Pete Buttigieg (re.) gibt in Texas bekannt, dass er fortan Wahlkampf für Joe Biden machen wird
Pete Buttigieg hat am Montagabend bei einer Wahlkampfveranstaltung in Dallas seine Unterstützung für den 77-jährigen Ex-Vizepräsidenten Joe Biden erklärt. Erst 24 Stunden zuvor hatte der frühere Bürgermeister von South Bend nach schlechten Ergebnissen bei der Vorwahl in South Carolina seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten zurückgezogen (queer.de berichtete).
Der 38-Jährige hat in diesem Vorwahlkampf trotz seines Rückzugs Geschichte geschrieben: Er war der erste offen schwule Präsidentschaftskandidat der Demokraten und wurde völlig überraschend zu einem konkurrenzfähigen Bewerber, der die erste Vorwahl in Iowa sogar gewinnen konnte (queer.de berichtete).
In seiner Untestützungsrede erklärte Buttigieg vor Biden-Anhängern, sein größtes Ziel in diesem Wahlkampf sei stets gewesen, Donald Trump aus dem Präsidentenamt zu vertreiben. Biden sei ein "höchst anständiger" Mensch und bringe "Einfühlungsvermögen" mit, das momentan im Weißen Haus fehle.
Biden sagte im Anschluss, Buttigieg erinnere ihn an seinen Sohn Beau, der 2015 im Alter von nur 46 Jahren an den Folgen eines bösartigen Hirnturmors gestorben war. "Ich weiß nicht, ob diese Aussage vielen Leuten etwas bedeutet, aber für mich ist es das höchste Kompliment, das ich einem Mann oder einer Frau geben kann", so Biden. Beide hätten viel Rückgrat, so der Ex-Vizepräsident weiter.
Wettbüros sehen jetzt Biden als Favoriten an
Laut Meinungsforschern könnte die Unterstützung Buttigiegs großen Einfluss auf die Wahl haben. Auch bei Wettbüros ist Biden jetzt Favorit, nachdem Mitkandidat Bernie Sanders zunächst wochenlang in Führung gelegen hatte.
Am Montag hatte auch die nach den Vorwahlen von South Carolina ausgestiegene Kandidatin Amy Klobuchar erklärt, dass sie ihre Kandidatur zurückziehe und Biden unterstützen werde. Auch der bereits im November ausgestiegene texanische Kandidat Beto O'Rourke gab sein "Endorsement" für den Ex-Vizepräsidenten bekannt.
Biden gilt – wie Buttigieg, O'Rourke und Klobuchar – als eher moderate Stimme in der Partei. Sein größter Konkurrent ist der linksgerichtete Bernie Sanders, der bislang zwei der vier Vorwahlen gewinnen konnte. Die Vorentscheidung könnte bereits am Dienstag fallen, wenn 14 Bundesstaaten im Rahmen des "Super Tuesday" ihre Vorwahl abhalten, darunter auch die Riesenstaaten Kalifornien und Texas.
Neben Biden und Sanders gilt auch der Ex-Bürgermeister von New York City, der Multimilliardär Michael Bloomberg, als Mitfavorit. Er schüttete bislang die unglaubliche Summe von 300 Millionen Dollar in den Wahlkampf – das entspricht allerdings nur einem halben Prozent seines Vermögens. Auch die unter Linken beliebte Kandidatin Elizabeth Warren ist noch im Rennen. Die 70-Jährige könnte Sanders entscheidende Stimmen im Kampf gegen Biden und Bloomberg abnehmen.
LGBTI-Rechte: Alle Demokraten besser als Trump
Aus LGBTI-Sicht sind laut Aktivisten alle Kandidaten der Demokraten besser als Amtsinhaber Trump, der unter anderem den Diskriminierungsschutz für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten abbaute und ein Trans-Verbot im Militär erließ. Allerdings sind auch die meisten Demokraten bei queeren Rechten keine Engel: Bloomberg holten zuletzt homophobe Aussagen ein (queer.de berichtete).
Auch Biden war bei LGBTI-Rechten nicht immer ein Vorbild: 1996 stimmte er etwa für das gegen Schwule und Lesben gerichtete "Gesetz zur Verteidigung der Ehe" (Defense of Marriage Act, DOMA) – anders als sein heutiger Mitbewerber Bernie Sanders, der trotz der damaligen extrem homophoben Atmosphäre DOMA ablehnte und auch bei anderen Abstimmungen stets ein Verbündeter der LGBTI-Community war. Inzwischen hat Biden aber umgedacht: Als Vizepräsident unterstützte er 2012 die Ehe für alle vor Obama (queer.de berichtete). Und zu Beginn seiner Vorwahlkampagne 2019 erklärte er LGBTI-Rechte zu einer seiner Prioritäten, sollte er die Wahl gewinnen (queer.de berichtete).
Twitter / StephenBeban | In sozialen Netzwerken wird bereits darüber debattiert, welches Amt Buttigieg in einer möglichen Biden-Regierung antreten könnte. Vielleicht könnte er Außenminister werden…
Präsident Trump hat sich bei einer Wahlkampfveranstaltung am Montag in Charlotte (US-Bundesstaat North Carolina) bereits gegen Biden eingeschossen – und als "Witz" über Pete Buttigieg und Amy Klobuchar erklärt: "Es klingt so, als ob sie einen Deal gemacht haben. Beide haben den verschlafenen Joe unterstützt". Daher forderte er: "Enthebt sie des Amtes!" Trump spielt damit auf seinen eigenen "Impeachment"-Prozess an, als ihm die Opposition einen anderen "Deal" zum Vorwurf machte: Trump hatte letztes Jahr der Ukraine nur finanzielle Hilfe gewähren wollen, wenn das Land gegen Hunter Biden, den Sohn von Joe Biden, ermittelt. Die Demokraten starteten daraufhin das Amtsenthebungsverfahren, Trumps Parteifreunde hielten diesen Versuch der Beeinflussung der US-Wahlen aber nicht für problematisch und sprachen ihn im Senat frei. (dk)
Wenn Trump nochmal Präsident würde und dann vielleicht noch mehr Richter in den Supreme Court bestimmen könnte, würde er die US-Politik auf Jahrzehnte hinaus beeinflussen können.