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Noch bis zum 10. Mai
Große David-Hockney-Schau in Hamburg: Menschen als Stillleben
Er gilt als "britischer Andy Warhol" und zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart: Das Bucerius Kunstforum zeigt eine umfassende Schau über den schwulen Künstler David Hockney.

Der 1937 geborene David Hockney ist er ein wichtiger Vertreter der Pop-Art-Bewegung der Sechzigerjahre (Bild: Arsena Filmverleih)
- Von Carola Große-Wilde, dpa
30. Januar 2020, 15:47h 3 Min.
Links auf dem Gemälde "My Parents" (Meine Eltern) von 1977 sitzt eine ältere Dame im blauen Kleid und weißen Haaren aufrecht auf einem Stuhl, die Hände in den Schoß gelegt, blickt sie den Betrachter direkt an. Rechts daneben sitzt ihr Ehemann in einem braunen Anzug und blättert in einem Katalog. Die beiden würdigen sich keines Blickes. Entstanden ist das Bild, als David Hockneys Mutter im Krankenhaus lag. "Mir wurde damals klar, dass die Menschen, vor allem wenn sie sich gut kennen, nicht nur durch Sprechen miteinander kommunizieren", beschreibt der Künstler selbst das Bild.

"My Parents" aus dem Jahr 1977 (Bild: Tate Galery)
Das Gemälde gehört zu den Höhepunkten der Ausstellung "David Hockney. Die Tate zu Gast" im Bucerius Kunstforum in Hamburg. Vom 1. Februar bis zum 10. Mai sind rund 100 Werke zu sehen, die größtenteils aus der Sammlung des britischen Museums stammen – von den frühen Arbeiten als Kunststudent bis hin zum großformatigen Panorama "In The Studio" von 2017. Mit Gemälden wie "The First Marriage", "Mr and Mrs Clark and Percy" oder "My Parents" sind einige der Hauptwerke des Künstlers zum ersten Mal in einer Ausstellung in Deutschland versammelt.
"Das Besondere an Hockney und was ihn zu so einem großen Künstler macht, ist, dass der Betrachter immer Teil des Werkes ist. Der Betrachter wird von ihm immer mitgedacht und mitgenommen, dadurch haben seine Werke auch so etwas Faszinierendes und berühren einen so", sagte die künstlerische Leiterin Kathrin Baumstark am Donnerstag in Hamburg. Hockney gilt als der berühmteste britische Künstler der Gegenwart, sein Gemälde "Portrait of an Artist" war bis 2019 mit 90,3 Millionen Pfund (80 Millionen Euro) das teuerste auf einer Auktion versteigerte Bild eines lebenden Künstlers.
Homosexualität wurde beherrschendes Bildthema
Aufgewachsen ist David Hockney, geboren 1937, in einfachen Verhältnissen in Yorkshire, England. Seine frühen Arbeiten zeigen auch expressionistische und gestische Elemente, die Ähnlichkeiten zu Werken von Francis Bacon aufweisen. Seine Homosexualität, zu jener Zeit noch strafbar, wurde neben der Selbstverortung als Künstler zum beherrschenden Bildthema. In der chronologischen Ausstellung sind unter anderem "Doll Boy" (1960/61), "Tea Painting in an Illusionistic Style" (1961) und "My Bonnie Lies Over the Ocean" (1961) zu sehen. Sein Gemälde "The First Marriage" (1962) ist von einem Besuch im Pergamon-Museum in Berlin inspiriert.
"Los Angeles fand David Hockney sexy, bevor er überhaupt da war", sagte Baumstark beim Rundgang durch die Ausstellung. Hier sollten alle seine Wünsche erfüllt werden: das helle gleißende Licht, das Element Wasser und schöne nackte Männer, perfekt kombiniert in dem Gemälde "Man in Shower in Beverly Hills" (1964). Für seine berühmten Doppelporträts, wie das beliebteste Gemälde der Tate "Mr and Mrs Clark and Percy" (1970), wechselte Hockney, der sich als Künstler immer wieder neu erfindet, zum Naturalismus. "Dabei liegt sein Augenmerk darauf, in der Erstarrung eines Augenblicks die Besonderheiten einer Beziehung herauszuarbeiten", sagte Baumstark.
Ende der 1990er Jahre widmet sich Hockney neben den Landschaften seiner Heimat Yorkshire auch dem Grand Canyon. Hier entsteht das 7,40 Meter mal zwei Meter große Gemälde "A Closer Grand Canyon" (1998), das aus 60 Einzelleinwänden besteht und in seiner Farbigkeit den Besucher überwältigt. Das neueste Werk der Ausstellung "In the Studio" (2017) zeigt den Künstler zu seinem 80. Geburtstag in seinem Atelier in den Hollywood Hills bei Los Angeles.

Links zum Thema:
» Homepage Bucerius Kunstforum
Mehr zum Thema:
» David Hockney: Schwule werden zu bürgerlich (13.05.2015)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
Der Künstler hat so gar nichts mit der Kunst Andy Warhols zu schaffen, die auf völlig andere Weise ganz und gar unique ist.
Seltsam, wie so ein deplatzierter Satz in eine ansonsten so gute Kunst-, Künstlerbesprechung gerät. Schade.
Schade aber vor allem, dass ich die Ausstellung nicht sehen kann.