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Mehr als "Marleen"

Sie gehört zu uns: Marianne Rosenberg wird 65

Sie war das Aushängeschild des deutschen Schlagers. Ein halbes Jahrhundert steht Marianne Rosenberg schon auf der Bühne. Aus der Musikwelt und der Gay-Community ist sie nicht wegzudenken – trotz mehrerer Imagewechsel.


Marianne Rosenberg veröffentlicht in diesem Monat ihr neues Album "Im Namen der Liebe" (Bild: GABO / Agentur Focus)
  • Von Sebastian Fischer, dpa
    4. März 2020, 07:52h 10 4 Min.

Das Autogramm von Paul McCartney hat sie verschludert. Ein Missgeschick der Jugend, sagt sie. Dabei war ihr Schmachthit über den Sunnyboy-Beatle für Marianne Rosenberg einst der Durchbruch. Mit "Mister Paul McCartney" hatte sie als 14-Jährige ihren ersten Hit. "Ich war 16 und hatte meine Single auf seinem Konzert in der Deutschlandhalle dabei. Auf die gab er mir ein Autogramm. Und ich hab sie verbummelt." Heute lacht sie darüber. Die gebürtige Berlinerin, die am 10. März 65 wird, nimmt es gelassen: "Es ist, wie es ist."

Dabei kam die Idee zu dem Lied gar nicht von Rosenberg selbst. Nach einem Gesangswettbewerb schickt ihr ein Produzent die Musikkassette mit dem Teenie-Song. Während die Beatles gerade im Begriff sind, sich aufzulösen, tritt das Mädchen 1970 damit zum ersten Mal im Fernsehen auf. "Mister Paul McCartney" wird ein Hit – nicht der ganz große, aber immerhin. Heute sagt die Sängerin: "Ich dachte, das wird immer so weitergehen."

Die Personifizierung des Schlagers

Und das tut es auch – zunächst jedenfalls. In den Siebzigern ist Rosenberg die Personifizierung des Schlagers. In dem Jahrzehnt kommen 17 Alben heraus. Sechs ihrer Songs bringt sie in den deutschen Top Ten unter, bekannte Titel wie "Lieder der Nacht" oder "Er gehört zu mir". Der frische Sound of Philadelphia und der eingängige Discobeat werden ihr Markenzeichen – und natürlich die dunkle Föhnwelle. "Damals habe ich Disco-Grooves und Streicher in die deutsche Musik eingebracht", sagt Rosenberg.

Ihr größter Erfolg ist "Marleen", ein Song über die Nebenbuhlerin, die doch bitte den Mann in Ruhe lassen solle. Aus jetziger Sicht emanzipatorisch etwas fragwürdig, schlagerpartytauglich ist das Lied von 1976 allemal – auch heute noch.

Ende der Siebzigerjahre kehrt ihr allerdings ein Großteil des Publikums den Rücken. Ihre Songs gelten seinerzeit nicht mehr als attraktiv. "Auch für mich nicht", sagt sie rückblickend. Sie sei damals nicht aus den Plattenverträgen herausgekommen. "Die wollten, dass ich immer das Gleiche wiederhole. Und ich wollte das nicht." Gelitten habe sie.

Freiräume für Wandlungen

Danach sucht sie sich Freiräume für Wandlungen. Mal kommt die Neue Deutsche Welle, mal macht sie Chanson und Jazz, mal gibt es Einflüsse von Punk und Electro. Jüngst ist es wieder verstärkt Pop – wie auf dem neuen Album "Im Namen der Liebe", das kurz nach ihrem Geburtstag erscheint. "Wenn man mit Musik arbeitet, begegnet man anderen Menschen und Themen", sagt sie. "Und dann tun sich auch neue Türen auf." Rosenberg holte sich Größen wie Rio Reiser und Inga Humpe an die Seite, später unter anderem die Söhne Mannheims. Und auch ihr Look ändert sich: mittlerweile ist sie eine Diva, aber nahbar.

Zudem ist sie eine streitbare Künstlerin. Die Tochter des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg, langjähriges Vorstandsmitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, ist eine kraftvolle Verteidigerin der Demokratie. Jüngst zeigt sie sich geschockt von dem rassistischen Anschlag Ende Februar im hessischen Hanau. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur fordert sie, "dass Ausgrenzung und Rassismus in unserem Land endlich der Vergangenheit angehören".

Ikone von Schwulen und Lesben

Durch ihren konsequenten Einsatz für Minderheiten wird sie unter anderem zur Ikone von Schwulen und Lesben, die viele ihrer Songs gleichsam als Hymnen für ihre soziale Emanzipation betrachten.

Direktlink | Homo-Hymne von 1976: "Ich bin wie du"
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In diesem Jahr kann sich Rosenberg gleich drei Mal feiern lassen. Für ihren 65. Geburtstag ist eine Party für ihr neues Album geplant, im Herbst feiert sie zudem ihre fünf Jahrzehnte dauernde Bühnenkarriere. Sie spricht davon, zu den Wurzeln zurückzukehren, einen Kreis zu schließen. "Es war mir wichtig, so ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens zu haben." Nur Schlagersängerin – so will sie nicht mehr genannt werden. Diese Schublade bleibt zu.

Was am meisten gefeiert wird? Der Geburtstag. "Ich bin jemand, die gern Geburtstag hat. Viele meiner Freunde fahren weg, um zu vertuschen, wie alt sie werden", sagt sie. "Ich finde das albern."

Direktlink | Verliebt in einen Schwulen: Im vergangenen Jahr meldete sich Marianne Rosenberg überraschend mit dem neuen Song "Wann (Mr. 100%)" zurück
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#1 PetraAnonym
  • 04.03.2020, 09:39h
  • Ich bin Jahrgang 1963, wir haben die Lieder von
    Marianne Rosenberg mit Leidenschaft nachgesungen, in der Umkleidekabine zum Sport.
    Wir haben die Lieder alle gemocht.
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#2 Taemin
  • 04.03.2020, 10:34h
  • Ich hab nie begriffen, wie ein durch seinen Text und den Umstand, dass er von einer Frau gesungen wurde, doch vollkommen heterosexueller Schlager wie "Er gehört zu mir" zu einer Art Schwulenhymne avancieren konnte, der schließlich sogar Ralf König in einem seiner Bücher ein Denkmal gesetzt hat.
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#3 Homonklin_NZAnonym
  • 04.03.2020, 11:28h
  • Diese Obsession mit bestimmten Sängerinnen oder deren Lieder habe ich auch nie verstanden. Ich schätze, dafür muss man mit Chanson und Schlager eine Leidenschaft verbinden, und bei mir war das eher die Art Sound mit dem man von den Eltern "gefoltert" wurde. Well, damals war ich eher bei Scarlatti und Mozart, Lully und Konsorten.
    Soll nicht heißen, dass man nicht achtet, was die Frau an Musik geschaffen und an Bekanntheit dadurch erreicht hat. Wenn man selbst Musik macht, auch gänzlich andere, weiß man das zu belobigen.

    Der Einsatz gegen Diskriminierung und für Inklusion krönt das dann mit einer besonderen Note. Die Frau weiß, was es bedeutet, anders zu sein, oder besser, als anders empfunden zu werden. Jeder, auch nur nur mit entfernten, "bunten2 Wurzeln weiß, wie das ist, und dass es nach Einsatz fragt. Da hat Frau Rosenberg eine ganze Menge dazu getan.

    Geburtstag feiern auf einem berg, umgeben von Alpenrosen, das wärte doch mal was. Und dann Frühlingserdbeeren mit Sahne. Oder auch was Fröhliches, wohin Nichtkletterer auch können.
    Herzlichen Glückwunsch vom Weltwanderer möcht man sagen.

    Bahtalo to bjandino dives!
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