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Knappe Blutkonserven
Brandbrief an Spahn: Stoppen Sie das Blutspendeverbot!
Um Leben in der Corona-Krise zu retten, fordert die FDP vom Bundesgesundheitsminister die sofortige Aufhebung des Blutspende-Verbots für schwule und bisexuelle Männer sowie für trans Menschen.

Diskriminierende und lebensfremde Vorschrift: Schwule, bisexuelle und trans Blutspender müssen mindestens zwölf Monate enthaltsam leben (Bild: sabin urcelay / Pixabay)
- 5. April 2020, 11:19h 2 Min.
Die FDP hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aufgefordert, sich angesichts der Corona-Pandemie für eine Aufhebung des weitgehenden Blutspendeverbots für homo- und bisexuelle Männer sowie trans Menschen stark zu machen. "Unter dem Blutspendeverbot leiden vor allem die, die nun dringend auf Spenderblut angewiesen sind", schrieben die FDP-Bundestagsabgeordneten Jens Brandenburg und Kathrin Helling-Plahr in einem am Samstag veröffentlichten Brief (PDF) an den Minister. Einen ähnlichen Brief schrieben die beiden Liberalen an die Bundesärztekammer.
Noch bis 2017 hatte in Deutschland ein pauschales Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer sowie für trans Menschen geherrscht, das mit dem erhöhten HIV-Risiko begründet worden war. Die Bundesärztekammer lockerte schließlich das Verbot – allerdings dürfen in dieser Gruppe nur Menschen spenden, die ein Jahr lang keinen Sex gehabt haben. Das schließt sogar Männer ein, die mit ihrem eigenen Ehemann monogam leben.
"Entscheidend für ein Infektionsrisiko ist nicht die sexuelle Identität"
"Die lebensfremde Voraussetzung von zwölf Monaten Enthaltsamkeit geht weit über medizinische Notwendigkeiten hinaus", kritisieren Helling-Plahr und Brandenburg diese Vorgabe in ihrem Brief an Spahn. "Entscheidend für ein Infektionsrisiko ist nicht die sexuelle Identität eines Menschen, sondern das tatsächliche Risikoverhalten, zum Beispiel durch ungeschützten Sexualverkehr mit häufig wechselnden Partner/innen."
Auch die separate Auflistung von trans Menschen "entbehrt einer medizinischen Begründung", so die beiden FDP-Abgeordneten. "Unter dem Blutspendeverbot leiden vor allem die, die nun dringend auf Spenderblut angewiesen sind". Im Kampf gegen die Corona-Pandemie könne "die Spende von Blut und Blutbestandteilen bedeutend sein", schrieben sie in dem Brief an Spahn. "Die Sicherstellung der Versorgung mit den überlebenswichtigen Blutpräparaten wird zu einer immer größeren Herausforderung."
Die Abgeordneten forderten Spahn auf, bei der Bundesärztekammer unverzüglich darauf hinzuwirken, "dass die medizinische Beurteilung zur sicheren Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen nicht mehr von der sexuellen Identität abhängig gemacht wird". Sie verwiesen darauf, dass die USA ihr Blutspendeverbot für homosexuelle Männer am 2. April bereits mit sofortiger Wirkung gelockert hätten (queer.de berichtete). Der eindringliche Appell von Helling-Plahr und Brandenburg: "Kein Corona-Patient soll sterben müssen, weil das pauschale Blutspendeverbot zu spät aufgehoben wurde."
/ fdpbt | Tweet der FDP-BundestagsfraktionAuch in der #CoronaZeit werden Homo-, Bi- und Transsexuelle noch von der Blutspende ausgeschlossen. Das hat keinerlei wissenschaftliche Grundlage, sondern basiert auf Vorurteilen. Deshalb fordern wir: #Blutspende unabhängig von der sexuellen Orientierung!
Fraktion der Freien Demokraten (@fdpbt) April 3, 2020
pic.twitter.com/LeI6AwvAih
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Bereits am Montag hatten die Jungen Liberalen (JuLis) eine Online-Petition zur Aufhebung des Blutspendeverbots gestartet (queer.de berichtete). Über 6.000 Menschen haben die Petition bislang unterzeichnet. (cw/AFP)
Links zum Thema:
» Der Brief an Spahn als PDF















Für Infektionsrisiken ist das Vorliegen eines Trauscheins übrigens immer noch vollkommen irrelevant.