Mashrou'-Leila-Sänger Hamed Sinno ist offen schwul – und wurde deshalb in Katar bedroht (Bild: Schorle / wikipedia)
Die Northwestern University hat diese Woche eine Diskussionsveranstaltung in Doha zum Thema "Medienrevolution im Nahen Osten" nach Protesten von Homo-Hassern abgesagt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters gab es Kritik an der Teilnahme des 31-jährigen Musikers Hamed Sinno, des offen schwule Sängers der libanesischen Alternative-Rock-Band Mashrou' Leila. Er sollte gemeinsam mit Bandkollegen bei der Runde dabei sein.
Man werde die Veranstaltung auf den Hauptcampus im US-Bundesstaat Illinois verlegen, kündigte Pressesprecher Jon Yates an. "Die Entscheidung für die Verlegung wurde aus mehreren Gründen getroffen, darunter auch Sicherheitsbedenken für die Band", so Yates. Die Northwestern-Uni betreibt seit 2008 eine Journalisten-Ausbildungsstätte in der katarischen Hauptstadt.
In Katar kann Homosexualität mit bis zu mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden; nach dem Scharia-Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe gegen Muslime möglich, allerdings ist keine Anwendung dieses Gesetzes bekannt. Auch Transsexualität ist in dem Emirat verboten. 2016 war ein polnischer Schwule wegen seiner sexuellen Orientierung zwei Monaten in U-Haft genommen worden (queer.de berichtete).
WM-Austragungsort 2022
Katar wird im November und Dezember 2022 im Zentrum der Weltöffentlichkeit stehen, wenn dort die 22. FIFA-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Der katarische WM-Cheforganisator hat bereits angekündigt, dass Schlachtenbummler bei einem Besuch des Emirats Rücksicht auf die homophobe Kultur nehmen müssten (queer.de berichtete). Katar ist der erste WM-Austragungsort seit 1966, in dem Homosexualität grundsätzlich unter Strafe steht.
Die Band Mashrou' Leila sorgt in der Region immer wieder für Schlagzeilen: Nach einem Konzert 2017 in Ägypten wurden etwa sieben Besucher festgenommen – ihnen wurde Homo-"Propaganda" vorgeworfen, weil sie Regenbogenfahnen schwenkten (queer.de berichtete). Nach Protesten christlicher Aktivisten musste die Band vergangenes Jahr ein Konzert im Libanon absagen (queer.de berichtete). (dk)