen" von Marcelo Martinessi muss Chelas langjährige Partnerin Chiquita wegen Überschuldung in Gefängnis.

"Die Erbinnen" erzählt die Geschichte eines älteren lesbischen Paares mit finanziellen Schwierigkeiten (Bild: absolut MEDIEN)
- 19. Januar 2020, 15:26h - 3 Min.
Chela (Ana Brun) und Chiquita (Margarita Irún) sind schon lange ein Paar, das in einem bürgerlichen Viertel der paraguayischen Hauptstadt Asunción lebt. Über die Jahre sind sie in ihren Rollen innerhalb der Beziehung erstarrt. Während die extrovertierte Chiquita das gemeinsame Leben organisiert, verbringt Chela die Tage lieber bei gedämpftem Licht hinter ihrer Staffelei.
Die finanzielle Lage des lesbischen Paares ist nicht rosig und zwingt die beiden dazu, Teile ihres geerbten Mobiliars zu verkaufen – selbst, wenn es sich um Erinnerungsstücke handelt. Als Chiquita wegen Überschuldung ins Gefängnis kommt, ist Chela plötzlich auf sich allein gestellt.
Eine Begegnung weckt neue Sehnsüchte

absolut MEDIEN hat die deutsche Synchronfassung von "Die Erbinnen" auf DVD veröffentlicht
Die von ihrer Partnerin zwangsgetrennte Frau kommt auf die Idee, mit ihrem alten Mercedes einen Taxi-Service für wohlhabende ältere Damen aus der Nachbarschaft anzubieten. Beim Chauffieren lernt sie die junge, lebensfrohe Angy (Ana Ivanova) kennen und ist fasziniert von ihr. Die Begegnung lockt Chela aus ihrer Passivität und lässt sie ihre eigenen Sehnsüchte neu entdecken…
Das Melodram "Die Erbinnen" (Amazon-Affiliate-Link ) erzählt nicht nur die scheinbar private Geschichte eines sozialen Abstiegs zweier Lesben um die 60 – das Langfilmdebüt von Marcelo Martinessi ist gleichzeitig ein universelles Melodram über Abhängigkeiten, einen späten Neuanfang und die Kraft der Liebe. Sowie ein hochpolitischer Film, der die gesellschaftliche Entwicklung, die Paraguay nach langen Jahren der Diktatur und der Absetzung der ersten demokratischen Regierung genommen hat, widerspiegelt.
Ana Brun wurde zum Gesicht Paraguays

Chela-Darstellerin Ana Brun wurde auf der Berlinale 2018 als beste Hauptdarstellerin mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet (Bild: Berlinale)
Bei der Berlinale 2018 räumte das Drama gleich vier Preise ab, darunter den Silbernen Bären für Ana Bruns als beste Hauptdarstellerin und den TEDDY Readers' Award.
In Berlin sagte Brun unmittelbar nach der Berlinale-Premiere von "Die Erbinnen" mit Tränen in den Augen: "Ich zeige hier sehr viel von mir selbst, von meinem Leben. Mehr möchte ich dazu nicht sagen". "ABC Color", einer der bekanntesten Tageszeitungen in Paraguay, erzählte sie: "Die Generation meiner Mutter durfte nicht über Sex, Homosexualität oder Politik sprechen. Wir mussten nähen, sticken und auf den Ehemann aufpassen. Ich konnte mich dem entziehen, aber das Leben meiner Oma und meiner Mutter war so."
Mit ihrem Silbernen Bär wurde Ana Brun zum Gesicht Paraguays und zu einem Symbol für den gesellschaftlichen Wandel in ihrem Heimatland. Darin wurde sie auch von ihrer Schauspiel-Kollegin Ana Ivanova unterstützt: "Für Paraguay ist dieser Film ein Samenkorn, eine Investition in die Zukunft. Denn unser Erfolg ermutigt die Jungen, endlich den Mund aufzumachen." Sie ergänzte: "Bei uns zählen Frauen nichts. Wirklich nichts. Wir sind Beiwerk. Dieser Film gibt uns Gesichter und Stimmen." (cw/dpa)
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Die Erbinnen. Drama. Paraguay 2018. Regie: Marcelo Martinessi. Darsteller: Ana Brun, Margarita Irún, Ana Ivanova, Nilda Gonzalez. Laufzeit: 95 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung, spanische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 0. absolut MEDIEN

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