Franklin Graham, amerikanischer Evangelist und Betreiber einer christlichen Wohltätigkeitsorganisation, hat sein Verbot von LGBTI-Mitarbeitern in seinem mit 68 Betten ausgestattetenen Zelt-Krankenhaus im New Yorker Central Park gegen Kritik verteidigt. Gegenüber der Zeitung "Charlotte Observer" verglich der 67-Jährige Homosexualität mit Drogenmissbrauch, Alkoholkonsum und anderen Verhaltensweisen, die er als unchristlich ansieht.
Die Errichtung des provisorischen Hospitals war vor gut zwei Wochen auf Kritik gestoßen, weil alle Mitarbeiter in einem "Glaubensbekenntnis" versichern mussten, dass sie homo- und transphob sind (queer.de berichtete). LGBTI-Aktivisten warnten daraufhin davor, dass diese verbriefte Abneigung gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten für LGBTI-Patienten tödlich sein könne. Unter anderem protestierte der Aktionskünstler Reverend Billy gegen das Hospital und wurde von der Polizei festgenommen (queer.de berichtete). Er musste deshalb eine Nacht im Gefängnis verbringen.
"Alle unsere Mitarbeiter sind Christen"
Wörtlich sagte Graham, als er vom "Charlotte Observer" auf seine Ablehnung von LGBTI-Helfern angesprochen wurde: "Alle unsere Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter sind Christen. Es ist für uns sehr wichtig, dass – wenn mir Menschen helfen – dies im Namen von Jesus tun." Das sei "Teil dessen, wer wir sind".
Der Sohn des 2018 verstorbenen Erweckungspredigers Billy Graham fuhr fort, er wolle auch keinen Helfer, der während der Arbeit Alkohol trinke. "Ich will keine Person in unserem Team, die Drogen benutzt", so Graham weiter. Er wolle auch niemanden, der "Schimpfworte gebraucht" oder "Mädchen aufreißt". Allerdings erwähnt sein "Glaubensbekenntnis" weder Alkoholismus noch Drogenmissbrauch noch Schimpfworte oder die Belästigung von Frauen.
Graham will im Juni in Köln auftreten
Franklin Graham will seine Sicht des Christentums im Juni auch in Deutschland verbreiten: Ausgerechnet zu Beginn der CSD-Saison will er am 20. Juni in der Kölner Lanxess Arena auftreten – in einem euphemistisch "Festival of Hope" genannten Evangelisationsevent (queer.de berichtete). Trotz Appellen unter anderem von CSD-Organisatoren hält die Lanxess Arena bislang an der Veranstaltung fest, anders als Veranstaltungssäle in Großbritannien (queer.de berichtete). Noch ist aber unklar, ob das Groß-Event wegen der Corona-Krise stattfinden kann.
Auf seiner Homepage wirbt das "Festival of Hope" trotz der Corona-Krise weiterhin mit dem Auftritt von Franklin Graham in der Lanxess Arena, der größten Multifunktionsarena in Deutschland (Bild: festivalofhope.de)
In den letzten Jahren hatte Franklin Graham persönlich immer wieder gegen queere Menschen polemisiert. So warb er wiederholt für Homo-"Heilung" und lobte unter anderem das russische Gesetz gegen Homo-"Propaganda". Homosexuelle sind seiner Meinung nach so lange "Feinde" von Christen, solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht "bereuen".
Graham macht seinen Einfluss auf höchster politischer Ebene geltend: Anfang 2017 trat er etwa bei der Amtseinführung Donald Trumps auf. Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf stellte sich Graham klar auf die Seite des Amtsinhabers und kritisierte die Kandidaten der Demokraten: Er forderte letztes Jahr etwa den offen schwulen Pete Buttigieg auf, für seine Homosexualität Buße zu tun (queer.de berichtete). (dk)