Tammy Baldwin konnte die Senatswahl in Wisconsin zwei Mal deutlich gewinnen (Bild: United States Senate)
Pete Buttigieg hat mit seiner Kandidatur als Präsidentschaftskandidat queere Geschichte geschrieben: Noch nie zuvor hatte zuvor hatte sich ein offen schwuler Mann bei den Demokraten für diesen Posten beworben. Für eine Sensation sorgte der 38-jährige ehemalige Bürgermeister von South Bend in Indiana, als er die erste Vorwahl in Iowa knapp gewinnen konnte (queer.de berichtete). Vier Wochen später musste er aber aufgeben und unterstützt seither Joe Biden, den designierten Präsidentschaftskandidaten seiner Partei (queer.de berichtete).
Nun könnte Biden dafür sorgen, dass ein weiterer LGBTI-Meilenstein im politischen Leben der USA erreicht wird. Er könnte mit Tammy Baldwin erstmals eine lesbische Frau als Vizepräsidentschaftskandidatin berufen. Die 58-jährige Juristin sitzt seit 2013 für den Bundesstaat Wisconsin im US-Senat (queer.de berichtete). Sie ist die erste offen homosexuelle Person, die jemals einen Sitz in der 100 Mitglieder zählenden Parlamentskammer erobern konnte. In der Regel wird der Vizepräsidentschaftskandidat im Sommer vorgestellt.
Der 77-jährige Biden, gegen den Frauen immer wieder Belästigungsvorwürfe vorbringen, hatte bereits Ende März erklärt, dass er sich als seinen "Running Mate" eine Frau aussuchen werde. Bislang hatte es in den USA noch nie eine Vizepräsidentin gegeben – einzige weibliche Kandidatinnen waren 1984 Geraldine Ferraro an der Seite des Demokraten Walter Mondale sowie 2008 Homo-Hasserin Sarah Palin als "Running Mate" des Republikaners John McCain.
In den US-Medien werden Baldwin durchaus Außenseiterchancen ausgerechnet, allerdings gilt sie nicht als Favoritin. Die renommierte "Washington Post" führt sie in der Liste von möglichen Vizepräsidentschaftskandidatinnen etwa auf Rang fünf, CNN sieht sie auf dem sechsten Rang.
Baldwin stammt aus umkämpftem Bundesstaat
Für sie spreche, dass sie aus dem "Battleground State" Wisconsin stamme, in dem also sowohl Republikaner als auch Demokraten gewinnen können. Trump konnte den Staat 2016 etwa mit nur 0,7 Prozent Vorsprung vor Hillary Clinton erobern – und erhielt damit alle zehn Wahlmänner. Zwei Jahre später schaffte es Baldwin, ihren Senatssitz mit elf Prozentpunkten Vorsprung gegen ihre republikanische Kontrahentin zu verteidigen.
Baldwin gilt als progressiv, also relativ links. Sie befürwortet etwa die Einführung eines staatlichen Gesundheitssystems und eine deutliche Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz. Im Vergleich zu dezidiert linken Kandidatinnen wie Elizabeth Warren gilt sie aber als relativ zurückhaltend, was auch mit ihrer Herkunft aus einem strukturkonservativen Bundesstaat zu erklären ist.
Große Favoritin für den Vizepräsidentschaftsposten ist allerdings Senatorin Kamala Harris, eine ehemalige Präsidentschaftskandidatin, die gegen Biden unterlegen war. Die 55-Jährige wäre die erste Afroamerikanerin auf diesem Posten, die zudem auch noch indische Wurzeln hat. Sie gilt laut "Washington Post" als "logische Wahl". Allerdings stammt die ehemalige Bezirksstaatsanwältin aus Kalifornien, also einem Staat, den die Demokraten gegen Trump gar nicht verlieren können (Clinton hatte hier rund 30 Prozentpunkte Vorsprung). Außerdem hatte sie im Wahlkampf immer wieder Biden persönlich attackiert und ihm vorgeworfen, in der Vergangenheit rassistische Positionen vertreten zu haben. Inzwischen steht aber auch sie voll auf der Seite des Trump-Herausforderers.
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