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USA
Queere Wähler bevorzugen immer noch Bernie
Beim "Super Tuesday" konnte Joe Biden große Erfolge feiern. Bei Mitgliedern der LGBTI-Community ist der Ex-Vizepräsident dagegen nur Dritter.
- 4. März 2020, 13:00h 3 Min.
Lesbische, schwule, bisexuelle und trans Wählerinnen und Wähler bevorzugen in den USA weiterhin den 78-jährigen Bernie Sanders. Das geht aus einer Wahltagsbefragung des Senders NBC hervor. Diese beruht auf Wählerdaten, die in zwölf der 14 Bundesstaaten erhoben worden waren, die am Dienstag demokratische Vorwahlen abgehalten haben, darunter auch Kalifornien und Texas.
Laut den Zahlen identifizieren sich knapp zehn Prozent der demokratischen Wählerinnen und Wähler als LGBT. 42 Prozent machten demnach ihr Kreuzchen bei Bernie Sanders, dem langjährigen Senator aus Vermont. Auf Platz zwei kam Senatorin Elizabeth Warren mit 22 Prozent. Sowohl Sanders als auch Warren werden dem linken Rand der Demokratischen Partei zugerechnet. Erst danach folgen die moderaten Demokraten: Der Favorit Joe Biden landete mit 19 Prozent nur auf Rang drei. Abgeschlagen Vierter wurde Milliardär Michael Bloomberg, der es nur auf sechs Prozent brachte. Die Zahlen ähneln denen einer Anfang Februar veröffentlichten Umfrage unter LGBT, bei der ebenfalls Sanders und Warren in Führung lagen (queer.de berichtete).
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Nicht-LGBT-Wähler hatten ganz anders abgestimmt: In dieser Gruppe kam Biden auf 34 Prozent der Stimmen, Sanders erreichte nur 31 Prozent. Elizabeth Warren konnte sich hier knapp den dritten Platz mit 13 Prozent sichern vor Bloomberg, der es auf zwölf Prozent schaffte.
"Super Tuesday"-Ergebnis bislang: 9:3 für Biden
Biden hatte bei den Vorwahlen überraschend gut abgeschnitten und nahm Sanders die Favoritenrolle auf die Nominierung ab. Der Ex-Vizepräsident gewann die "Primaries" in neun Staaten (Virginia, North Carolina, Alabama, Tennessee, Oklahoma, Arkansas, Minnesota, Massachusetts und Texas). Sanders konnte mit Colorado, Utah und Vermont nur drei relativ kleine Staaten für sich entscheiden. Zwei Staaten sind noch offen, darunter der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien. Überraschend schlecht schnitt Bloomberg ab, der Hunderte Millionen Dollar seines eigenen Geldes in den Wahlkampf gesteckt hatte. Er konnte nur eine wenig bedeutende Vorwahl gewinnen – die im 60.000 Einwohner zählenden US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa.
Laut CNN konnte Biden mit seinen "Super Tuesday"-Ergebnissen Sanders die Führung bei den Delegiertenstimmen entreißen. Biden hat nun 345 Delegierte hinter sich, Sanders kommt auf 269. Alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten spielen keine Rolle. Für den Sieg ist es noch ein weiter Weg: Nötig sind knapp 2.000 Delegiertenstimmen. Entscheidend dürfte hier das Abschneiden der Bewerber in Kalifornien sein, wo ebenfalls am "Super Tueday" gewählt wurde. Im Westküstenstaat wurden bislang allerdings weniger als die Hälfte der Stimmen ausgezählt. Sanders-Anhänger hoffen, dass ein Sieg ihres Kandidaten im bevölkerungsreichsten Bundesstaat das Ruder wieder herumreißt.
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Manche im Sanders-Lager nahmen es Warren übel, dass sie als linke Kandidatin mit niedrigen Aussichten auf Erfolg nicht aus dem Rennen ausgestiegen ist und den Senator aus Vermont unterstützt. Im moderaten Lager war nach der Vorwahl in South Carolina vom Samstag neben Amy Klobuchar auch der erste offen schwule Kandidat Pete Buttigieg ausgestiegen und hatte seine Unterstützung für Biden verkündet (queer.de berichtete). Präsident Donald Trump nutzte am frühen Mittwochmorgen die Gelegenheit, um Warren via Twitter zu beschuldigen, Sanders den Sieg in Massachusetts gekostet zu haben. Derartige Troll-Attacken des Präsidenten gegen politische Gegner sind inzwischen in den USA alltäglich geworden.

In den nächsten Wochen sollte ein Sieger bei den Demokraten in mehreren weiteren Vorwahlen ermittelt werden. Sollte das Ergebnis weiter knapp bleiben, könnte die Entscheidung erst bei einem Wahlparteitag im Juli fallen. Allerdings hat in der Vergangenheit nie ein Bewerber die Präsidentschaftswahl gegen den Kandidaten der anderen großen Partei gewinnen können, wenn die Vorwahlen keinen eindeutigen Sieger hervorgebracht hatten. (dk)
















Wenn Biden hingegen Buttigieg zu seinem Vize machen würde, wäre das ein großer queerer Schritt. Und falls dem dann 78-jährigen Präsidenten etwas zustoßen würde (bitte nur als Gedankenspiel verstehen), gäbe es mit Buttigieg den ersten offen schwulen US-Präsidenten.