Der republikanische US-Politiker Aaron Schock hat sich am Donnerstag in einer langen Erklärung auf Instagram als schwul geoutet: "Ich bin schwul. Für diejenigen, die mich kennen oder die etwas über mich wissen, wird das wohl keine große Überraschung sein", so die ersten Worte.
Der 38-Jährige erklärte, er habe zuerst seinen Eltern und Freunden von seiner sexuellen Orientierung erzählen wollen, bevor er diese öffentlich mache. Er bereue, dass er diesen Schritt nicht schon früher getan habe.
Schock war 2009 bis 2015 Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses für einen ländlichen und konservativen Wahlkreis in Illionois, der seit 1939 ununterbrochen von den Republikanern gehalten wurde. Der Politiker galt als einer der konservativsten Abgeordneten, der nach Angaben der LGBTI-Gruppe "Human Rights Campaign" in null Prozent der Abstimmungen (!) für queere Rechte votiert hatte. So sprach er sich etwa gegen die Öffnung des Militärs für Schwule und Lesben, gegen den Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung und gegen die Ehe-Öffnung aus.
Schock: Früher waren alle homophob
In seiner Erklärung verteidigte er sein Wahlverhalten. Er sei in einem christlichen Haushalt aufgewachsen und habe 2008 bei der Ablehnung von "Gay Marriage" die selbe Position eingenommen wie Hillary Clinton oder Barack Obama. Zwar sei diese Haltung aus heutiger Sicht falsch gewesen, aber man dürfe nicht vergessen, dass "Anführer beider Parteien" so gedacht hätten. Um Entschuldigung für seine totale Ablehnung von LGBTI-Rechten bat Schock nicht. Er ging auch nicht darauf ein, dass er mit seinem Abstimmungsverhalten zu den homophobsten US-Abgeordneten dieses Jahrhunderts zählt.
Bereits seit seinem Einzug ins Parlament vor zwölf Jahren hatte es Gerüchte um die sexuelle Orientierung Schocks gegeben, weil er einige Verhaltensweisen an den Tag gelegt hatte, die als klischeehaft schwul gelten: Da er gleichzeitig einen extravaganten Einrichtungsgeschmack hatte und gerne seinen gestählten Körper öffentlich zeigte, wurde über ihn getuschelt – er wies derartige "Anschuldigungen" aber immer empört zurück.
Shcock musste schließlich 2015 nach Korruptionsvorwürfen zurücktreten – ihm wurde unter anderem vorgeworfen, Fitness-DVDs mit Wahlkampfmitteln gekauft und sein Abgeordnetenbüro mit Mitteln aus unbekannten Quellen so gestaltet zu haben, dass es wie ein Set der britischen Historien-Serie "Downton Abbey" aussah. Gegen eine Zahlung von 40.000 Dollar wurde das Verfahren 2019 schließlich eingestellt. Dieser Skandal bereitet ihm offenbar noch immer Kopfzerbrechen: Einen Großteil seiner Coming-out-Erklärung auf Instagram verwendete er darauf, diese Vorwürfe zurückzuweisen. Er behauptete etwa, dass er "Downton Abbey" bis heute nicht gesehen habe.
2014 hatte der Fernsehjournalist Itay Hood den Politiker bereits öffentlich geoutet und seine Doppelmoral angeprangert (queer.de berichtete). Hood erklärte, Schock habe nicht das Recht, fortlaufend gegen Grundrechte für Homo- und Transsexuelle zu stimmen, während er sich gleichzeitig in Schwulenbars vergnügt. (dk)
Was für ein mieses Früchtchen