Auch Ikea setzt sich dafür ein, dass die Diskriminierung von potenziellen schwulen Blutspendern endlich beendet wird (Bild: kaktuslampan / flickr)
Die "PrOUT at Work"-Foundation hat in Zusammenarbeit mit mehreren in Deutschland aktiven Großunternehmen am Freitag ein Positionspapier veröffentlicht, in dem ein Ende der Diskriminierung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten beim Zugang zum Blutspenden gefordert wird. Derzeit dürfen etwa schwule Männer nur Blut spenden, wenn sie zwölf Monate lang keinen Sex gehabt haben – nicht einmal mit ihrem eigenen Ehemann. Die Regelung betrifft auch transsexuelle Personen, die Sexualverkehr mit Männern haben. Ein derartiges Sex-Verbot gibt es für cissexuelle Heteromänner nicht.
In dem Brief wird beklagt: "Durch die ausschließliche Anknüpfung der Richtlinie an die sexuelle Orientierung wird [Homo-, Bi- und Transsexuellen] pauschal ein Risikoverhalten unterstellt – unabhängig von ihrem tatsächlichen sexuellen Verhalten und ihrer individuellen Lebenssituation wie z.B. einer monogamen Partnerschaft." Die zwölfmonatige Sex-Karenzzeit führe faktisch dazu, dass dieser Personenkreis "oftmals gar nicht Blut spenden" könne. Diese Rechtslage entspreche "nicht unseren Maßstäben für ein diskriminierungsfreies Umfeld".
"Individuelles Sexualverhalten" wichtiger als sexuelle Orientierung
In dem Brief wird auch eine Lösung angeboten: Durch eine gezielte Befragung der spendewilligen Personen ließe sich herausfinden, "ob das individuelle Sexualverhalten der Betroffenen tatsächlich ein höheres Übertragungsrisiko birgt", heißt es. "Kriterien könnten insoweit das Leben in monogamer Partnerschaft bzw. der letzte Wechsel des Sexualpartners sein, aber auch Präventivmaßnahmen wie die Verwendung von Kondomen oder der Schutz durch medikamentöse HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP)".
Das Papier haben folgende Firmen unterschrieben: Das zum Bertelsmann-Konzern gehörende Gütersloher Dienstleistungsunternehmen Arvato, der Hannoveraner Automobilzulieferer Continental, die Deutsche Bahn, der Einrichtungskonzern Ikea, das Großhandelsunternehmen Metro, der US-Softwarekonzern Microsoft, die New Yorker Strategieberatung Oliver Wyman, das Hamburger Versandhandelsunternehmen Otto, das Walldorfer Softwareunternehmen SAP, der Essener Industriekonzern ThyssenKrupp, das Potsdamer Filmunternehmen UFA, das LGBTI-Unternehmen Uhlala (Sticks & Stones) und die amerikanische Wirtschaftskanzlei White & Case.
Aids- und LGBTI-Aktivisten appellieren bereits seit Jahren an die deutschen Behörden, die nicht mehr zeitgemäße Ungleichbehandlung von Blutspendern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu beenden. Die derzeit geltende einjährige Sex-Karrenzzeit bezeichnete ein Sprecher der Deutschen Aidshilfe als "Unverschämtheit" (queer.de berichtete). Zuletzt startete die FDP-Bundestagsfraktion eine Initiative, die Lage zu ändern (queer.de berichtete). Das Bundesgesundheitsministerium lehnte aber erst Anfang dieses Monats eine Gleichbehandlung von schwulen und bisexuellen Männern ab (queer.de berichtete). (dk)
Tja, Jens Spahn folgt brav den Wünschen der religiösen Hardliner...
Wie schon beim Thema Verbot von Homo-Heilern:
auch da ignoriert die Bundesregierung die Forderungen der Wissenschaft und spielt brav Schoßhündchen religiöser Fanatiker.
In beiden Fällen geht es um Menschenleben - aber das ist Union und SPD (und allen voran Jens Spahn) offenbar egal. Man will es sich nicht mit gewissen Leuten verscherzen... Was zählen da schon wissenschaftliche Fakten und Argumente...