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"Pietätlos, respektlos und geschmacklos"
Gießen: Transphobie-Vorwürfe gegen Faschingsparty
Zwei Wochen nach dem Ende der närrischen Tage sorgt ein Faschingsmotto noch immer für Irritationen in Mittelhessen.

Ein Faschingsmotto in Gießen erregt die Gemüter
- 6. März 2020, 14:21h 2 Min.
In Gießen haben Unbekannte mit einem Transparent an einer zentral gelegenen Bahnbrücke gegen ein Faschingsmotto protestiert. "Transfeindlichkeit ist kein Kostüm" so die Aufschrift laut "Gießener Zeitung".
Anlass war ein Motto der "Ritzis Musik & Sports Bar", die von Altweiberfasching (Donnerstag) bis Faschingsdienstag verschiedene Mottos vorgegeben hatte. Neben "Piraten", "Army", "Gummibären", "Neon" und "Assi" fand sich auch das Motto "Transgender" auf der Liste.
Die Hochschulgruppe "Die Linke.SDS Gießen" kritisierte dieses Motto scharf: "Dass Geschlechtsidentität kein Kostüm ist, sondern dass Menschen mit einer trans*geschlechtlichen Identität mit alltäglicher Diskriminierung konfrontiert sind, die nicht selten in Körperverletzung oder sogar Mord enden, scheint den Betreiber*innen des Ritzis Musik & Sports Bar nicht bewusst zu sein", so die Hochschulgruppe am Dienstag auf Facebook. "331 transphobe Morde wurden weltweit allein zwischen 2018 und 2019 dokumentiert, die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Sich einmal im Jahr daraus einen Spaß zu machen, ist pietätlos, respektlos und geschmacklos." Der SDS kritisierte auch Rassismus (etwa "Blackfacing") und Frauenfeindlichkeit, die beim Fasching alltäglich gewesen seien.
Fasching bleibt diskriminierend! Wir unterstützen die Aktion einer anonymen Gruppe aus Gießen, denn auch wir ziehen…
Gepostet von SDS Hochschulgruppe Gießen am Dienstag, 3. März 2020
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Bar: "Wir weisen diese Vorwürfe zurück"
Die Pächterinnen der Bar können diese Aufregung nicht verstehen. Als Reaktion auf die SDS-Kritik schrieben sie auf Facebook, dass das Motto "Gendertausch" am Altweiberfasching eine "lange Tradition" habe. "Dabei geht es eigentlich nur darum, dass die Frauen sich wie Männer kleiden, sich Bärte ins Gesicht kleben und die Männer sich wie Frauen kleiden, sich hohe Schuhe anziehen und eine bunte Perücke", so die Pächterinnen der Bar. "Fasching in der Ludwigstraße ist unpolitisch, daher weisen wir diese Vorwürfe zurück."
In dem Text boten die Pächterinnen auch eine Entschuldigung an, die allerdings auch als Sarkasmus gelesen werden kann. Wörtlich heißt es: "Sollte sich irgendjemand von unseren Faschings Mottos diskriminiert gefühlt haben (sofern man sich noch erinnert), entschuldigen wir uns natürlich von Herzen." (dk)
