Schwule und bisexuelle Männer müssen weiterhin zwölf Monate auf Sex verzichten, selbst mit ihrem eigenen Ehemann, bevor sie Blut spenden dürfen (Bild: e-coli / flickr)
Das Bundesgesundheitsministerium hat Forderungen zurückgewiesen, wegen der Corona-Pandemie das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer aufzuheben. Aus "Sicherheitsgründen" bleibe es bei der Linie, dass Männer nur dann Blut spenden dürfen, wenn sie zwölf Monate lang keinen Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann gehabt haben, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die demokratischen Oppositionsfraktionen im Bundestag, mehrere Landesparlamente – etwa Niedersachsen und das Saarland – sowie LGBTI- und Aids-Aktivisten hatte zuvor eine Aufhebung dieser Einschränkung gefordert.
Das Ministerium halte es weiterhin "fachlich für vertretbar", betroffene Männer erst "nach einer zwölfmonatigen Karenzzeit zur Blutspende zuzulassen", erklärte die Sprecherin. "Sexuell aktive Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben, haben ein deutlich höheres Risiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten als die Allgemeinbevölkerung." Als Beispiel nannte sie HIV-Neuinfektionen.
FDP schrieb Brandbrief
Die FDP-Bundestagsabgeordneten Jens Brandenburg und Kathrin Helling-Plahr hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Wochenende aufgefordert, sich angesichts der Corona-Pandemie für eine Aufhebung des weitgehenden Blutspendeverbots stark zu machen (queer.de berichtete).
"Unter dem Blutspendeverbot leiden vor allem die, die nun dringend auf Spenderblut angewiesen sind", schrieben sie in einem Brief an den Minister. Das weitgehende Blutspendeverbot sei "lebensfremd". Einen ähnlichen Brief schrieben die beiden Liberalen an die Bundesärztekammer. Die Blutspende-Einschränkungen stammen noch aus der Zeit der Aids-Krise.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die USA das Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer gelockert hatten – statt bislang wie in Deutschland zwölf Monate sexfrei leben zu müssen, sind es nun "nur" noch drei (queer.de berichtete).
Aids- und LGBTI-Aktivisten bezeichnen die derzeit geltende einjährige Sex-Karrenzzeit als eine "Unverschämtheit" (queer.de berichtete). Das Verbot gilt selbst für treue schwule Ehepaare. Bei heterosexuellen Männern wird demgegenüber stets das tatsächliche sexuelle Risikoverhalten bewertet, nicht die sexuelle Orientierung. (AFP/dk)
Und genau Letzteres ist auch bei Schwulen nötig und geboten. Der Trauschein allein ist nämlich nach wie vor keine Garantie. Außerdem ist mir nicht ganz klar, weshalb hier Treue als Kriterium eingeführt wird. Haben wir komplett vergessen, dass es inzwischen drei offiziell anerkannte Safer-Sex-Praktiken gibt?
Wie sagte der User "Ehewahn" letztens so schön?
"Das Grundproblem dieser ganzen Diskussion ist es, über "Lebenswandel" zu reden statt über Schutzverhalten, und beides permanent miteinander zu verwechseln."
www.queer.de/detail.php?article_id=35847&kommeinzel=5706
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