Der 69-jährige Aktionkünstler Reverend Billy ist am Sonntag von der New Yorker Polizei festgenommen worden, als er eine Regenbogenflagge an einem von einer LGBTI-feindlichen Organisation errichteten Zelt-Krankenhaus am Central Park aufhängen wollte. "Sie haben kein Recht, in New York zu sein. Sie sind das Virus", sagte Reverend Billy, bürgerlich William Talen, laut NBC News.
Das Hospital wurde vor einer Woche von Samaritan's Purse errichtet, der Hilfs- und Evangelisationsorganisation von Starprediger Frankin Graham. Helfer der Organisation müssen ein Glaubensbekenntnis unterzeichnen, in dem sie ihre Abneigung gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten garantieren (queer.de berichtete). LGBTI-Aktivisten befürchten, dass in dem Hospital auch homo- und transsexuelle Patientinnen und Patienten diskriminiert werden, was während der Covid-19-Epidemie tödlich sein könne.
Reverend Billy, der für seine Protestaktionen gegen Großkonzerne bekannt ist, drang nach Polizeiangaben in das Gelände des Hospitals ein und wurde aufgefordert, den Bereich zu verlassen. Er weigerte sich jedoch und versuchte, eine Regenbogenflagge an einer Fahnenstange in den Boden zu rammen. Er wurde schließlich abgeführt und die Flagge wurde von Beamten entfernt. Jetzt droht ihm eine Anklage wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Hausfriedensbruchs und Störung des öffentlichen Friedens. Der Aktivist veröffentlichte auf Twitter ein Video, das ihn bei seiner Festnahme zeigt.
In einem weiteren Eintrag auf Twitter meinte er, dass es einfach sei, während einer Tragödie unachtsam zu werden und die "Rechtsaußen-Christen" zu verharmlosen. Er warnte davor, dass die Corona-Krise ein "11. September in Zeitlupe" sein könne. Die islamistische Terrorattacke von 2001 sei von Rechtsaußen für Kriege missbraucht worden, so Billy.
Samaritan's Purse will nur mit Heterosexuellen arbeiten
In den letzten Tagen gab es immer wieder Berichte, wonach die Aktivisten von Samaritan's Purse LGBTI-Feindlichkeit sehr ernst nehmen. So wurde ein schwuler Arzt laut einem Erfahrungsbericht auf medium.com wegen seiner sexuellen Orientierung mit den Worten abgelehnt: "Samaritan's Purse ist eine christliche Organisation. Wussten Sie das?"
Samaritan's-Chef Franklin Graham persönlich hat immer wieder gegen queere Menschen polemisiert. So warb er wiederholt für Homo-"Heilung" und lobte unter anderem das russische Gesetz gegen Homo-"Propaganda". Homosexuelle sind seiner Meinung nach so lange "Feinde" von Christen, solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht "bereuen".
Franklin Graham: Sünder schuld am Covid-19-Ausbruch
Am Samstag machte Graham im Fernsehsender Fox News Channel sogar vermeintlich unchristliche Sünder für den Covid-19-Ausbruch verantwortlich. "Ich denke nicht, dass [die Pandemie] Gottes Plan war, sie ist wegen all der Sünde geschehen, die in der Welt existiert." Schuld am Ausbruch sei "eine Welt, die Gott den Rücken zugedreht hat", so Graham. (dk)