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Transmenschen in der Corona-Krise
"Die Community fällt weg"
Es gibt vermehrt Warnungen, dass Transmenschen besonders von sozialer Isolation in Corona-Krise betroffen seien.

Die trans Community ist von der Corona-Krise besonders betroffen
- Von Sarah Emminghaus, AFP
26. März 2020, 14:42h 2 Min.
Die Corona-Krise beschneidet aktuell in Deutschland das Leben jedes Einzelnen. Besonders betroffen sind aber ohnehin schon diskriminierte Gruppen wie Transmenschen. Der Bundesverband Trans* vertritt ihre Interessen in Deutschland und berichtet aktuell von Problemen in sämtlichen Lebensbereichen. Viele leiden besonders unter der sozialen Isolation, wie Gabriel Koenig, Sprecher des Bundesverbands, der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Wegen der zahlreichen Infizierten werden aktuell deutschlandweit Operationen verschoben, die nicht lebensnotwendig sind – darunter nach Angaben Koenigs auch geschlechtsangleichende Maßnahmen wie beispielsweise Brustoperationen bei Transmännern oder die Entfernung von Gesichtshaaren bei Transfrauen. "Viele OPs fallen weg, die zum Teil einen jahrelangen Vorlauf haben", sagte Koenig. Denn bis es zu einer solchen Operation kommt, seien mindestens anderthalb Jahre Therapie sowie Gutachten und lange Wartezeiten bei Chirurgen gängig.
Virus hat auch Therapie- und Beratungsangebote gestoppt
"Die Community fällt weg – umso wichtiger ist es, dass Anlaufstellen Treffen ins Internet verlegen", sagte Koenig AFP. Gruppentreffen und Veranstaltungen sind für viele Transleute laut Koenig "ein wichtiger sozialer Haltepunkt". Erschwerend komme hinzu, dass auch viele Therapie- und Beratungsangebote unterbrochen wurden – so dass beispielsweise die von OP-Absagen Betroffenen sich nicht mehr austauschen können.
Termine bei Psychiatern und Psychologen sind zudem notwendig, um sich überhaupt für Operationen oder Änderungen von Namen und Geschlecht in offiziellen Dokumenten zu qualifizieren. Das sei für die meisten Transmenschen auch der Auslöser für eine Therapie, sagte Koenig. "Die Transition geht mit viel Diskriminierung einher – das sorgt für weitere Therapiebedarfe", erläuterte der Sprecher jedoch.
Es sei zugleich ohnehin schon schwierig, einen kompetenten Therapeuten zu finden. Der Bundesverband weiß nach eigenen Angaben in der Corona-Krise nur von wenigen Therapeuten, die Angebote digital aufrecht erhalten. "Die Forderung nach mehr digitalen Angeboten gibt es schon lange – jetzt wird es aber akut", warnte Koenig.
In einem offenen Brief an seine Mitgliedsorganisationen ruft der Bundesverband trans zur digitalen Vernetzung auf sämtlichen Kanälen und mit kreativen Ideen auf. Bestehende Gruppen könnten ihre Treffen per Telefonkonferenz abhalten, in sozialen Medien werden ebenfalls beispielsweise Onlinepartys oder Verabredungen zum digitalen gemeinsamen Serienschauen organisiert.

Links zum Thema:
» BVT*-Infoseite zur Corona-Krise
» LSVD-Infoseite zur Corona-Krise
Janka für die Trans SHG Gruppen in Stuttgart