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Abwertender Facebook-Eintrag

Junge Union macht Intersexuellen-Toiletten für "eklige" Schulklos verantwortlich

Der CDU-Nachwuchs lacht offenbar über die gleichen Toiletten-"Witze" wie die scheidende Bundesvorsitzende.


In der CDU ist man offenbar auf das Toilettenverhalten von Intersexuellen fixiert (Bild: Facebook)
  • 6. Mai 2020, 14:18h 48 3 Min.

Die Junge Union Rheinland-Pfalz sieht offenbar Intersexuelle als Grund dafür, dass die Schultoiletten im Land in einem schlechten Zustand sind. Auf Facebook verbreitete die CDU-Jugendorganisation am Mittwochvormittag ein Bild, das eine Person in Astronautenverkleidung auf einer heruntergekommenen Toilette zeigt und der Aufschrift: "Lieber genug Geld für Schultoiletten statt Toiletten für das dritte Geschlecht."

Dazu erklärte die Junge Union: "Damit der Besuch unserer Schulklos nicht mehr weiter zur Ekel-Prüfung wird. Auch warmes Wasser zum Händewaschen wäre dort mal angebracht." Was diese "Ekel-Prüfung" mit dem "dritten Geschlecht" zu tun hat, wurde in dem Facebook-Eintrag nicht verraten.

Die abwertende Haltung der Jungen Union gegenüber den geschätzt 100.000 bis 200.000 intersexuellen Menschen in Deutschland erinnert an den Faschingsauftritt der scheidenden CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer im letzten Jahr, bei dem sich die Saarländerin über Inter-Toiletten lustig gemacht hatte. Damals sprach sie abwertend von einer "Latte-Macchiato-Fraktion", die die Toiletten für das dritte Geschlecht" einführe (queer.de berichtete). Diese Toiletten seien gedacht "für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen."

Innerparteiliche Kritik

Einigen Christdemokraten ging der gegen Intersexuelle gerichtete Facebook-Eintrag der Jungen Union offenbar zu weit: "Ich finde es generell schwierig zwei solche Themen gegeneinander auszuspielen", schrieb eine Nutzerin des sozialen Netzwerks, die sich als langjähriges CDU-Mitglied identifizierte. Ein CDU-Ortsvorsitzender aus Nordrhein-Westfalen ergänzte: "Billigen Populismus hätte ich von der JU so nicht erwartet."

Der hessische Landesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) zeigte sich in der Kommentarspalte entsetzt über die Parteifreunde: "Warum müsst Ihr eine sinnvolle Forderung (nach Investitionen in die sanitären Anlagen) mit einer Polemik gegen Minderheiten verknüpfen – völlig ohne Not und rein aus politischem Kalkül. Dafür solltet Ihr Euch schämen." Diese Kritik wurde unter anderem von der LSU Nordrhein-Westfalen mit einem "Gefällt mir" versehen.

Unverständnis äußerte auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld: "Es ist nicht nur völlig daneben, sondern eine Diskriminierung und ein gegeneinander Ausspielen Schüler_innen/Trans* und Intersexuelle", schrieb der geschäftsführende Vorstand Jörg Litwinschuh-Barthel auf Twitter. "Schämt Euch Junge Union Deutschlands."

/ mhstiftung
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Nicht die erste Entgleisung der Jungen Union

Allerdings gehört das Lustigmachen über Intersexualität bei der Jungen Union offenbar bereits zum guten Ton: Letztes Jahr polterte der neue JU-Chef Tilman Kuban bei einem Treffen gegen "Schultoiletten für das 3. bis 312. Geschlecht" (queer.de berichtete).


Auch bei der Schwesterpartei der CDU wird seit Jahren mit Toiletten Stimmung gemacht: Facebook-Motiv der CSU aus dem Jahr 2017

Selbst die pure Existenz von Intersexuellen wird in der CDU in Frage gestellt: Anfang dieses Jahres erklärte der sächsische Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß, dass es ein drittes oder noch mehr Geschlechter "nicht im realen Leben" gebe (queer.de berichtete). (dk)

Nachträglich ergänzt um den Tweet der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

-w-

#1 SarkastikerAnonym
  • 06.05.2020, 16:23h
  • "Ein CDU-Ortsvorsitzender aus Nordrhein-Westfalen ergänzte: "Billigen Populismus hätte ich von der JU so nicht erwartet.""

    Wenn nicht von der AfD, so wird doch "Billiger Populismus" gerade von der Jungen Union immer wieder fröhlich verwendet.
    Die Erwartung des Ortsvorsitzenden ist geprägt von Ignoranz oder Naivität.
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#2 Julian SAnonym
  • 06.05.2020, 16:54h
  • Sorry "Junge Union", aber in meiner Schulzeit waren die Schulklos auch schon unbenutzbar - ganz ohne Intersexuellen-Toiletten und schon in den 1990ern.

    Aber es ist halt einfacher, die Schuld bei anderen zu suchen, statt das eigene Versagen in der Schulpolitik einzugestehen, das schon seit Jahrzehnten anhält - lange vor Beginn der Toiletten-Diskussion.

    In unserem Klassenraum stand 6 Jahre ein Eimer unter einer Stelle, weil es da durch regnete und Schimmel an der Decke war. Alles vor der Toiletten-Diskussion. Aber das ist wohl für die Union auch Folge von einer Diskussion, die es damals noch gar nicht gab.

    So machen das immer Politiker, die versagen:
    Schuld sind immer nur die anderen.
    Und Minderheiten sind am besten geeignet, ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben.
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#3 YannickAnonym
  • 06.05.2020, 17:14h
  • Antwort auf #2 von Julian S
  • Der marode bis baufällige Zustand von Schultoiletten und teilweise auch Klassenzimmern war schon in meiner Schulzeit in den 1980ern Alltag an allen Schulen. Zuerst auf der Grundschule, dann auf der Realschule und dann auch auf dem Gymnasium.

    Also lange vor jeder Diskussion über Trans-Inter-Toiletten.

    Und übrigens in einem Bundesland, was meine komplette Schulzeit über (und auch die Jahre davor und danach) von der CDU regiert wurde.

    Und schon damals hat die CDU vor allem eines getan:
    geschwätzt, was man alles ändern wolle. Aber Taten sind dem Reden nie gefolgt. Und wie ich vor 5 Jahren bei einem Stufentreffen unserer ehemaligen Stufe mit Schulbesichtigung an meinem alten Gymnasium gesehen habe, hat sich bis heute NICHTS geändert. Übrigens: auch vor 5 Jahren unter CDU-Regierung.
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