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Nach Gerücht über Schwulen in neuer Serie
Türkei: Homo-Hasser rufen zu Netflix-Boykott auf
Weil der amerikanische Streamigdienst in einer eigenproduzierten türkischen Serie angeblich einen schwule Figur eingebaut hat, wird Netflix als "Feind des Islams" diffamiert.

Die achtteilige Serie "Love 101" geht während des Ramadans an den Start (Bild: Netflix)
- 17. April 2020, 08:10h 2 Min.
Kommende Woche soll die türkische Teenie-Serie "Love 101" weltweit bei Netflix an den Start gehen. Nach Angaben von Reuters gibt es in der Türkei gegen den Streamingdienst derzeit einen Shitstorm, weil das Gerücht verbreitet wurde, dass in der achtteiligen Serie eine schwule Figur vorkommen soll. Obwohl dieses Gerücht laut der Istanbuler Tageszeitung "Hürriyet" falsch sei, schaltete sich die Rundfunkaufsichtsbehörde ein. Die Serie spielt Ende der Neunzigerjahre und handelt davon, wie Schüler ihren einsamen Lehrer verkuppeln wollen.
Die Meldung von der schwulen Figur wurde von dem inzwischen gelöschten Twitter-Konto "@love101netflix" verbreitet. Demnach soll einer der Schüler schwul sein. Dies wurde vor allem kritisiert, weil Serienstart der 24. April ist – und damit einen Tag, nachdem der islamische Fastenmonat Ramadan beginnt.

Auch hierzulande wird die Serie im Original oder in einer deutschen Synchronfassung ab dem 24. April zu sehen sein (Bild: netflix.de)
TV-Aufsichtsbehörde will Homosexualität nicht "tolerieren"
"Wir werden keine Sendungen tolerieren, die den nationalen und spirituellen Werten unserer Gesellschaft zuwiderlaufen", erklärte Ebubekir Sahin, der Chef des Obersten Rates für Radio und Fernsehen (RTÜK), diese Woche gegenüber der regierungstreuen türkischen Zeitung "Yeni Akit". Der RTÜK ist die oberste Regulierungsbehörde für privaten Rundfunk. Netflix hat sich bislang nicht zu den "Vorwürfen" geäußert, warnte aber pauschal vor "Fehlinformationen".
In sozialen Netzwerken gab es viele Hassbotschaften gegen den amerikanischen Streamingdienst. Viele rufen zu einem Boykott auf. Netflix wurde unter anderem vorgeworfen, "Unmoral zu normalisieren" und ein "Feind des Islams" zu sein.
Homosexualität ist in der Türkei zwar seit 1858 legal – Deutschland schaffte sein Homo-Verbot 111 Jahre später teilweise ab. Allerdings hat sich in der Türkei insbesondere in den letzten Jahren die Stimmung gegenüber sexuellen Minderheiten verschärft. Dazu trägt auch die Regierung des Autokraten Recep Tayyip Erdoğan bei, der immer wieder gegen Schwule und Lesben Stimmung macht (queer.de berichtete). Letztes Jahr echauffierte sich auch der Chef der obersten staatlichen Religionsbehörde über CSDs und erklärte, die Akzeptanz von Homosexuellen widerspreche der Schöpfung (queer.de berichtete). (dk)
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