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Sich neu erfunden
Seven singt erstmals auf Deutsch
Mit "Brandneu" hat der Schweizer Musiker sein bislang persönlichstes Album veröffentlicht.

Sevens erste große Liebe mögen Funk & Soul gewesen sein, aber zum ersten Mal gehörig den Kopf verdreht haben ihm Rap und die deutsche Sprache (Bild: Marco Grob)
- 1. März 2020, 10:22h - 4 Min.
Er hat es wieder getan. Auf den ersten Blick wirkt "Brandneu" wie ein riesiger Schritt: Zum ersten Mal in 17 Jahren internationaler Karriere veröffentlicht der Schweizer 'Soultrain' eigene deutschsprachige Songs. Das "Halbum" mit fünf neuen Songs plus vier Bonustracks scheint ein Novum zu sein, ist aber eigentlich das, was Seven schon immer getan hat – sich neu erfinden, sich herausfordern. Und aufgeregt, aber furchtlos dahin zu gehen, wo es weh tut. In diesem Fall: gefährlich nah zu sich selbst.
Denn, was die Wenigsten wissen: Sevens erste große Liebe mögen Funk & Soul gewesen sein, aber zum ersten Mal gehörig den Kopf verdreht haben ihm Rap und die deutsche Sprache. "Deutsch war immer mein Lieblingsfach und als mit Samy Deluxe und den Beginnern Deutschrap auftauchte, war es um mich geschehen. Für mich waren das Helden." Die Königsklasse aber waren Joy Denalane und ihr Debüt "Mamani" 2002. Sie verband in seinen Augen alles, was er liebte: Deutsch, Soul und Gesang. Kein Wunder, dass der Aargauer Anfang 2018 bei einem Konzert von ihr noch jedes Wort mitsingen konnte und auf der Heimfahrt auf einmal klar war, was nach der Platz-1-LP "4Colours", seiner 'Oper', kommen musste: "Ich rief Thomas D. an, mit dem drei Tage später sowieso Sessions geplant waren, und sagte: 'Wir machen Songs für mich. Auf Deutsch.' Da war erst mal Stille in der Leitung." Beim Schreiben war das Gegenteil angesagt: Der Rap-Doktor und der Soul-Wissenschaftler komponierten sich in einen echten Rausch, an dem sich später auch Nico Suave beteiligte. Alles war "Brandneu".
Fotos, Artwork und Videos entstanden in der Wüste

"Brandneu" von Seven ist am 28. Februar 2020 erschienen
In Sachen Songwriting arbeitete Seven außerdem mit seinem langjährigen Weggefährten und Drummer seiner Band Massimo Buonanno, als Producer verpflichtete er diesmal Kilian & Jo. Bei den Berlinern, die Seven als "hungrige cats" bezeichnet, war sofort klar, dass ihr Sound der Planet war, auf dem er jetzt unterwegs sein wollte. "Die Jungs sind fresh, mit viel Anspruch ans Handwerk. Zusammen hatten wir Ideen, die ich alleine nie gehabt hätte." Fotos, Artwork und Videos entstanden in der Wüste zwischen LA und Las Vegas, denn laut Seven ist man "meistens alleine, wenn man seine Seele freilegt". Hinter den Kameras ein alter Freund und Künstler von Weltformat: Marco Grob. "Der kalifornische Look ist bewusst gewählt: Ich finde den Kontrast für diesen Release deutschsprachiger Songs total spannend."
Auch ganz generell ist "Brandneu" (Amazon-Affiliate-Link ) eine unverkrampfte Hochzeit von Dingen, die oberflächlich nicht zusammenpassen, und der Musiker, der mal gesagt hat, dass er Sprachen nicht mischen will, revidiert sich und wirft mal wieder grinsend alles um: "Der erste Riss in der Schale war 'Sing meinen Song'. Ich hatte da ja aus Respekt vor den Originalen bereits Deutsch gesungen und plötzlich war der Schritt ganz klein." Es ist dann auch nicht mehr erstaunlich, dass Blimes Brixton, die US-HipHop-Sensation, auf dem Track ""Brandneu"" rappt; dass "Seele" als relativ unkommerzieller Song – aber eben auch Initialzündung des 'Halbums' – die erste Single sein muss; dass "Immer noch" eine eher untypische Liebeserklärung an seinen allerwichtigsten Homie ist; dass "Dafür musst du was tun" ein gut gemeinter Tritt ins Hinterteil aller Newcomer ist und dass "King Kong" feat. Thomas D. die Sache erst richtig rund macht, wenn endlich auch ein Sänger sich represent-mäßig auf die breite Brust trommelt.
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Wäre es Kalkül, wäre diese Platte vor drei Jahren gekommen – so ist "Brandneu" schlicht der Drang eines Musikers, der noch nie auf Sicherheit gespielt hat und beinahe pathologisch neugierig geblieben ist. Auf der "Soulmate"-Tour, bei der er einige dieser Songs jeden Abend live gespielt und dafür überall Standing Ovations geerntet hat, spürte er, dass er richtig liegt – und dennoch ist "Brandneu" reiner Egoismus. "Ich bleibe mal wieder nicht bei meinen Leisten und befreie mich aus einer Schleife, in der andere mich vielleicht gerne länger gesehen hätten. Aber ich war noch nie so nah dran an mir selbst." (cw/pm)
05.10.2020 Stuttgart, Im Wizemann
06.10.2020 Köln, Gloria
07.10.2020 Hannover, Capitol
08.10.2020 Bochum, Zeche
10.10.2020 Frankfurt, Batschkapp
11.10.2020 Hamburg, Mojo
12.10.2020 Berlin, Festsaal Kreuzberg
14.10.2020 Leipzig, Werk 2
15.10.2020 München, Technikum
16.10.2020 Karlsruhe, Tollhaus
06.11.2020 CH Bern, Bierhübli
07.11.2020 Baden, Nordportal
20.11.2020 Zürich, Volkshaus
21.11.2020 Basel, Volkshaus
28.11.2020 Luzern, KKL

Links zum Thema:
» In das Album bei amazon.de reinhören
» Offizielle Website von Seven
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