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Netflix-Serie
"Haus des Geldes": Kontroverse um Trans-Figur
Die Netflix-Erfolgsserie hat erstmals eine transsexuelle Figur – vielen stößt jedoch die Wahl der Schauspielerin sauer auf. Artikel enthält kleine Spoiler.

"Haus des Geldes" begeistert derzeit Netflix-Nutzer in der ganzen Welt (Bild: Netflix)
- 8. April 2020, 14:12h 2 Min.
Erst am Freitag hat Netflix die vierte Staffel der spanischen Krimiserie "Haus des Geldes" freigeschaltet – und für eine Überraschung gesorgt: In Folge fünf wird in einer Rückblende gezeigt, dass Julia alias Manila (dargestellt von Goya-Preisträgerin Belén Cuesta) eine Transfrau ist. Die Figur ist seit der siebten Folge der dritten Staffel dabei.
In sozialen Netzwerken gibt es jetzt Kritik, dass für die Rolle keine trans Schauspielerin ausgewählt wurde. "Wie kann es sein, dass 2020 eine Cis-Schauspielerin noch eine Trans-Rolle übernehmen kann", fragte etwa Twitter-Nutzerin Patricia. Eine andere empörte sich: "Gibt es etwa keine trans Schauspielerin in ganz Spanien oder darüber hinaus, die die Rolle der Manila übernehmen kann?" Auf Englisch beklagte ein Nutzer: "Alle haben sich so gefreut über die neue Figur Manila in 'Haus des Geldes'. Ich werde es also einfach sagen: Transfiguren sollten von trans Schauspielern und Schauspielerinnen dargestellt werden."
/ dagb25Como es que en pleno 2020 ponen a una actriz cisgenero (Belen cuesta) a Interpretar un papel TRANS ? Buena esa #NetflixEspaña #LaCasaDePapel4 pic.twitter.com/3L905bp3kz
patricia (@dagb25) April 4, 2020
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/ nanodelchuy¿No había una actriz trans en toda España, o aún fuera de ésta, que pudiera hacer el papel de Manila?#LaCasaDePapel4
Nano del Chuy (@nanodelchuy) April 5, 2020
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/ exmpiouseverybody seems so excited about manila in money heist being a new character so im just gonna go ahead and say it:
Pat Soria (@exmpious) April 6, 2020
trans characters should be played by trans actors and actresses!!
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Cuesta: "Eine Cisfrau kann eine Transfrau spielen"
Die Schauspielerin verteidigte sich: Gegenüber der Zeitung "El Español" sagte Cuesta, sie verstehe, dass viele transsexuelle Schauspielerinnen Hürden überwinden müssten, um im TV- und Film-Geschäft Fuß zu fassen. "Ich unterstütze sie sehr", so die 36-Jährige. Allerdings sollte auch sie eine Transfrau darstellen dürfen: "Eine Cisfrau kann eine Transfrau und eine Transfrau kann eine Cisfrau spielen."

Schauspielerin Belén Cuesta im Jahr 2017 bei einem Filmfestival in Málaga (Bild: FOTOS RTVA / flickr)
Die 2017 in einer anders geschnittenen Version im Privatsender Antena 3 gestartete Serie "Haus des Geldes" (Originaltitel: "La casa de papel", wörtlich: "Das Papierhaus") gehört zu größten internationalen TV-Erfolgen der letzten Jahre: In Deutschland ist die spanische Produktion gerade die meistgestreamte Sendung auf Netflix. Nach eigenen Angaben ist die Serie die erfolgreichste nicht-englischsprachige Produktion, die das amerikanische Portal jemals gezeigt habe.
In den letzten Jahren gab es vermehrt Kritik daran, dass cissexuelle Schauspieler*innen transsexuelle Rollen übernehmen. Dies führte sogar 2018 dazu, dass ein Multimillionendollar-Projekt abgesagt wurde: Konkret ging es darum, dass Scarlett Johansson, die derzeit nach Einnahmen erfolgreichste Schauspielerin der Welt, für den Film "Rub & Tug" in die Rolle eines Transmannes schlüpfen wollte (queer.de berichtete). Nach scharfen Attacken zog sich der Star aus Filmen wie "Avengers: Endgame", "Marriage Story" und "Jojo Rabbit" schließlich von dem Filmprojekt zurück (queer.de berichtete). Das Trans-Biopic, das auf wahren Ereignissen beruht, wurde bis heute nicht gedreht. (dk)
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Solche "gefühlten" Support-Statements glaub ich persönlich ja erst, wenn ich von so 3-5 Betroffenen, in dem Fall Trans*-Schauspieler*innen, ausführliche Berichte darüber gesehen habe, wie diese Unterstützung denn konkret ausgesehen hat, und dass sie mit persönlichen Abstrichen verbunden war.
Das mal weitergedacht würde heißen, dass sie als eine der seltenen, tatsächlichen Supporterinnen, natürlich eine ganze Menge trans*-Schauspielerinnen kenne würde. Und mit denen über die Rolle gesprochen hätte. Und an dem Punkt könnte sie dann ja auch einfach mal auf die Zeitungsartikel verweisen, in denen diese 2-3 trans*-Frauen sich in Interviews ausführlich dazu geäußert haben, wie diese Gespräche verlaufen sind.
Die meisten Cissen empfinden sich überhaupt schon als unglaubliche Trans*-Supporter, wenn sie irgendwo mal ausgedrückt haben, dass sie unsereins jetzt zumindest nicht unbedingt gleich tot sehen wollen (daher der "gefühlte" Support"). So wie die Ex-Kollegin, die natürlich fand, dass sie ja auch Schwule supportet - nur brauchen die ja bitte nicht raushängen lassen, dass sie schwul sind.
Wennste solchen selbstattestierten, gefühlten Supporter*innen dann verklickerst, dass "ja, aber das Nötigste, um zu gucken, ob man nicht doch in dem Geschlecht leben und bleiben könnte, sollte in jedem Fall ja schon versucht werden" letztlich eine Forderung nach Konversionstherapie darstellt und selbstverständlich transfeindlich ist, sind sie dann tödlich beleidigt. Denn statt sie für sowas zu kritisieren, könnteste dich ja schon erstmal darin üben, dankbar zu sein. Immerhin sind sie Supporter.
Finden sie.