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US-Präsidentschaftsvorwahlen
Buttigieg ist offizieller Sieger in Iowa – Homo-Hasser verschärfen Attacken
Hauchdünn konnte der erste offen schwule Präsidentschaftskandidat der Demokraten die Auftakt-Vorwahl im Agrarstaat Iowa gewinnen. Homophobe Kommentatoren schießen sich unterdessen auf ihn ein.

Gage Skidmore / flickr) Beim Wahlkampf in Iowa müssen Kandidaten traditionell auf Jahrmärkten alles in den Mund stecken, was ihnen in die Hand gedrückt wird – auch Pete Buttigieg spielte dieses Spiel brav mit (Bild:
- 7. Februar 2020, 11:20h 3 Min.
Der Iowa-Landesverband der Demokratischen Partei hat am Donnerstagabend das Endergebnis der Vorwahl im Bundesstaat bekannt gegeben: Demnach konnte sich der offen schwule Kandidat Pete Buttigieg mit 26,2 Prozent der Delegiertenstimmen hauchdünn gegen den linksgerichteten Senator Bernie Sanders durchsetzen, der es auf 26,1 Prozent brachte. Auf den weiteren Plätzen folgen Elizabeth Warren (18,0 Prozent), Joe Biden (15,8 Prozent) und Amy Klobuchar (12,3 Prozent).
Die Wahl am Montag war von einer blamablen technischen Panne überschattet worden, weshalb sich die Auszählung verzögerte. Das offizielle Wahlsystem weicht von der reinen Stimmenanzahl ab: Beim sogenannten "Popular Vote" lag Sanders mit 45.826 Stimmen vor Buttigieg mit 43.195.
Twitter / PeteButtigieg | Buttigieg bedankt sich bei seinen Wählerinnen und WählernThank you, Iowa!
Pete Buttigieg (@PeteButtigieg) February 7, 2020
This is our shot, America. If you are ready to chart a bold new course for the country we love, I am asking you to join us, vote for this vision, and chip in to build the movement that will bring us together and defeat Donald Trump: https://t.co/hsYNYvH3pi pic.twitter.com/QMIRj7zY4R
In der Praxis teilen sich Sanders und Buttigieg den ersten Platz: Sie erhalten je elf "pledged delegates", die im Sommer bei einem Parteitag den Kandidaten bestimmen sollen. Allerdings sind dann rund 2.000 Delegierte nötig, um die Kandidatur zu gewinnen. Die nächste Vorwahl findet am Dienstag in New Hampshire statt. Im Februar gibt es dann noch "Primaries" in Nevada und South Carolina. Die wirkliche Vorentscheidung fällt am 3. März beim sogenannten "Super Tuesday", bei dem Vorwahlen in 14 Bundesstaaten anstehen, darunter auch in den großen Staaten Texas und Kalifornien.
Buttigieg ist der erste offen schwule Kandidat, allerdings werden laut einer Umfrage die vom linken Flügel der Demokraten stehenden Kandidaten Bernie Sanders und Elizabeth Warren von LGBTI-Wählerinnen und -Wählern favorisiert (queer.de berichtete). Der sich als moderate Alternative inszenierende Buttigieg liegt bei LGBTI nur auf Rang vier. Wettbüros sehen derzeit Sanders sowie den New Yorker Milliardär Michael Bloomberg, der erst später in die Vorwahlen einsteigen will, als Kandidaten mit den besten Aussichten auf den Sieg.
Twitter / colbertlateshow | Der US-Wahlkampf findet auch in Latenightshows statt…TONIGHT: Democratic presidential candidate @PeteButtigieg is here! Plus @pattonoswalt sits down to talk his stand up tour "I Love Everything." #LSSC pic.twitter.com/WMLbOKHVJf
The Late Show (@colbertlateshow) February 7, 2020
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Twitter / TheView | …oder in Nachmittagsshows, in der Hausfrauen die Kernzielgruppe sind. Hier reagiert er auf das virale Video einer seiner Anhängerinnen, die ihre Stimme zurücknehmen möchte, nachdem sie erfährt, dass Buttigieg schwul istPresidential hopeful @PeteButtigieg reacts to the viral video of an Iowa caucus-goer who asked to retract her vote for him after learning hes gay: Im running to be her president, too. https://t.co/Y8miTgiRYC pic.twitter.com/aI3zDiALA9
The View (@TheView) February 6, 2020
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Homo-Hasser wegen Buttigieg in Panik
Unterdessen verstärken LGBTI-feindliche Kommentatoren der Republikaner die Angriffe auf Buttigieg, der als Afghanistan-Veteran und gläubiger Christ auch im Lager der Konservativen nach Stimmen fischt. Bereits vergangenes Jahr hatte Star-Prediger Franklin Graham Buttigieg aufgefordert, wegen seiner Homosexualität Buße zu tun (queer.de berichtete). Graham soll im Juni ausgerechnet zum Start der CSD-Saison in Köln auftreten (queer.de berichtete).
Besonders aggressiv ging der prominente Moderator Bryan Fischer von der LGBTI-feindlichen American Family Association (AFA) gegen Buttigieg vor: Der 68-Jährige sagte in seiner Radiosendung am Mittwoch, Buttigieg könne wegen seiner sexuellen Orientierung nicht Präsident werden: "Wollen wir als amerikanisches Volk jemanden, der in diese Art von sexuellem Verhalten an den Tag legt, als Vorbild für den Rest des Landes? Soll er als Vorbild für Amerikas Kinder dienen? Ich stimme mit Nein."
Twitter / RightWingWatchGet ready to start seeing lots of Trump-loving evangelicals insist that Pete Buttigieg can't be president because he would be a terrible "role model for America's children." pic.twitter.com/ly7Px4J0wN
Right Wing Watch (@RightWingWatch) February 5, 2020
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Im religionskritischen Blog "Patheos" wird diese Aussage des erklärten Trump-Fans als Doppelmoral gedeutet: "Buttigieg, der in einer monogamen gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, ist also gotteslästerlich. Aber ein drei Mal verheirateter Mann, der Schweigegeld an Pornostars zahlt, mit denen er etwas hatte, während seine gegenwärtige Ehefrau schwanger mit seinem fünften Kind war? Der ist der Beste." (dk)
