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Hassprediger
Corona-Virus als Gottes Strafe für Transsexualität
Metropolit Mark, der russisch-orthodoxe Erzbischof von Berlin und Deutschland, glaubt die angeblichen Gründe der Corona-Pandemie zu kennen – und empfiehlt Beten und Fasten als Heilmittel.

Presidential Press and Information Office / wikipedia) Metropolit Mark, der mit weltlichem Namen Michael Arndt heißt, ist seit 1982 der höchste religiöse Würdenträger der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland (Bild:
- 22. März 2020, 13:01h 3 Min.
Nun hat auch ein Religionsführer aus Deutschland die LGBTI-Community als Sündenbock für die Corona-Krise ausgemacht: Für Metropolit Mark, den russisch-orthodoxen Erzbischof von Berlin und Deutschland, ist Transsexualität einer der Gründe für die Pandemie.
"Der Mensch wollte Gott durch sich selbst ersetzen, als er sich gedankenlos in die Welt – die Schöpfung Gottes, und die Natur des Menschen einmischte", heißt es in einem am 19. März veröffentlichten "Sendschreiben" des 79-Jährigen zur Corona-Krise "an den Klerus, die Mönche und Nonnen und alle Gläubigen". "Schon will der Mensch, durch Legalisierung der Euthanasie, die ihm von Gott bestimmte Zeit seines Todes nicht annehmen; er will nicht den gottgegebenen Unterschied zwischen Mann und Frau anerkennen, die besondere Berufung eines jeden; er ist nicht bereit, das Kindergebären als natürliche Erscheinung seines Lebens anzuerkennen."
Marks Rat: Morgens und abends beten gegen das Virus
Rhetorisch fragt der höchste Würdenträger der russisch-orthoxen Kirche in Deutschland weiter: "Erstaunt es da, dass ständig neue Krankheiten auftauchen, und dass es gegen sie keine Heilmittel mehr gibt, die das Los der Infizierten lindern würden?"
Ganz neue Theorien hat Metropolit Mark jedoch nicht nur zum Ursprung des Virus, sondern auch zu den Methoden, wie man ihn am besten bekämpft: "Lasst uns beim Fasten und Gebet nicht nachlassen, um den allbarmherzigen Gott gnädig zu stimmen", heißt es in seinem Schreiben. "Ich rufe jeden Gläubigen der deutschen Diözese auf, beharrlich morgens und abends die festgelegten Abend- und Morgengebete zu verrichten." Dann werde Gott von der weiteren "Bestrafung" absehen, so Mark mit Verweis auf die Einwohner Ninivers in der Bibel.
Heftige Kritik von SPD, FDP und Grünen
SPD, FDP und Grüne kritisierten den Brief des Erzbischofs scharf. "Das Coronavirus als göttliche Heimsuchung in Reaktion auf eine freie Gesellschaft zu interpretieren, ist irrig", meinte der FDP-Bundestagsabgeordnete Stefan Ruppert gegenüber der "taz". "Das ist geeignet, Menschen zu verängstigen und nicht Teil einer Lösung."
Auch der russischstämmige Europaabgeordnete der Grünen, Sergey Lagodinsky, forderte den Metropoliten zu Verantwortung und Solidarität auf: "Wir haben genug Verschwörungstheoretiker, die in der Krise an unserem Demokratiesystem sägen. Wir brauchen nicht auch noch Kirchenmänner, die Hass verbreiten."
Lars Castellucci, der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, reagierte auf das Schreiben des Erzbischofs ironisch: "Der Mann hat sich im Datum geirrt", sagte er gegenüber der "taz". "Es handelt sich sicherlich um ein Schreiben aus dem Jahr 1020."
Vor Metropolit Mark hatten bereits mehrere internationale Kirchenführer der LGBTI-Commuity die Schuld an der Corona-Pandemie gegeben, darunter der israelische Rabbi Meir Mazuz und der evangelikale US-Pastor Steven Andrew (queer.de berichtete). (cw)
