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US-Präsidentschaftswahlen
LGBTI-feindliche Aussagen holen Bloomberg ein
Der Multimilliardär, der Donald Trump als US-Präsident ablösen will, hat sich immer wieder mit teils derben Sprüchen abwertend über sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten ausgelassen.

Michael Bloomberg gibt mehr als jeder andere Kandidat für seinen Wahlkampf aus – bei der Debatte wurde er von allen Seiten angegriffen (Bild: Screenshot MSNBC)
20. Februar 2020, 12:11h 4 Min. Von
Bei seinem ersten Teilnahme an einer Debatte mit den anderen Kandidaten ist der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg am Mittwochabend in Las Vegas von den anderen fünf Bewerberinnen und Bewerbern scharf attackiert worden. Dabei wurde auch sein Verhältnis zu LGBTI gestreift, da in den letzten Tagen Kritik an mehreren homo- und transphoben Äußerungen des 78-Jährigen laut geworden ist.
Senatorin Elizabeth Warren wurde in der vom Sender NBC veranstalteten Debatte am deutlichsten: "Ich möchte gerne darüber sprechen, gegen wen wir hier Wahlkampf machen: gegen einen Milliardär, der Frauen als fette Bräute und pferdegesichtige Lesben bezeichnet. Ich rede nicht von Donald Trump, ich rede von Bürgermeister Bloomberg."
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Warren bezog sich dabei auf ein Buch aus dem Jahr 1990, das die "Washington Post" vor wenigen Tagen komplett wiederveröffentlicht hat und viele mehr als fragwürdige Zitate enthält. Das von Warren angesprochene Zitat bezieht sich auf eine angebliche Bloomberg-Äußerung über das Königshaus in England: "Die königliche Familie – was für ein Haufen von Blindgängern. Einer ist schwul, einer Architekt, dann diese pferdegesichtige Lesbe, ein Knabe, der [US-Fotografin und -Schauspielerin] Koo Stark für irgendeine fette Braut aufgegeben hat." In der Debatte bestätigte oder dementierte Bloomberg das Zitat nicht.
In dem Buch wird auch beschrieben, wie er seine Gegner mit homophobem Vokabular beschimpft. Einen prominenten heterosexuellen Mann soll er etwa als "koksende Schwuchtel voller Frauengeschichten" bezeichnet haben.
LGBTI-Aktivisten weisen auch darauf hin, dass diese Äußerungen von Bloomberg bis in die Gegenwart hineinreichten. So berichtete "Buzz Feed News" erst am Dienstag über ein Video einer Diskussionsveranstaltung aus dem Jahr 2019, in der sich der Milliardär über Transpersonen lustig machte. Transfrauen charakterisierte er als "irgendeinen Typen, der ein Kleid trägt" und bezeichnete Transpersonen als "er, sie, es".
Twitter / HAlanScottQueer supporters of Mike Bloomberg, how do you explain this to our transgender family and friends? Because they deserve a Democratic nominee that doesnt refer to them as it. pic.twitter.com/HNwuxDZzhf
H. Alan Scott (@HAlanScott) February 19, 2020
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Bereits 2016 hatte Bloomberg die Demokraten für ihre Forderung nach Trans-Rechten kritisiert, die der Partei in ländlichen Gebieten schaden könnten. Er sagte damals etwa, dass insbesondere Wähler im Mittleren Westen das "Konzept, dass irgendein Mann ein Kleid anzieht und dann in die Umkleide mit deren Tochter geht", nicht verstehen könnten.
Sein Wahlkampfbüro wies allerdings Vorwürfe der Transphobie zurück. Vielmehr habe sich Bloomberg als (damals republikanischer) Bürgermeister von New York City stets für Transrechte eingesetzt und kurz nach seinem Amtsantritt 2002 ein Gesetz unterzeichnet, das die Bürgerrechte von Transpersonen schütze. Sein Firmenimperium schütze außerdem trans Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausdrücklich. "Mike will Donald Trump besiegen, um seine vielen Gesetze und Initiativen rückgängig zu machen, die die Rechte der Transgender-Community beschneiden", hieß es in eine Stellungnahme.
2011 hatte (der inzwischen parteilose) Bloomberg in seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister außerdem ausdrücklich die Ehe-Öffnung im Bundesstaat New York unterstützt – und nach der Gleichstellung als Standesbeamter für zwei seiner Beraterinnen fungiert.
Unterstützung von Isaac Mizrahi und Tim Gunn
Bloomberg wird auch von LGBTI-Ikonen unterstützt, etwa vom New Yorker Modesdesigner Isaac Mizrahi. Er attestierte Bloomberg in einem Twitter-Video, dass der Politiker sehr für queere Themen sensibilisiert sei. Auch der schwule Modeberater Tim Gunn sagte dem Milliardär seine Unterstützung zu; Gunn war im US-Fernsehen als Mentor der von Heidi Klum moderierten Modeshow "Project Runway" bekannt geworden und wird ab Ende März an der Seite von Klum in einer neuen Fashionshow auf Amazon Prime Video zu sehen sein.
Twitter / IsaacMizrahiI lived in @MikeBloombergs New York, and I saw him fight every day for the LGBTQ+ community. And not just the adults. He fought for the kids who are so vulnerable. We need that kind of compassion in our next president. pic.twitter.com/CgkTMYhxke
Isaac Mizrahi (@IsaacMizrahi) February 18, 2020
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In der Debatte in Las Vegas attackierte auch Pete Buttigieg, der erste offen schwule Präsidenteschaftskandidat der Demokraten, seinen Konkurrenten aus New York, sprach allerdings die LGBTI-feindlichen Äußerungen nicht an. Vielmehr warf der 38-Jährige dem Milliardär vor, die Demokratische Partei kaufen zu wollen. Tatsächlich steckte Bloomberg bereits jetzt unglaubliche Summen in den Wahlkampf: Er gab bereits mehr als 300 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen aus, weit mehr als seine Rivalen. Für ihn ist das allerdings wie Geld aus der Portokasse: Laut dem Magazin "Forbes" ist er mit einem Vermögen von mehr als 64 Milliarden Dollar der zwölftreichste Mensch der Welt – damit ist er 20 Mal reicher als Präsident Trump.
In einem weiteren Schlag gegen Bloomberg (und auch gegen Bernie Sanders) erklärte Buttigieg, dass die Partei einen Kandidaten aufstellen solle, "der auch wirklich ein Demokrat ist". Bloomberg trat erst 2018 der Demokratischen Partei bei, Sanders ist ebenfalls erst Parteimitglied geworden, um Präsidentschaftskandidat der Demokraten werden zu können.
An den bisherigen Vorwahlen in Iowa und New Hampshire hat Bloomberg nicht teilgenommen, auch die kommenden Termine in Nevada und South Carolina lässt er aus. Erst zum sogenannten Super-Dienstag am 3. März will der 78-Jährige einsteigen. Dann wird in gleich 14 Bundesstaaten gewählt, darunter Kalifornien und Texas.
Wettbüros sehen derzeit den linken Kandidaten Bernie Sanders als Favoriten auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten an, dicht gefolgt von Bloomberg. Buttigieg liegt auf Rang drei. Geht es darum, wer die Präsidentschaftswahl im November gewinnt, hat Donald Trump derzeit aber die Nase vorn.

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Erst recht nicht mit solchen Positionen.
Meine Favoriten sind Buttigieg, Sanders und Warren. Wobei Warren wahrscheinlich die besten Chancen hat und als Frau auch viele Frauenstimmen bekommen könnte.