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St. Petersburg

"Homo-Propaganda": Russische Polizei stoppt Pussy Riot bei Videodreh

Aufnahmen der Punkband in St. Petersburg sollen unter dem Vorwand, die Band betreibe Extremismus und "Homo-Propaganda", verhindert worden sein.


Pussy Riot bei einem Konzert (Bild: Twitter / Pussy Riot)

  • 10. Februar 2020, 12:24h 2 3 Min.

Die russische Polizei hat die Punkband Pussy Riot ihren Angaben zufolge bei Dreharbeiten für ein neues regierungskritisches Video mit dem Titel "Rage" gestoppt. Im Kinostudio Lenfilm in St. Petersburg sei am Sonntag nach einem Einsatz der Beamten der Strom abgestellt worden, teilte die Musikerin Nadeschda Tolokonnikowa in sozialen Netzwerken mit. Der Punksong handele vom Widerstand gegen die Machthaber in Russland und vom Schmerz, den Feministinnen und queere Menschen als vom Staat ausgesuchte Feinde spürten.

Die Punkband erklärte, die Polizei sei zu dem Dreh aufgetaucht und habe angegeben, nach Hinweisen sicherstellen zu wollen, dass es nicht zu Extremismus und der "Propagierung" von Homosexualität komme. Später hätten die Beamten die Lenfilm-Leitung aufgesucht, worauf der Strom abgestellt worden sei.

150 Personen, "die meisten von ihnen weiblich und queer", hätten an dem Dreh teilgenommen, so Pussy Riot. Die Band veröffentlichte ein Video von dem Polizeieinsatz und kritisierte, dass es in Russland an Kunst- und Redefreiheit fehle. Trotzdem will Pussy Riot das Video noch drehen: "Wir sammeln nun Geld für neue Dreharbeiten – und ich bin überzeugt, dass wir das zusammenbekommen", teilte Tolokonnikowa mit.

Twitter / pussyrrriot

Filmstudio wirft Pussy Riot Inszenierung vor

Nach Darstellung von Tolokonnikowa hatte die Polizei schon vorab versucht, bei der Lenfilm-Leitung eine Absage der Dreharbeiten zu erreichen. Das chronisch klamme Studio habe aber erklärt, dass der Vertrag mit den Künstlern unterzeichnet und die Miete bezahlt sei. "In dem Clip sollte auch die Polizei vorkommen – statt der Kinodarsteller kam eine echte Einheit", sagte Tolokonnikowa. Sie meinte, dass die Arbeit von drei Monaten zerstört sei.

Die Direktorin von Lenfilm, Inessa Jurschenko, gab hingegen am Montag gegenüber russischen Medien an, am Tag zuvor sei es schlicht zu einem Stromausfall gekommen. Ferner behauptete sie, es habe keinen Polizeieinsatz auf dem Studiogelände gegeben. Sie warf Pussy Riot vor, den Einsatz mit für den Clip in Polizeiuniform anwesenden Schauspielern inszeniert zu haben, um damit provozieren zu wollen. Pussy Riot hingegen hatten am Sonntagabend noch das Studio kritisiert: Sicherheitsleute hätten Mitgliedern des Produktionsteams mit einem Ersatz-Stromgenerator den Zutritt verwehrt.

Twitter / pussyrrriot
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Der Vorwurf der Inszenierung wurde von russischen Medien gegen Montagmittag noch nicht aufgeklärt. Allerdings hatten mehrere Lokalmedien am Sonntag von dem Einsatz berichtet, ohne Zweifel an ihm zu wecken. In den letzten Jahren hatten Behörden und Polizisten immer wieder das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" genutzt, um Kundgebungen oder Kulturveranstaltungen vorab zu verbieten oder vor Ort zu unterbinden oder zu stören. So wurden queere Proteste in St. Petersburg immer wieder verboten und durch die Festnahme der Teilnehmer aufgelöst (queer.de berichtete). Bei LGBTI-Kulturveranstaltungen überprüfte die Polizei unter anderem häufig, ob Minderjährige anwesend waren, und sorgte so für Verzögerungen und Einschüchterungen. Oft wurden Veranstaltungen auch von Vermietern abgesagt oder mussten nach Stromausfällen, nach Gewalt oder nach Bombendrohungen unterbrochen werden.

Tolokonnikowa, die wegen einer Protestaktion gegen Putin in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale schon im Straflager saß, gilt als Frontfrau der oft mit bunten Strumpfmasken auftretenden feministischen Punkband. Pussy Riot gibt international Konzerte und sorgt immer wieder mit radikaler Videokunst für Aufsehen. Auch in den USA, wo Tolokonnikowa ein Video gegen Rassismus und Sexismus unter US-Präsident Donald Trump drehte, ist die Frauengruppe bekannt – sowie aus der Serie "House of Cards". In der Vergangenheit hatte sich Pussy Riot immer wieder für LGBTI-Rechte engagiert. 2011 wurden Tolokonnikowa und eine Bandkollegin beim Moskauer CSD festgenommen – rund ein Jahr, bevor sie durch den Kirchenprotest international bekannt wurden. (dpa/dk/nb)

#1 LEONIDAnonym
  • 11.02.2020, 00:38h
  • Gibt es irgendwo schon ein Crowdfonding für Pussy Riot?
  • Direktlink »
#2 Homonklin_NZAnonym

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