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Wegen Corona-Krise
USA lockern Blutspendeverbot für Schwule
Ein schwuler oder bisexueller Mann kann zwischen Los Angeles und New York künftig bereits nach drei Monaten Abstinenz Blut spenden. In Deutschland ist die Sex-Karenzzeit vier Mal so lang.

Peinlich für Deutschland: Selbst das Trump-Amerika ist beim Blutspenden fortschrittlicher als die Bundesrepublik, die auf Rest-Diskriminierung Homosexueller beharrt (Bild: flickr / Banc de Sang i Teixits / by 2.0)
- 3. April 2020, 16:06h 2 Min.
Als Reaktion auf die Corona-Krise und die damit einhergehenden Engpässe bei Spenderblut hat es die zuständige US-Aufsichtsbehörde FDA schwulen und bisexuellen Männern am Donnerstag erleichtert, Blut zu spenden. Laut der offiziellen Empfehlung sollen Männer künftig spenden dürfen, wenn sie in den letzten drei Monaten keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt haben.
Bislang hatte die Behörde eine Sex-Karrenzzeit von zwölf Monaten vorgeschrieben, wie sie auch in Deutschland gilt. Vor 2015 war schwulen und bisexuellen Männern sogar vollständig untersagt gewesen, Blut zu spenden (queer.de berichtete).
Die FDA teilte mit, man habe entschieden, dass die Änderung keinen Einfluss auf die Sicherheit der Blutversorgung haben werde. Man werde diese neue Regelung deshalb auch nach dem Ende der Corona-Pandemie beibehalten.
LGBTI-Aktivisten begrüßten die Änderungen. Die Organisation GLAAD erklärte etwa, dies sei ein Triumph über Diskriminierung. Andere Gruppen bezeichneten die Liberalisierung als weiteren Schritt zur vollständigen Gleichstellung.
Auch Politiker*innen setzen sich für ein Ende der Diskriminierung ein. Die beiden New Yorker Kongressabgeordneten Carolyn Maloney und Alexandria Ocasio-Cortez hatten erst am Mittwoch in einem Brief an einen Parlamentsausschuss erklärt, dass die augenblickliche Regelung "nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, sondern die LGBTQIA-Community stigmatisiert". Die Demokratinnen wiesen darauf hin, dass mehr Blutspenden in der Corona-Krise Leben retten könnten.
Deutsche LGBTI-Aktivisten fordern ebenfalls Liberalisierung
Auch in Deutschland gibt es scharfe Kritik daran, dass homo- und bisexuelle Männer beim Blutspenden anders behandelt werden als Heterosexuelle. Aids- und LGBTI-Aktivisten bezeichneten die einjährige Sex-Karrenzzeit als eine "Unverschämtheit" (queer.de berichtete). Das Verbot gilt selbst für treue schwule Ehepaare. Bei heterosexuellen Männern wird demgegenüber stets das tatsächliche sexuelle Risikoverhalten bewertet, nicht die sexuelle Orientierung.
Zuletzt gab es mehrere Anläufe, die Regeln für Blutspenden zu ändern: So votierten erst Ende Januar im niedersächsichen Landtag SPD, CDU, Grüne und FDP für ein Ende der LGBTI-Diskriminierung bei Blutspenden – nur die rechtspopulistische AfD wollte daran festhalten (queer.de berichtete).
Erst vor wenigen Tagen starteten die Jungen Liberalen eine Petition mit dem Titel "Blut ist nicht schwul oder Hetero". Sie wurde bereits von mehr als 5.000 Menschen unterzeichnet (queer.de berichtete). (dk)
