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Tennisstar
Marcelo Ríos: "Ich mag keine Homosexuellen"
Die ehemalige Nummer eins im Welttennis sorgt mit einer homophoben Tirade für Empörung.

Marcelo Ríos hält sich für einen echten Mann – im Gegensatz zu Homosexuellen
- 26. Februar 2020, 10:40h 3 Min.
Der frühere chilenische Tennisspieler Marcelo Ríos hat in einem vergangene Woche veröffentlichten Interview mit der chilenischen Zeitung "La Tercera" seine Abneigung gegenüber Schwulen und Lesben erklärt. Der 44-Jährige sagte ohne Schnörkel: "No me gustan los homosexuales" – zu Deutsch: "Ich mag keine Homosexuellen" Er sei angewidert, wenn sich gleichgeschlechtliche Paare in der Öffentlichkeit küssten, insbesondere Männerpaare. "So bin ich nicht erzogen worden."
Ríos setzte dann zu einer Tirade gegen Regenbogenfamilien an: "Man kommt in ein Haus und sieht zwei Väter, wie erkläre ich das meinem vierjährigen Sohn? Ich habe einen Sohn, der ein Mann ist, und ich versuche, ihn als Mann zu erziehen. So wie ich bin. Aber wenn er sich als Homosexueller outen sollte, was soll ich tun, dann muss ich ihn so akzeptieren, wie er ist. Aber ich hoffe, dass das nicht der Fall ist."
Außerdem berichtete Ríos, wie er als 15-Jähriger eine Transfrau geküsst habe und so viel Angst gehabt habe, dass er dies später seinen Eltern erzählte. "Es fühlte sich fast so an, als ob ich Aids bekommen hätte. Jetzt kann ich Witze drüber machen, nachdem so viele Jahre vergangen sind."
Scharfe Kritik von LGBTI-Aktivisten
Die chilenische LGBTI-Organisation Movimiento de Integración y Liberación Homosexual (MOVILH) kritisierte die Äußerungen von Ríos als "transphob und homophob". MOVILH-Chef Ramón Gómez erklärte: "Diese Hass-Deklarationen sind etwas anderes als freie Meinungsäußerung. Seine Äußerungen verunglimpfen und demütigen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität."
/ MovilhMarcelo Ríos: "No me gustan los homosexuales (…) Llegas a una casa y ves dos papás, ¿cómo se lo explico a mi hijo de cuatro años?". Típico del homofóbico, justifica sus prejuicios con los/as niños/as. Además de violento, cobarde. Edúcate @MarceloRios75 https://t.co/3R7mZZuiYo pic.twitter.com/IRHshCxMzj
Movilh Chile (@Movilh) February 20, 2020
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In dem Interview erhob Ríos, der 1998 insgesamt sechs Wochen lang Weltranglisten-Erster war, auch schwere Vorwürfe gegen den Tennisverband ATP. Dieser habe angeblich Doping seines damaligen US-Gegners Andre Agassi vertuscht. Er beschuldigte auch den Tschechen Petr Korda, dass er während der Australian Open 1998 gedopt gewesen sei – mit ihm hat er offenbar noch eine Rechnung offen, weil Korda ihn im Finale des Turniers in Melbourne glatt in drei Sätzen geschlagen hatte. Ríos musste seine Karriere später ohne einen einzigen Grand-Slam-Titel beenden.
Der drei Mal verheiratete Ríos ist in den Medien verharmlosend als "Bad Boy" bekannt, der immer wieder mit Schiedsrichtern oder gar dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. So wurde er 2001 in Rom verhaftet, weil er sich mit einem Taxifahrer und dann mit anrückenden Polizisten geprügelt haben soll – 2003 wurde er in Santiago de Chile nach einer Kneipenschlägerei festgenommen. Seine zweite Frau beschuldigte ihn ebenfalls, Hand angelegt zu haben.
Das 18 Millionen Einwohner zählende Chile gilt als relativ LGBTI-freundlich, allerdings hat das Land – anders als der große Nachbar Argentinien – die Ehe für Schwule und Lesben noch nicht geöffnet. Seit 2015 können gleichgeschlechtliche Paare immerhin eine Lebenspartnerschaft mit fast den gleichen Rechten wie heterosexuelle Eheleute eingehen – nur das Adoptionsrecht bleibt diesen Paaren vorenthalten (queer.de berichtete). Seit 2018 besitzt Chile auch ein fortschrittliches Transsexuellengesetz. Seither dürfen Transpersonen – anders als in Deutschland – ihren Geschlechtseintrag und ihren Namen ohne teure Gutachten und mit wenig Bürokratie auf dem Standesamt ändern (queer.de berichtete). (dk)















