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Sucht, Diskriminierung, Coolness

Warum rauchen wir mehr als cis Heteros?

Eine neue Studie aus Großbritannien belegt eindeutig, dass LGBTI viel mehr rauchen als ihre nicht queeren Mitmenschen. Die Forscher*innen erklären auch, warum das so ist, und was wir dagegen tun können.


LGBTI haben eine zu 46 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Tabak zu konsumieren als nicht queere Menschen (Bild: Florian Christoph / flickr)
  • Von Paul Schulz
    11. März 2020, 10:47h 62 3 Min.

Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans und inter Menschen, einfach alle queeren Personen rauchen mehr als ihre heterosexuellen cis Mitmenschen. Und zwar viel mehr. Glaubt ihr nicht? Ist aber so.

Zu diesem Ergebnis kommt nämlich eine neue Studie (PDF) der britischen LGBTI-Forschungsorganisation "Queer Voices Heard". Nun ist das für alle, die in de Community unterwegs sind, nichts wirklich Neues. Schließlich sehen wir uns gegenseitig ständig eine nach der anderen anzünden. Trotzdem sind die Ergebnisse der Studie überraschend und sehr aufschlussreich.

Das Rauchen wird bei Queers getriggert

"Wir können anhand der Studie belegen, dass LGBTI nicht mehr rauchen, weil sie LGBTI sind, sondern weil sie in ihrem Alltagsleben viel mehr Trigger haben, die sie rauchen lassen wollen", erklärte Stu Hosker, Gründungsmitglied von "Queer Voices Heard": Außerdem würden sie von den gesellschaftlichen Gegenmaßnahmen zu Tabakkonsum "viel schlechter erreicht".

Diese beiden Faktoren führen zu riesigen Unterschieden: Während der Anteil der gegenwärtigen oder ehemaligen Tabakkonsument*innen in der britischen Durchschnittsbevölkerung bei inzwischen weit unter 50 Prozent liegt und rapide fällt, sind über 70 Prozent aller erwachsenen LGBTI Raucher*innen oder waren mal welche. Queere Menschen haben laut der Studie eine zu 46 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Tabak zu konsumieren als die nicht queere Mehrheit.

Queere Anti-Tabak-Kampagnen fehlen

Und werden auch von kaum jemandem davon abgehalten. Das dürfte auch für Deutschland gelten. Schließlich darf bei uns offener für Tabakkonsum geworben werden als auf den britischen Inseln, und es gibt weniger Anti-Tabak-Kampagnen. Aber selbst, wenn es mehr davon gäbe, hieße das laut der Studie erstmal gar nichts.

Denn: Sieben von zehn Teilnehmer*innen sagten, Gesundheitskampagnen für die queere Community würden sich vor allem mit sexueller Gesundheit beschäftigen. Und die Anti-Raucher-Kampagnen, die heute auf jeder Zigarettenschachtel zu finden sind, arbeiten oft mit Botschaften, die viele queere Menschen nur dazu bringen, mit den Achseln zu zucken: "Rauchen kann ihr Kind schädigen!", "Ihre Fruchtbarkeit sinkt!", "Sie könnten ihren Mitmenschen Schaden zufügen!". Die allermeisten Queers haben, weil sie sich das so ausgesucht haben, immer noch keine Kinder und interessieren sich aus diesem Grund auch nur am Rande für ihre Fruchtbarkeit.

Und werden von der Gesamtgesellschaft und ihren Mitmenschen jeden Tag in einer ganzen Reihe von Bereichen gezielt benachteiligt: ökonomisch, gesundheitlich, juristisch. Als vielfältig diskriminierte Minderheit rücksichtsvoll an die diskriminierende Mehrheit zu denken, ist nicht immer so einfach.

Diskriminierung macht süchtig

Zumal diese Benachteiligungen LGBTI erst mit zu Raucher*innen machen: Dr. Christian Jessen, ein an der Studie beteiligter Wissenschaftler, erklärt: "Wenn man einbezieht, dass Mitglieder der LGBTI-Community wegen ihrer Diskriminierungserfahrungen ein größeres Risiko für Stress, innere Unruhe, Depressionen und andere psychische Erkrankungen haben, ist es wenig überraschend, dass Nikotin und andere Substanzen dafür eingesetzt werden, sich dem für Momente zu entziehen."

Über die Hälfte aller Studien-Teilnehmer*innen gab zu Protokoll, sie fänden, dass Rauchen ein wichtiges Bindeglied für soziale Interaktion in der Szene sei, ein Drittel findet Rauchen sogar cool und "einen rebellischen Akt", der Teil ihrer Identität als LGBTI ist. Trotzdem würden 87 Prozent der queeren Raucher*innen gern aufhören.

Queeres Rauchen ist nicht cool

Die Studie versucht, Auswege aus diesem Dilemma aufzuzeigen: "Kampagnen für geistige Gesundheit müssen sich direkter an LGBTI wenden, deren Bedürfnisse einbeziehen und ihre Botschaften auf sie zuschneiden", so die Autor*innen.

Stu Hosker sieht noch anderswo Handlungsbedarf: "Wir müssen das popkulturelle Stereotyp vom coolen, queeren Rauchen überwinden. Viele der queeren Held*innen in der Popkultur, egal ob in 'Queer as Folk', 'Brokeback Mountain' oder 'The L-Word', sind RaucherInnen*. Wir müssen dem andere Bilder entgegenstellen." Denn gesund zu sein, ist schon cool genug, oder?

#1 NuminexEhemaliges Profil
  • 11.03.2020, 11:28h
  • Weil uns die statistische Mehrheit bei Suiziden, psychischen Erkrankungen, Gewalt verbal- und non-verbaler Art und der ewige Kampf um gleiche Rechte gegenüber dem Rest der Gesellschaft nicht ausreichend belastet und wir uns deshalb genötigt fühlen, auf unseren vorzeitigen Krebstod hinzuarbeiten und es außerdem einen erheblichen geschmacklichen Beitrag zur Ernährung beisteuert und für frischen, küssbaren Atem sorgt.
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#2 seb1983
  • 11.03.2020, 11:38h
  • Meine Erfahrung:
    Ein Großteil der Schwulen kümmert sich einen Scheiß um die eigene Gesundheit.
    Das fängt beim Rauchen an, geht bei Sport und Ernährung weiter.
    Wer täglich Raubbau am eigenen Körper betreibt kann dann auch geistig schnell krank werden.
    Schade.
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#3 Leon 4Anonym
  • 11.03.2020, 12:13h
  • Antwort auf #2 von seb1983
  • Na, siehs doch positiv, dann kannst du anhand der Faktoren für dich direkt ausschließen mit wem du dich abgeben willst... is dann doch auch für beide seiten positiv!

    Zum Thema.... Yoahr, normal, ne... Mal abgesehen von Gras würde ich die community auch führend ansehen was Platten und Spiegel generell angeht was imho auch klar geht!
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